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Cornelius

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Alle erstellten Inhalte von Cornelius

  1. Cornelius

    Low Budget

    Hallo @Stavanger Wie wäre es mit einem Kranich? Schmunzelnde Grüße Cornelius
  2. Cornelius

    Odins Opfer

    Frühmorgens, wenn die Nebel wallen, zieht Odin aus der Götter Hallen. Die Weltenesche Yggdrasil ist heute sein Etappenziel. Man hört nur selten von Besuchern, wo ihre wilden Wurzeln wuchern, am kühlen Born, wo Tag und Nacht der ranke Riese Mimir wacht. Aus trüben, schweren Schwaden löst - er siehts genau, wiewohl er döst - sich da ein Schemen, des Statur von mehr als menschlicher Natur. "Wer bist du, fremder Wanderer? Sidgrani und kein Anderer, so dünkt mir, streift in diese Auen, ins Riesenantlitz mir zu schauen." "Das hast du, Mimir, wohl erraten. Trotz aller meiner Heldentaten bin ich als Gott noch unvollkommen: Die Zukunft sehe ich verschwommen. Ich muss doch wissen, was sie bringt, verstehen, was die Norne singt. Gewähre mir von deinem Trank, dann gilt dir höchster Götterdank." "Die Bitte, die dein Busen nährt, sie sei dir herzlich gern gewährt! Doch heischt der Brauch, der hier zu pflegen, zuvor ein Pfand zu hinterlegen. Entbehre eines deiner Augen, das wird zum hehren Zwecke taugen. Dann darfst du wie aus Suppentöpfen die Weisheit aus der Quelle schöpfen." "Der Preis ist wahrlich nicht sehr billig, doch bin ich ihn zu zahlen willig. Ich gebe gern, was wohlbehütet, zu sehen, was das Schicksal brütet." Der Raben schauriges Gegröle ertönt, als aus der Augenhöhle der Gott, am Ufersaum gebückt, beherzt den teuren Apfel pflückt. Schon schwimmt er, dem Kristalle gleich, verborgen im geweihten Teich. Der Durstgeplagte schöpft den Trank, dann spricht er: "Dir, dem Hüter, Dank! Nun darf ich wahrlich wissend wandern von einem Pol der Welt zum andern und geh im Wagner-Festspielhaus mit Augenklappe ein und aus."
  3. Hallo Delf, liest sich süffig, aber im letzten Drittel geht es etwas zu sehr ins Name-Dropping über. Da wäre Weniger eventuell Mehr gewesen. Die ersten Strophen gefallen mir aber ausnehmend in Stimmung und Wortwahl. Vom Thema angeregt, werde ich jetzt gleich ein Gedicht aus meinem Fundus fischen, das sich auch mit der nordischen Sagenwelt beschäftigt. Und du bist schuld daran. Runengruß Cornelius
  4. Cornelius

    Vegan!

    Hallo Delf (und Uwe), es gibt durchaus Reime auf "Käse". Ohne Reimlexikon fallen mir spontan zum Beispiel "Fräse", "Gebläse", "Chaise", "Marseillaise" oder "Mayonnaise" ein. Letztere würde sogar zum kulinarischen Kontext passen...fehlt nur noch der Zusamenhang... Gruß Cornelius
  5. Cornelius

    Vegan!

