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Cornelius

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Alle erstellten Inhalte von Cornelius

  1. "Genosse, greif den Zaum und reit mit mir geschwind durch Raum und Zeit!" So tönt es in der Runde heiter. Wild wimmeln Rosse, Hunde, Reiter. Voll frischen Muts (soll heißen: wirsch) verfolgen sie den weißen Hirsch, um weidlich an dem Tier zu feilen, es brüderlich durch Vier zu teilen. Jung Siegfried trinkt mit Hagen Saft und beide rülpsen sagenhaft. Der Blondschopf aus dem fernen Land, der wenig Zeit zum Lernen fand, ließ Blech um seine Beine schweißen, damit ihn keine Schweine beißen. Der Dorn der wilden Heckenrose zerfetzte sonst des Recken Hose, der siegreich mit dem Drachen kämpfte und dessen lautes Krachen dämpfte. Doch bleibt an ihm ein wunder Fleck. Er beißt beherzt ins Flunderweck und dreht dem Freund den Rücken zu. Im Wald herrscht zum Entzücken Ruh. Es zischt - schon steckt der Speer im Ziel. (Gewiss war Pilz-Verzehr im Spiel.) Geräuschvoll hustet Hagen Schleim und röchelt dann verschlagen: "Heim zur Burg! Ein Wams aus Wolle tragen ist etwas, das nur Trolle wagen. War auch sein Treuezeichen Lug: Dem Mann gebührt ein Leichenzug. Er wusste mit dem Schwanz zu geigen - von allem andern ganz zu schweigen."
  2. Danke, @Claudi und @Alexander, für euer Lob, über das ich mich mehr freue, als sich mit einem schlichten "Danke" sagen lässt. Das nächste Schüttelgedicht ist bereits im Ofen, nun zögere ich etwas, es herauszuziehen ... Moin @horstgrosse2, drei oder vier Silben? Kommt drauf an, ob du mich "Cor-ne-li-us" oder "Cor-nel-jus" nennst, was mir beides recht wäre ... Als Reimpartner wünsche ich mir den finnischen Komponisten Jean Sibelius ... Grüße, auch an alle, die ein Like spendiert haben! C.
  3. Dem Wind in Wipfeln lauschen Raben, die sich an seinem Rauschen laben. Ich hör das Lied vom Zeisig rieseln, begegne tief im Reisig Zieseln, und Streifenhörnchen kacken Nüsse, sobald ich ihren Nacken küsse. Wer ist es, der dort Latten schichtet, wo sich der dichte Schatten lichtet? Die Hexe lässt die Schürze fallen, schon hört man ihre Fürze schallen. Im Kessel köchelt Krötenfleisch und Zaubervögel flöten. Kreisch! Allein zu Hause schmiert Schneewittchen erfüllt von stillem Herzweh Schnittchen. Ich sehe sieben Kumpel rennen, die scheinbar nur Gerumpel kennen. Wie laut und falsch die Zwerge singen! Man sollte sie in Särge zwingen. Dort winkt zum Gruß ein Bibelzwerg gleich neben einem Zwiebelberg. Was ich zuletzt noch sagen wollte: Wer diese Reise wagen sollte, der reise stets per Katapult, denn hier ist "Pata Pata" Kult.
  4. Guten Morgen Ralf, Wieder ein Wortspiel, das die Fantasie beschäftigt, ob man will oder nicht ... So einen Zeitgenossen meine ich auch schon hin und wieder beobachtet zu haben: Fußbekleidung andrer Leute war es, was sein Auge freute. Straff geschnürte Wanderschuhe brachten ihn aus jeder Ruhe. Elegante Budapester: Sie berauschten ihn wie Trester. Sneaker mit entblößten Knöcheln ließen ihn vor Wollust röcheln. Weiße Socken in Sandalen weckten in ihm Höllenqualen. High Heels, Pumps und Stiefeletten konnten seine Stimmung retten. Nächtlich mochte ihm dann träumen: Schuhe wüchsen auf den Bäumen, und er schüttelte vom Aste auch ein Paar, das ihm gut passte ...
