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Cornelius

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Alle erstellten Inhalte von Cornelius

  1. Cornelius

    Blue Denim

    Ein Mensch erblickte guter Laune drapiert auf einem Gartenzaune, nur leicht zerknittert, eine lose marineblaue Nietenhose. Daran ein Zettel: "Zu verschenken!" Er musste sich nicht lang bedenken und hat, im Innern tief gerührt, die Herrenlose heimgeführt. Sie passte ihm wie angewachsen, umschmeichelte Gesäß und Haxen so liebevoll wie keine Braut, war ihm wahrhaftig eng vertraut. Er hat sie nur noch - ungelogen - zum Duschen kurz mal ausgezogen, um gleich erneut hineinzuschlüpfen und blau behost in Bett zu hüpfen. Die Beiden rockten jede Disco, spazierten auch durch San Francisco. Er war mit ihr stets guten Muts, ob barfuß, ob in Cowboyboots. So flossen glücklich viele Jahre. Jetzt liegt er reglos auf der Bahre. Es naht sich, der sie beide scheidet, ihn seiner zweiten Haut entkleidet. Im Testament verfügt: Das Drängen, sie über seinen Zaun zu hängen. Man soll auch an den Zettel denken, von Hand geschrieben: "Zu verschenken!"
  2. Liebe Melda-Sabine, da hast du ja wieder mal lyrisch auf die Pauke gehauen, dieses Mal sogar buchstäblich. Egon kann einem fast ein wenig Leid tun: Vom Symphonie- bzw. Opernorchester in die Haifischbar, welch ein schmerzlicher Abstieg... Erschütterte Grüße Cornelius
  3. Hallo Lydia, um ganz sicherzugehen, könntest du vielleicht schreiben: "Du lehnst dich gelassen zurück". Zudem könnte sich dann jedes lesende Ich ganz genderneutral angesprochen fühlen... Übrigens finde ich, auch die Vorstellung einer Latte, die sich gelassen zurücklehnt und auf Bewerber wartet, die sich an ihr messen wollen, hat ihren Reiz... Gruß Cornelius
  4. Cornelius

    Der Ausreißer

    Es begab sich eines Tages während eines Festgelages, dass ein kleiner schwarzer Strich aus der Setzerei entwich. Erst versteckte er sich schüchtern auf dem Hof bei Kleintierzüchtern, sprach schon bald darauf beflissen: "Nirgend's soll man mich mehr missen! Alle Zeilen will ich schmücken, weiß mich besten's einzurücken, folg dem Geiste, der mich rief und ermahnte: 'Geh nie tief!' Jeder hab mich stet's am Hals während seine's Wörterschwall's. Doch es herrsche weiße Leere, wo ich angemessen wäre." Ein Professor kam dem Striche eines morgen's auf die Schliche, sprach zu jenem Apostrophen: "Dich verehren nur die Doofen", setzte eilend's, voll Erregung, alle Hebel in Bewegung, ums aus dem Verkehr zu ziehen. Doch es wusste flug's zu fliehen, ließ von ahnungslosen Deppen sich in alle Lande schleppen. Glücklich wärest du zu nennen, lerntest du es niemal's kennen!
  5. Hallo LeMarq, eigentlich bin ich kein Fan von Großstadtlyrik, aber dein Gedicht gefällt mir... Wenn ich aufgelegt wäre zum Nörgeln, was ich nicht bin, würde ich anmerken wollen, dass die Sonne genau genommen nicht die Nacht erhellt (den Job macht der Mond - OK, auch der erhält sein Licht von der Sonne, so gesehen hast du wieder Recht), sondern sie vertreibt. Dass jedes Menschlein ein Zahnrad im System ist - eine Binsenweisheit. Aber den Gedanken unmittelbar davor: Die Menschenmassen, die durch die Straßen fließen, sind der Treibstoff für die Maschine Stadt - den finde ich originell und gut formuliert. Grüße vom Lande Cornelius
  6. Guten Abend Delf, schön, deine Lilie nun auch in diesem Forum erblühen zu sehen. Gefällt mir ausnehmend gut, gerade weil du deine Feder hier ungewohnt tief ins Honigglas getaucht hast. Die beiden letzten Strophen, die du ja bereits in Klammern gesetzt hast, halte ich - mit Verlaub - für entbehrlich, so viel Herzblut auch in ihnen fließen mag. Man muss sich als Dichter von Versen trennen können, wenn sie die Wirkung eines an sich gelungenen Werkes übersteigern und damit wieder abschwächen. (Solche ausgesonderten Werkteile lassen sich durchaus in anderem, passendem Zusammenhang wiederverwenden. Haben Dichter und Komponisten schon immer mit Erfolg so gemacht.) Die Verse "Trink das Wasser meiner Tränen, /bloß, du Seltenheit, besteh!" sind für mein Empfinden der passende Abschluss deines Gedichtes, in dem sich bis exakt hierhin ein fast Schiller'sches Pathos und der dir eigene Schalk im Nacken (Strophe zwei, Vers drei und vier - ich liebe es!) gut austariert die Waage halten. Danke für den Lesegenuss! Gruß Cornelius
  7. Lieber Carolus, das Gefäß, das du hier so schön beschreibst, scheint sehr menschliche Züge zu zeigen... Gruß Cornelius
  8. Cornelius