    Hallo Delf, köstlich! Die Lautverschiebung von ü über ö (eu) zu ä ist in der Tat recht apart. Man könnte natürlich auch nach perfekt gleichklingenden Reimwörtern suchen, wenn du magst - muss aber nicht... Darf ich mich zur nächsten veganen Hackfleischlasagne einladen? Gruß Cornelius
  6. Hallo Uwe, gut, dass auch dieses Mal den obligatorischen eingebauten Tippfehler bemerkt hast... 😁Lies das Gedicht lieber nicht zu genau... Danke und Gruß Cornelius
  7. Hallo Delf, danke für dein Lob... auf der Theater- bzw. Opernbühne (in der Bibel selbst bleibt Salome ja am Leben; die historische Salome, um die es sich vermutlich handelt, wurde später sogar Königin von Klein-Armenien im heutigen Anatolien) lässt Herodes seine Stieftochter (die er kurz zuvor noch selbst begehrt hat) vermutlich aus Abscheu töten, nachdem er gesehen hat, wie sie die Lippen des Toten küsste. Wer weiß, was ihr noch alles einfiele...? Wenn man insbesondere die Oper von Strauss mit ihrer ebenso opulenten wie hypernervösen Musik durchlebt und durchlitten hat, scheint dieser Abschluss des Geschehens unmittelbar zwingend. Wenn du Opern magst, unbedingt die Schlussszene (ungefähr ab "Ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan") mal anhören. Herzlichen Dank für dein Interesse und deine Worte! Cornelius
  8. I Mancher Mensch ist, kaum geboren, zum Propheten auserkoren, manchen trifft erst spät dies Los. So auch jenen, welcher bloß Sohn sich nannte seines Vaters. Dann, im Rund des Welttheaters, stolpert er ins Rampenlicht, als Jehova zu ihm spricht: "Jona, nimm dein Haupt vom Tresen! Du, mein Knecht, bist auserlesen, einem Volk von Bösewichten eine Botschaft auszurichten. Schnür dein Bündel und dann geh graden Wegs nach Ninive. Den Bewohnern dort verkünde: 'Lange lebt ihr schon in Sünde. Länger dulde ich dies nicht. Fällig ist mein Strafgericht. Mögt ihr noch so heftig klagen: Nach Verlauf von vierzig Tagen mache ich mit einem Streich euch dem Wüstenboden gleich.' Geh nun und verkünde dort diese Botschaft Wort für Wort, und nach guter Boten Weise mach dich zügig auf die Reise! Dann begleitet dich mein Segen treu auf allen deinen Wegen." Jona fühlt sich nicht berauscht, als er diesem Wort gelauscht, und er räsoniert gequält: "Warum hat er mich gewählt? Besser hole doch ein andrer ihm genehmer Erdenwandrer aus dem Feuer die Kastanien. Lieber reise ich nach Spanien!*" (*Laut Jona 1,3 nahm der Prophet ein Schiff nach Tarsis [auch: Tarschisch], das antike Tartessos an der südlichen Atlantikküste Spaniens.) Um nun wieder sanft zu schlafen, fragt er gleich im nächsten Hafen: "Will ein Seemann sich bequemen, mich als Fahrgast aufzunehmen?" Mit dem Geld, das er gespart, zahlt er seine Überfahrt, und mit heiterem Gemüte legt er sich in die Kajüte. Auf dem blauen Ozean zieht der Frachter seine Bahn, als ein Sturmwind sich erhebt, dass des Seemanns Herz erbebt. Alles ist an Deck versammelt, während man Gebete stammelt. Aber Baal und Melkart schweigen, wollen sich nicht gnädig zeigen. Der Matrosen banger Chor findet kein geneigtes Ohr in dem weiten Himmel droben, während wild die Wellen toben. Jona wird im Bett entdeckt, unsanft aus dem Schlaf geweckt: "Wie kannst du hier schlafen, Mann? Rufe deine Gottheit an!" Jona tut, wie ihm geheißen, als die ersten Stricke reißen. Lotse, Steuermann und Maat wissen nur noch einen Rat: "Himmel, hilf! Wir müssen losen. Wer trägt Schuld an diesem Tosen?" Jona zieht das kurze Los. Die Verwunderung ist groß. Da die Blicke ihn durchbohren, spricht er: "Ich bin auserkoren, Gottes Wort zu überbringen, wollte fliehend ihm entspringen. Mich allein nahm er aufs Korn. Gegen mich nur rast sein Zorn. Brecht nur meinen Wanderstab, werft mich in mein nasses Grab!" Dieser flehentlichen Bitte wird nach guter Seemanssitte unverzüglich stattgegeben. Um zu retten Leib und Leben, werfen sie auf dessen Wort den Propheten über Bord. Dieser ist kaum eingetaucht, als des Meeres Zorn verraucht. Nur ein lauer Westwind säuselt, der den blanken Spiegel kräuselt. Jona kann sich nicht mehr regen, sinkt dem Meeresgrund entgegen. Er gewahrt mit letzter Kraft im Gewoge schemenhaft eines Walhais Silhouette, welchen Gott, dass er ihn rette aus des nassen Todes Hand, unverzüglich ausgesandt. Herzhaft gähnt der Retter und strudelt ihn in seinen Schlund. Zwischen dieses Tieres Rippen fließt es nun von Jonas Lippen: "Dank sei Dir, o Herr des Himmels und des lebenden Gewimmels! O wie tief war ich gesunken, wäre um ein Haar