  5. Ich möchte von den Fohlen singen, die wir auf nackten Sohlen fingen, als sanfte Sommerwinde bliesen, den Weg nur für uns Blinde wiesen - wir waren ja vor Liebe blind und wünschten uns, es bliebe lind. In rauen Zeiten weht der Sturm. Im Erdreich widersteht der Wurm. So Vieles hat die Zeit verwehrt. Wir haben uns so weit verzehrt, und manches aus dem Kopf zu schlagen, um unsern grauen Schopf zu klagen, ersteigen trotz Thrombosen Hügel und hüten jeden Hosenbügel. Bald liegt man durch ein Wunder flach und wird vielleicht als Flunder wach. Du hörst: Nun wird mein Singen leer. Mich dauert dies Misslingen sehr ...
  6. Liebe @sofakatze, liebe @Letreo71, das ist aber nett, von euch ein Schmunzeln beziehungsweise einen Kommentar zu diesem Frühwerk zu bekommen. Dem Datum nach muss das eines der ersten Gedichte gewesen sein, die ich hier veröffentlicht habe, vor über einem Jahr. Lang ist's her ... In meiner Schublade lag es schon eine Weile länger. Freut mich, wenn die Idee gefällt. Die Ausführung könnte freilich noch besser sein. Angeregt hat mich übrigens ein Prosatext von Georg Christoph Lichtenberg: "Allergnädigstes Sendschreiben der Erde an den Mond". Das brachte mich zum Nachdenken darüber, was wohl umgekehrt der Mond der Erde auszurichten haben könnte ... Eine angenehme Mond-Nacht wünscht Cornelius
  7. Hallo Terrapin, schöne mystisch-melancholische Bilder, angefangen beim Titel. Im letzten Vers fliege ich beim Lesen aber aus dem Rhythmus. Das ganze Gedicht fließt bis dorthin in diesem Metrum: xX xX xX xXx xX xX xX xX, also ein vierhebiger Jambus mit regelmäßigem Wechsel weiblicher und männlicher Kadenzen. Die letzte Zeile betone ich so: Xxx Xxx Xxx Xx, somit als Daktylus mit verkürzter Endung. Ist dieser Rhythmuswechsel von dir so gewollt? Handelt es sich dabei um ein Schema, das ich nicht kenne? Wie auch immer: Danke für dieses schöne Gedicht. Gruß Cornelius
  8. Cornelius

    Fehlkauf (geschüttelt)

    Im Markt ersteht der Meier Hannes zum Preise eines Heiermannes, was er, wie uns sein Gang belehrt, fürs traute Heim schon lang begehrt. Daheim ist seine Stirn gefaltet, wie auf dem Berg sich Firn gestaltet. Man hört ihn unheilträchtig motzen und seinem Schicksal mächtig trotzen: "Verkaufte dieses Lumpenpack mir doch den falschen Pumpenlack!" Er tupft von einer Warze Schweiß: "Nun denn - wird halt das Schwarze Weiß ..."
  9. Lieber gummibaum, @Letreo71 hat es schon gesagt: Erstaunlich, mit welchem lyrischen Atem du hier einen drei Strophen langen Satz verströmst, in dem sich Zeile für Zeile die Bilder (jedes eine Perle für sich) zur Hommage an ein geliebtes Möbelstück fügen, das so viel mehr ist als nur ein aus Brettern zusammengefügter Verschlag. (Vielleicht zusammengefügt aus den Brettern, die viele Banausen vor dem Kopf haben?) Möchte es sofort in die Sammlung meiner Lieblingsgedichte aufnehmen. Gruß Cornelius
  10. Erfrischend, lieber Herbert! Gottes großer Zoo ist ein unerschöpfliches Reservoir auch für uns Pegasus-Ritter. Nicht etwa um sich über unsere Mitgeschöpfe lustig zu machen, sondern um uns in ihnen wie in einem Spiegel zu erkennen. Das ist dir hier zur Erheiterung gut gelungen. Gerne täglich mehr davon ... Grüße vom Brillenbär Cornelius
  11. Im Land der großen, stillen Weiten und unbegrenzten Möglichkeiten lebt dieser stolze Vogel wild. Er schmückt auch manches Hinweisschild an deutschen Wäldern oder Wiesen, doch kreist er niemals über diesen. Am Hudson und am Yukon-Strand befindet sich sein Heimatland. Dort segelt er auf breiten Schwingen und greift sich gern, was andre fingen. Im Feder-Kleide, das ihn ziert, sind Schwarz und Weiß streng separiert. Sein Schrei ist bloß ein harsches Keckern, doch wollen wir nicht weiter meckern: Der deutsche Michel hat den Kohl und Uncle Sam sein Staatssymbol.