    Schrecksekunde

    Um Mitternacht, von Appetit getrieben, ergreife ich den Becher, bunt beschrieben, mit Nudeln aus dem Land der Morgenröte, auf dass er meinen kleinen Hunger töte. Bevor ich seinen Inhalt gleich genieße, was liest mein müder Blick darauf? "Man gieße das Wasser bis zum Becherinnenrand..." Mir fällt das Pappdings beinah aus der Hand. Wie hat die Welt sich doch rasant verändert! Sogar auf Nudeltöpfchen wird gegendert, zwar ohne Stern, dafür mit Glottisschlag. Die Nudeln soll sich reinziehn, wer sie mag.
  9. Hallo Ralf, wieder ein schönes Wortspiel aus deiner Sammlung. Aber... Was Paaragrafenreiterei doch leider manchmal nach sich zieht: Bald wurden leider diese Zwei trotz blauen Bluts - paaranoid.
  10. Uiii, das monumentale Zwergen-Epos leicht gekürzt und in der Sprache Tolkiens (der auch hervorragend Deutsch gesprochen haben soll)! Hat auch eingedampft nichts von seiner Monumentalität eingebüßt. Eigentlich mag ich ja keine Fantasy-Eskapaden, aber dieses Stück gefällt mir irgendwie. Das anglophone Sprachgewand steht ihm sogar besser, finde ich... Gruß Cornelius
  11. Danke, lieber Peter, auch für die Anregung zu einer "Gegendarstellung". Ich lasse sie mir mal durch den Kopf gehen, aber garantieren kann ich für nichts... Gruß Cornelius
  12. Das ist wirklich Poesie... Gruß C.
  13. Hallo Eisenvorhang, wenn ich so drüber nachdenke...möchte ich gerne, dein Einverständnis vorausgesetzt, deine Version der fraglichen Zeile ("Erlangen, wo liegt das noch gleich?") gerne übernehmen. Es wäre ja durchaus nicht unplausibel, dass das LI den Ortsnamen Erlangen in Unkenntnis des Dudens genauso betonen würde wie das Verb "erlangen"... Fromme Grüße Cornelius
  14. Hallo Eisenvorhang, Vorschläge sind mir immer willkommen, also immer her damit... Der Ortsname Erlangen wird aber, soweit ich bisher gehört habe, auf der ersten Silbe betont. Sollte es korrekterweise tatsächlich anders sein, passt dein Alternativvorschlag allerdings sehr gut. Bei den Ephesern war ich mir nicht sicher und habe daher den Duden und eine Aussprachedatenbank konsultiert. Beide meinen, dass die Betonung auch hier auf der ersten Silbe liege. Bei manchen Wörtern ist es auch für Muttersprachler schwierig, den richtigen Ton zu treffen... Gruß Cornelius
  15. Hallo EL, gerne gelesen und gehört. Hast du die Audioversion selbst eingesprochen? Schöne Vorlesestimme... Gruß Cornelius
  16. Guten Morgen ImWald, und herzlich willkommen in unserer Mitte! Ein interessantes Debüt mit einem Text, der fesselnde und verstörende Bilder evoziert. Bin gespannt auf mehr aus deiner Feder. Neugierige Grüße Cornelius (Ein paar sinngemäß eingerückte Absätze könnten den Text lesefreundlicher gestalten...)
  17. Hallo Sarko, Das sind aber nette Zeilen, die beweisen, dass man auch über Körperteile, die unterhalb der Gürtellinie liegen, sehr anständige Gedichte schreiben kann. Gerne mitgegangen Cornelius
  18. Cornelius