ertrunken, läge nun zu dieser Stunde auf des Meeres schwarzem Grunde, wo die Berge Wurzeln schlagen schon seit frühen Erdentagen. Mich umwanden Algensträhnen und ich weinte Reuetränen, die sich mit den Wogen mischten, welche schäumend mich umzischten. Doch du hast mich sanft errettet, in des Fisches Schlund gebettet, mir zum Reisen ein Gefährt wunderlicher Art gewährt." Dann entlässt das Meerestier seinen blinden Passagier, speit ihn aus in hohem Bogen und verschwindet in den Wogen. Nach geglückter weicher Landung rauscht es dunkel in der Brandung: "Ende des Versteckens Spiel! Ninive sei nun dein Ziel. Bring die Kunde von dem Fluch - und kein zweiter Fluchtversuch!" Kaum ist Jona wieder trocken, wendet er sich unerschrocken, ohne sich noch umzusehen, endlich seinen Weg zu gehen. II Vor ihm liegt sie nun, die hohle, gleißend schöne Metropole. Siebzig Stunden muss man wandern von dem einen Tor zum andern, und es finden sich hier Spuren der verschiedensten Kulturen. Durch der bunten Menschenmenge recht divers durchmischte Enge lenkt nun Jona seine Schritte zögerlich zur Marktplatzmitte, wo der auferlegten Predigt er sich wortgetreu entledigt: "Hört, ihr Leute, was ich künde: Lange lebt ihr schon in Sünde! Euer strenger Schöpfer spricht: 'Länger dulde ich dies nicht. Mögt ihr noch so heftig klagen: Nach Verlauf von vierzig Tagen mache ich mit einem Streich euch dem Wüstenboden gleich.'" Und so redet er beherzt, bis ihn seine Kehle schmerzt. Plötzlich rastet jeder Karren. Jeder Schritt scheint zu erstarren. Statt sich übers Ohr zu hauen, streuen Männer und auch Frauen Asche aufs entblößte Haupt. Aller Fröhlichkeit beraubt, knien sie auf der Erde nieder. Laut ertönen Klagelieder. Selbst der König, sonst recht eitel, nimmt das Diadem vom Scheitel, tauscht den feinen Purpurrock gegen Sack und Knotenstock, lebt vor seinem Volk asketisch ohne jeden Wohlstandsfetisch. Frauen, Männer, Greise, Kinder, selbst die schlimmsten Leuteschinder fasten vierzig Tage lang, um den nahen Untergang mit Gebet und milden Spenden doch noch einmal abzuwenden. Auch Jehova sieht die Reue. Nun bedenkt er sich aufs Neue. Jene Stadt bleibt ungeschoren, der Vernichtung er geschworen. Einzig Jona ist betrübt, dass der Richter Gnade übt, und er seufzt aus tiefster Brust: "Dieses hab ich gleich gewusst! Denn zu groß ist Deine Huld, nie verlierst Du die Geduld. Aber sag mir, welche Rolle ich im Stücke spielen solle. Darf ich denn Prophet mich nennen, wenn mein Irrtum zu erkennen?" Sprichts, und stumm und ungewollt sitzt er vor der Stadt und schmollt. Doch Jehova denkt erneut, wie er seinen Knecht erfreut. Als es dunkelt in den Dünen, fängt es ringsum an zu grünen. Schneller, als das Auge schaut, sprießt empor ein frisches Kraut. Anderntags am selben Ort ist die Staude schon verdorrt, denn ein Würmchen durfte wagen, ihre Wurzeln anzunagen. Jona wird am Morgen wach unter dem verwelkten Dach. In der Wüstensonnenglut wachsen in ihm Schmerz und Wut, und es bricht aus ihm hervor: "Leih, Jehova, mir dein Ohr! Nimm von mir des Lebens Last, denn es ist mir tief verhasst!" Doch Jehova spendet Trost: "Warum bist du so erbost? Schafft dir solcherart Verdruss dieser schlaffe Rizinus, dessen Schatten du genossest, ohne dass du ihn begossest? Ich nun sollte nicht bedauern diese Stadt, in deren Mauern Hundertzwanzigtausend wohnen, die ich wünschte zu verschonen? Gestern konnten diese Heiden rechts und links nicht unterscheiden. Du hast deinen Teil gegeben dazu, dass sie heute leben. Fröhlich wende dich nun heim. Mach dir deinen eignen Reim, schreibe die Geschichte nieder, dass man künftig immer wieder sie studiere und draus lerne: Reuigen verzeih ich gerne."
  9. Hallo Seeadler (und Uwe), wenn du "fremden" groß schriebest, wäre "eines Fremden Geist" der Geist eines Fremden. Ist es so zu verstehen? Der Aussage stimme ich unter Vorbehalt zu. Es wird zu viel geistiger Sondermüll zwischen Buchdeckel gepresst, aber nicht zu lesen macht auch nicht schlauer. Auf die Auswahl der Lektüre kommt es an - und darauf, den eigenen Geist von guten Vorbildern formen zu lassen. Und bitte glaub nicht alles, was du denkst! 😉 Gruß Cornelius
  10. Lieber Sid, wunderschön in Sprache übertragen, der Vorlage ebenbürtig. Gerade ist ja ein wiederentdeckter Klimt für 30 Millionen (in welcher Währung, habe ich vergessen) versteigert worden. Wie werden denn deine Wortgemälde gehandelt?
  11. Schließe mich gerne an...und freue mich auf "Vögel II" Gruß C.
  12. Cornelius