  12. Lieber Gummibaum, vielen Dank für diesen Einblick in die lyrische Nebenhöhlenforschung. Deinem Gedicht wünsche ich breiteste Popularität . Ich finde es faszinierend und musste es einfach zu Ende lesen ... und dann noch mehrmals wieder, trotz der schon von @Eliane geäußerten Bedenken. Angesichts deiner faszinierenden Wort-Skulptur ist Wegschauen schlicht unmöglich. Neugierig auf weitere Kostbarkeiten aus deinem Fundus (oder neue "Ergüsse") grüßt Cornelius
  13. Cornelius

    Der Pop-Philosoph

    Ein Schöngeist in Bob-Dylan-Pose greift grübelnd nach der Pillendose: "Welch schöne Dinge sind zu wagen? Das weiß allein der Wind zu sagen ..."
  14. Der Schnabel ist ihr wohl gewachsen, die Kehle meisterlich gestimmt. Sie lässt nicht ab, herum zu flachsen und streut auf alles ihren Zimt. Egal, was zwitschert oder flötet, was schnattert, maunzt und tiriliert, was gackert, trillert oder trötet - es wird gleich täuschend imitiert. Sie sitzt, wo immer jemand trottet, lässt keine Seele unversehrt - und wirst du nicht von ihr verspottet, dann bist du nicht des Spottes wert.
  15. Hallo Herbert, Köstlich! Es soll ja immer noch Menschen geben, die sich von Darwins Lehren einfach nicht überzeugen lassen wollen: Der Lehrer lehrt (den Mund in Fransen): "Wir alle stammen vom Schimpansen!" Klein Erna hebt die Hand und spricht: "Herr Müller, Sie vielleicht - ich nicht!" Gruß Cornelius (Anmerkung: Auch Lehrer Müller sollte seinen Darwin noch einmal genauer lesen. Der hat nämlich nie behauptet, der Mensch stamme vom Affen ab, jedenfalls nicht von heute lebenden Primaten. Er postulierte nur, dass Affen und Menschen einen gemeinsamen Vorfahren haben müssten. Heutige Biologen glauben, dass es sich dabei um ein kleines, baumbewohnendes, Insekten fressendes Säugetier mit einem langen buschigen Schweif handelte, ähnlich dem Spitzhörnchen oder Tupaja, das heute noch, vom Aussterben bedroht, in den Wäldern Borneos lebt. Einige Nachfahren jenes Urahnen wurden zu Affen, die eines verhängnisvollen Tages von den Bäumen herabstiegen, andere ließen sich Flügel wachsen und schwangen sich als Fledermäuse in die Lüfte. Entscheide selbst, wer den besseren Weg gewählt hat ...)
  16. Wo dunkel die Zypressen schweigen (besonders dort, wo sie versumpfen), pflegt dieser Vogel sich zu zeigen und weiß dort glänzend aufzutrumpfen. Verführt vom Veitstanz der Hormone, mutiert der liebestolle Puter zur aufgebauschten Stilikone und randaliert als Ego-Shooter. Es naht die Zeit des Erntedankes, wenn bunt das Laub der Wälder rostet. Die Neige seines Liebestrankes hat unser Held längst ausgekostet. Ein Haus mit weißer Prunkfassade wird unverhofft zu seinem Kerker. Der Hausherr spricht ein Wort der Gnade und präsentiert ihn auf dem Erker. Das Henkersbeil war schon geschwungen, sein Leben drohte zu entfliehen. Noch einmal ist es ihm gelungen, den Kopf der Schlinge zu entziehen.