    Quergelesen

    Im Buch der Bücher steht geschrieben: Wir sollen unsern Nächsten lieben. So sagt im dritten Buch von Mose (mein wirrer Kopf entsinnt sich lose) Vers achtzehn im Kapitel neunzehn. Wenn wir die Seiten auch gebräunt sehn, so dürfen wir beim Tun und Dichten uns gerne öfter danach richten. Den Unterschied von Mensch und Tier benennt Matthäus vier, Vers vier: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" - sein Geist will auch verköstigt sein. Matthäus fünfzehn, vierzehn mahnt: Ein jeder Weg sei klug gebahnt. Ein Blinder führe keinen Blinden, weil beide sonst im Loch verschwinden. Ein guter Christ beherzigt fleißig Matthäus sechs, Vers dreiunddreißig: "Es soll euch nicht um morgen bangen, das Paradies sucht zu erlangen!" Doch wo liegt Erlangen noch gleich? In Franken wär das Himmelreich? Ernüchtert sehen, die sich hetzten: Die Ersten sind darin die Letzten. "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!" Dies rät dir Jesu Goldne Regel, Matthäus sieben, zwölf - du Flegel! Den Ephesern geschrieben, fand sich, Kapitel vier, Vers sechsundzwanzig: Die Sonne mag den Zorn nicht sehen, sie soll nicht drüber untergehen. Gewöhnlich sehr gefährlich lebt, wer andern eine Grube gräbt - dies hat in inspirierter Nacht zu Pergamentpapier gebracht der weise König Salomo. Ich neige gern mein Haupt. Chapeau! Der Knabe konnte Sprüche dichten und wusste manchen Streit zu schlichten. Bei Hiob steht, man glaubt es kaum: Die Erde hängt im leeren Raum. An nichts hat Gott sie festgemacht. Wer hätte so was je gedacht? Der Schreiber wusste ohne Google: Der Erdenball ist eine Kugel! Es folgt daraus: Des Weltalls Schöpfer war jedenfalls kein Scheibentöpfer. Dem Meer gebot er, streng und heiter: "Bis hierher darfst du - und nicht weiter!" Er hat die Welt (mitsamt Giraffen) in einer Woche flugs erschaffen. Ganz wörtlich ist das nicht zu nehmen, zum Denken soll man sich bequemen: Für Gott, wie man wohl ahnen mag, sind tausend Jahre wie ein Tag. Ist dieses Buch ein Überbleibsel aus grauer Vorzeit? Nur Geschreibsel? Was will es uns denn wirklich sagen? Es bleiben Fragen über Fragen. Nun lese ich zur guten Nacht noch rasch Jakobus vier, Vers acht: "Auf Gott sollst du dich zubewegen, dann kommt er dir auch gern entgegen." Gleich morgen gehe ich spazieren und will es selber ausprobieren.
  19. Lieber Perry, ein Katalog von Fragen, die nicht eindeutig zu beantworten sind, aber selten so schön gestellt wurden. Das Schreiben eines Gedichtes ist einem sublimierten Liebesakt zu vergleichen, sofern man die Verse nicht nur mechanisch herunterreimt. Ob Gedichte sich selbst bestäuben, wüsste ich nicht zu sagen - aber das Lesen von Gedichten kann ganz gewiss befruchtend auf den Leser wirken (im Sinne von: anregend!). Prosaisch gedacht, landen wir hier schnell bei der Feststellung, dass neue Gedichte im Grunde nur aus bereits vorhandenen entstehen können, indem deren Wort- und Gedankenmaterial auseinandergenommen und neu zusammengesetzt wird, mit einem mehr oder weniger großen schöpferischen Eigenanteil. Entscheidend ist, wie gut man die Kunst des Zusammensetzens (wörtlich: Komposition) beherrscht. Wir alle kochen mit Wasser. Auf das Feuer im Herd kommt es an... Gruß Cornelius
  20. Cornelius

    Laienspiel

    Wie habe ich's hierher geschafft? Das ist mir selber schleierhaft. Ich spiele einfach hier mal mit und lerne langsam, Schritt für Schritt. Was muss ich als Akteur denn bieten? Es gibt ja reichlich Requisiten... Ob Wiegen oder Eichensärge - ich stehe wie der Ochs vorm Berge. Wie leicht ein Wort, ein Blick verletzt! Ich fühl mich schrecklich fehlbesetzt, wie für das falsche Stück gebucht. Wer hat den Schmarren ausgesucht? Der Regisseur von dieser Posse, er schüttelt keinem mal die Flosse, will uns, den schwankenden Gestalten, den Blick ins Drehbuch vorenthalten. Er schreibt Notizen in die Mappe, besitzt den Thron und hält die Klappe.
  21. Moin Ralf! Ging die Geschichte vielleicht so aus: Der Rabe übte sich im Grübeln, gab einen Tipp und lag nicht schief. Die Krähe wollt' es nicht verübeln - denn beide waren krähativ! Gruß Cornelius
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