    Der gordische Knoten

    (aus dem Fundus) Grimmig spricht Gordios, König der Phryger: "Würden die Menschen doch endlich mal klüger, denen es Feuer im Busen entzündet, was das verwünschte Orakel verkündet: 'Wer hier den Mut hat sowie das Geschick, um zu entwirren den kniffligen Strick, welcher verknüpft dieses Joch mit der Deichsel - komm' er vom Tiber, vom Rhein, von der Weichsel -, dem soll als Herrscher ganz Asien gehören, treuen Gehorsam soll jeder ihm schwören. Nicht mit Gewalt sei gelöst dieser Knoten!' So hat es jenes Orakel geboten. Lange schon zähle ich nicht mehr die Namen aller Bewerber, die hoffnungsvoll kamen. Keinem, der restlos sein Hirnschmalz verbrauchte und sich zuletzt nur die Finger verstauchte, wollte das seltene Kunststück gelingen, dieses Stück Bast mit der Hand zu bezwingen. Viele schon mussten sich ruhmlos entfernen und das Versagen bei Gordios lernen. Sieh doch, da naht, die Sandalen voll Sand, auch schon ein weiterer Glücksaspirant. Wollen mal schauen, wie der sich so schlägt, ob er das Ding um ein Jota bewegt." Jener grüßt freundlich, besieht sich die Sache, geht um den Wagen (fast scheint er vom Fache), strafft seine Schultern und geht in die Hocke, streicht aus der Stirn eine störende Locke, zieht aus der Deichsel den eisernen Stift - und elegant ist die Klippe umschifft. Nur noch ein Ruckeln, schon hat er am End Deichsel und Joch voneinander getrennt, neigt sich recht höflich, spricht: "Bitte recht sehr! War das Manöver denn wirklich so schwer? Bester, wir trinken ein Glas miteinander! Nennt mich den Großen. Für dich: Alexander."
  13. Cornelius