  17. Liebe Sofakatze, köstlich! Ich hätte vermutet, dass dieser Perle mehr als drei oder vier Tauchgänge im Wörtermeer vorausgegangen sein müssten ... Wenn ich mir ein Urteil erlauben darf: Du hast offensichtlich nicht nur "das Prinzip verstanden", sondern gleich ein Musterbeispiel für ebenso kurios wie schlüssig Zusammengeschütteltes geliefert. Mit zwei kleinen Schönheitsfehlern: "Plunder matscht"/"munter platscht" - liest sich lustig, aaaaber ... Das d in "Plunder" und das t in "munter" sind lautlich nicht ganz deckungsgleich. Für einen perfekten Schüttelklang müsste es sich an dieser Nahtstelle um zweimal denselben d- oder t-Laut handeln. Bei "bote rede" und "rote bete" ist es das Gleiche in Grün - Pardon: in Rot. Vielleicht kann ein echter Schüttelprofi das genauer erläutern ... Von dieser mikroskopischen Kleinigkeit abgesehen können deine Schüttler sich sehen lassen. Der letzte erinnert mich an ein geflügeltes Wort meiner Mutter: "Du sollst dein krankes Nierenbecken nicht mit kalten Bieren necken", deshalb möchte ich ihn aber nicht als weniger originell betrachten. Auf so etwas wie das "kahle Vermosten" muss man wirklich erstmal kommen. Hoffentlich werden noch viele Poeten deine Lessons ehren! Mit großer Freude gelesen! Gruß Cornelius
  18. Der Wald ist seine Kathedrale. Gewandet wie zum Abendmahle im purpurroten Ehrenkleid, so findet er sich stets bereit, Vermählten wie auch Ledigen vom Baum herab zu predigen, sofern sie sein Revier verschandeln und nicht auf rechten Wegen wandeln. Dem Anpfiff folgt ein lautes Schnalzen, ein Wimmern wie von Orgel-Walzen, dann Flötenklang in reinem Dur. So klingt die Stimme der Natur.
  19. Guten Mittag! Lieber @Stavanger, gerne wollte ich zu meinen Vogelgedichten Bilder beifügen, leider stehen dem technische Schwierigkeiten entgegen: Bei mir auf dem Lande tropft das Internet aus der Wasserleitung. Bin schon froh, dass ich Texte posten kann. Vom Kronenkranich hätte ich sogar eigene Fotos, sowohl aus dem kleinen Vogelpark im Nachbarort als auch aus freier Wildbahn in Uganda ... Was dieses und noch folgende Vogelgedichte betrifft, müsste ich darum bitten, Bilder der gefiederten Protagonisten bei Bedarf zu googeln ... Lieber @Teddybär, Du liest das Richtige heraus. Wobei ich prinzipiell kein Gegner von Zoos bin. Gut geführte tiergärtnerische Einrichtungen erfüllen einen wichtigen Zweck, wenn sie ihren vier Hauptaufgaben gewissenhaft nachkommen: Natur- und Artenschutz, Forschung, Lehre und nicht zuletzt Erholung für die Menschen, die sie besuchen. Einige Tierarten wären ohne von Zoos weltweit koordinierte Zuchtprogramme bereits ausgestorben, für viele stellen Zoos einen für das Überleben der Spezies notwendigen Genpool dar. Dazu gehören viele sogenannte "charismatische" Arten wie der Sibirische Tiger oder der Große Panda. Die Tiere im Zoo sind auch Botschafter für ihre in einer immer bedrohter werdenden Freiheit lebenden Artgenossen. Dabei sollte man im Auge behalten, was ein ehemaliger Frankfurter Zoodirektor geschrieben hat: In einer idealen Welt bräuchte es keine Zoos. Vielleicht, weil dann die Welt ein einziger großer Zoo wäre ... Freut mich, wenn das Gedicht gefällt! Grüße Cornelius
  20. Im Tierpark ist er unvermeidlich. Du freust dich über ihn so leidlich, denn häufig wirkt der Kronenkranich in Menschenobhut etwas tranig. Er plärrt wie eine Fahrradhupe - betrachte ihn durch eine Lupe, dann möchte dir sein Markenzeichen, die Krone, einem Strohhut gleichen. Wie anders tönen seine Rufe im Lande der Gazellenhufe! Dort thront er voller Grazie auf einer Schirmakazie. Sein Kopfputz schmückt ihn ungewöhnlich und schon sein Anblick stimmt versöhnlich. Begegnest Du dem Vogel wild, dann stimmt der Rahmen zu dem Bild.
  21. Liebe Letreo, schon der Titel ließ mich schmunzeln. Nun ist es zwar nicht das erwartete Schüttelreimgedicht, aber amüsant ist es allemal. Nur: Was sind "Zittern?" Unter jammernden "Zithern" könnte ich mir eher etwas vorstellen ... Was da in der Wiege liegt und sie so heftig erzittern lässt, wage ich mir nicht vorzustellen ... Zitternde Grüße Cornelius
  22. Hallo @novemberliebe25, neben dem Sinngehalt begeistert mich nicht zuletzt die Ausgewogenheit von Titel und Text deines Gedichtes: Beides neun Wörter lang ... Mit Vergnügen gelesen! Gruß Cornelius
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