    Knut

    Liebe Seeadler, eine köstliche kleine Rhapsodie in K...jeder Schlag deiner Schwingen bringt frischen Wind ins Forum! Schmunzelnde Grüße Cornelius
  14. Lieber Gummibaum, welch ein Start in den Tag mit der Lektüre dieses kunstreichen, eindrucksvollen Sonetts nach biblischem Sujet... Laut NT war es Herodias, die ihrer Tochter einflüsterte, sie solle als Belohnung für den Tanz auf Herodes' Geburtstagsfeier das Haupt Johannes des Täufers verlangen (den sie wegen seiner lästigen Moralpredigten aus dem Weg zu räumen wünschte). Freilich ist Herodes mitschuldig, denn seine Lüsternheit ebnete der Gattin (zuvor mit seinem Bruder Philippus vermählt) den Weg zur Befriedigung ihrer eigenen Rachegelüste. Ein großer Opernstoff... ...und ich, der simple Paarreimschmied, verneige mich vor dir, dem Meister des Sonetts. Gruß Cornelius
  15. Danke, lieber Gummibaum. In der Bibel bleibt die Tochter der Herodias ja anonym...In der Heiligen Schrift wird eine Jüngerin Jesu namens Maria Salome erwähnt, die aber mit dem Tod Johannes des Täufers nichts zu tun hat. Salome war laut dem Historiker Flavius Josephus der Name einer Tochter der Herodias, die in späterer Überlieferung mit der jungen Frau identifiziert wurde, die auf dem Geburtstagsfest des Herodes vor den Gästen tanzte. Als Bibelkenner wirst du bemerkt haben, was ich hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen möchte: Der Schluss meines Gedichtes - Salomes Kuss und ihre Hinrichtung - ist an die Tragödie "Salome" von Oscar Wilde angelehnt, die wiederum die Grundlage für die gleichnamige Oper von Richard Strauss bildete. In der Bibel wird davon nichts erwähnt. Die Geschichte scheint sich aber geradezu zwingend auf dieses effektvolle Finale hin zuspitzen zu wollen... Danke an euch alle fürs Lesen, Liken und Kommentieren! Grüße Cornelius
  16. Hallo Uwe, kurz, knapp und köstlich! Das erklärt im Übrigen Einiges... Grüße aus dem tiefsten Süden Hessens Cornelius
  17. I König David, frisch gekrönt und bislang vom Glück verwöhnt, möchte bei des Zephyrs Wehen auf dem Flachdach sich ergehen. Nebenan erfrischt gerade eine Dame sich im Bade. Einer Lotosblüte gleich ziert sie ihren Jadeteich. David ist schon nur noch Auge, überlegt, was ihm wohl tauge, unbemerkt von allen Spähern sich dem Wesen anzunähern. Wer sie sei, fragt er noch heute, und ihm sagen seine Leute: "König, das ist leicht zu raten. Einen Storch soll man uns braten, wenn das nicht Bathseba ist, welche ihren Mann vermisst, wisst: Uria, den Hethiter, unsern Blitz im Schlachtgewitter." David sitzt schon bald im Saal mit ihr beim vertrauten Mahl, spendet ihr mit aller Kunst seine königliche Gunst. Auch die Schöne, wie sich zeigt, ist durchaus nicht abgeneigt. Stunden, die hier leicht entfliehen, werden manches nach sich ziehen... II Bald nach diesem Stelldichein wohnt schon nicht mehr ganz allein des Hethiters schöne Frau. Sie besinnt sich nun genau, sendet ans royale Bett ein sehr zärtliches Billett und erklärt darin ganz frei, dass sie guter Hoffnung sei. David sinnt auf rasche Tat und auf wohlbedachten Rat, wie die Frucht der Liebesnacht zeitig man plausibel macht, lässt sogleich Uria rufen vor des Königsthrones Stufen: "Teurer Freund, wie schön! In Muße drück ich deine Hand zum Gruße! Du, auf den ich bauen kann, sag mir im Vertrauen an: Gibt es Neues von der Front? Wirst du selbst vom Glück besonnt?" "Rabba wird von uns bedrängt und im Kessel eingezwängt. Doch der Ammoniter Land hält noch unserm Angriff stand." "Bleibe heute Nacht zu Hause! Wohltun wird dir eine Pause. Geh zu deinem Eheweib zu vergnügtem Zeitvertreib. Macht euch ein paar schöne Stunden. Ruh und pflege deine Wunden." Doch Uria muss entgegnen: "Lass dein Lob auf andre regnen! Während Männer und auch Pferde schlafen auf der harten Erde, soll ich in den Kissen wühlen, meine Glut im Wissen kühlen, dass man mich im Kampf entbehrt? Wenig wäre ich dann wert!" Worauf David zu ihm spricht: "Du kennst wahrlich deine Pflicht! Willst du denn mit Ehefreuden deine Zeit hier nicht vergeuden, lass mit mir den Becher kreisen, und dann mache dich auf Reisen!" Und Uria mit Behagen lässt sich das nicht zweimal sagen. Dem Befehl folgt er nicht schüchtern, schläft dann, um sich auszunüchtern, tief den Schlummer des Gerechten, wahrhaft königlich Bezechten. David leitet ihn zur Pforte und entlässt ihn mit dem Worte: "Lass dein Ross die Hufe schwingen! Diesen Brief hier sollst du bringen Joab, meinem General, pünktlich vor dem Abendmahl." Frisch gestärkt und hoch geehrt steigt Uria auf sein Pferd, reitet an die Front zurück in das blinde Schlachtenglück. III Nach dem Ritt durch dunkle Nacht wird am Morgen überbracht jener Brief in Feindesland in des Feldherrn treue Hand, welcher auf dem Pergament wohl die Schrift sogleich erkennt: "Wie nun auch der Feind sich wendet und die Feuerpfeile sendet, soll Uria sich postieren, eure erste Reihe zieren. Wohl bedacht ist dieser Rat. Fragt nicht, schreitet rasch zur Tat!" Ohne lange nachzudenken und dem Zweifel Raum zu schenken, wird der Schlachtplan aufgestellt für den Kampf auf freiem Feld. Israel rückt zügig vor dicht bis an des Feindes Tor zu den dicken Festungsmauern, wo schon tausend Tode lauern. Hier, wo hell die Schwerter klirren, Schwärme spitzer Pfeile schwirren, endet auch Urias Leben, seinem König treu ergeben. Nun erwägt man mit Bedacht, wie man hiervon Meldung macht, schickt zum Ruhm des edlen Toten reitend einen schnellen Boten. Dieser bangt, wie er mit Würde sich entlade dieser Bürde, rezitiert mit matter Stimme, zitternd vor des Königs Grimme: "Einen Ausfall abzuwehren, rückten wir mit unsern Speeren alle Mann geschlossen vor bis vor Rabbas Felsentor. Doch des Krieges blinder Wut zahlten reichlich wir Tribut. Auch Uria, den Hethiter, raubte dort der arge Schnitter." Doch statt dass er sich erbost, spendet König David Trost: "Wohl, die Kunde von der Schlacht hast du treulich überbracht. Ruh ein wenig hier im Haus, und dann richte Joab aus: 'Tut es uns auch herzlich leid: Alle Zeit sei man bereit, solche Nachricht zu erhalten, wenn des Krieges Gräuel walten. Wenn das Schwert geschwungen ist, fragt es niemals, wen es frisst.'" Auf die kummervolle Kunde von des Gatten letzter Stunde hält Bathseba Totenklage sieben Nächte, sieben Tage. Dann, des Königs Braut zu sein, zieht sie im Palaste ein, wird von einem hübschen, runden kleinen Prinzen bald entbunden. Doch des Vaters Mordintrige lastet auf des Kindes Wiege unheilvoll und schicksalsschwer. Bald schon ist dieselbe leer...
  18. Guten Abend Gummibaum, ein würdiger Nachruf auf ein tragisches Genie. Hast du noch mehr von der Sorte? @Teddybär: Schönes Bild! Selbst gemalt?
  19. Lieber Herbert, poetisch, selbstironisch, gefühlvoll ohne triefende Sentimentalität...ein Gedicht! Findet jedenfalls Cornelius
  20. Hallo Ralf, wieder ein schönes Wortspiel für die Sammlung... Was kräht dort oben auf dem Turm aus voller Brust der Wetterhahn? Ereilt uns Regen oder Sturm? "Mir gleich", so denkt der Wetteran... Wetterfeste Grüße Cornelius
  21. Lieber Carolus, verflossene Erinnerungen wieder zurückholen zu wollen kann ein heikles Unterfangen sein. Manchmal gelingt es, aber die Gefahr ist groß, dass es in Ernüchterung mündet. Deine Zeilen fangen das sehr schön ein. Die äußere Bühne ist die gleiche geblieben, aber die Protagonisten haben sich gewandelt und können (oder wollen?) sich nicht zurück verwandeln. Die Zeile "Pünktlich der Zug" verleiht der Szene etwas Surreales. Gerne gelesen. Gruß Cornelius
  22. Lieber Perry, deine Gedichte im Allgemeinen und dieses im Besonderen sind wunderbare Stimmungsaufheller, auch prophylaktisch zu empfehlen. Auf meine Lieblingsmusik möchte ich dennoch nicht verzichten... Gruß Cornelius
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