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Tobuma

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Alle erstellten Inhalte von Tobuma

  1. Wenn man einsam ist und sich wahrscheinlic nach seiner Familie /Kindern sehnt, ist auch der "Besuch" von Trampern eine willkommene Abwechslung.Wie gut, dass man die Reaktion von Menschen oft nicht vorhersehen kann, zumindest, wenn sie eine positive Überraschung darstellen.
  2. Lieber Carlos ,lieber JoVo, Ich freue mich,dass Euch diese Geschichte gefallen hat. Ich bin froh, dass mein Leben mir soviele interessante Situationen geschenkt hat, die jetzt, wo mein Leben etwas ruhiger geworden ist, meine Fantasie beleben und mein Herz erfreuen. Sie sind ein gutes Gegengewicht zu den vielen fast depressiv wirkenden Beiträgen, die ich immer wieder lese und die das Gefühl erwecken, es gäbe kein schönes Morgen mehr. Dabei geht es uns bei allen Belastungen immer noch sehr gut und ein wenig mehr Optimismus wäre angebracht. Schwierige Situationen gab es schon immer und die wird es weiter geben. Unsere Wahrnehmung läßt sich durch unsere Einstellung beeinflußen.Davon sollten wir mehr Gebrauch machen. Liebe Grüße und nochmals Dank für Eure Kommentare. Thomas /Tobuma
  3. Hallo Onegin, So geht echter Humor in einer eigentlich tragischen Situation. Einfach nur gut. LG Tobuma
  4. Tobuma

    Wahre Liebe

    Hallo Carlos, Der erste Teil spricht mich persönlich nicht so an(soll ja vorkommen). Ab:"Selten gelingt es eine Frau so zu lieben", finde ich deine Beobachtung und Beschreibung außerordentlich gut. Sie zeigt, dass uns oft gerade das "Unwesentliche" aber doch sehr Typische an einem anderen Menschen anspricht und dauerhaft in Erinnerung bleibt oder zur wahren Liebe wird.Klasse! LG Tobuma
  5. Hi Markus, Einfach schön, ein Bild ,das den Leser mitschwingen läßt. LG Tobuma
  6. Hallo Anaximandala, Ich finde Dein Gedicht sprachlich und inhaltlich sehr schön, weil es Ausdruck Deiner Gefühle und Deiner Sichtweise ist. Metrum hin oder her, ich finde, daß Du dichterisch etwas zu sagen hast und eine Begabung für den Umgang mit Sprache besitzt. Ich kenne eine Reihe Leute, die wissen, wie man ein perfektes Gedicht (aus akademische Sicht) gestalten sollte, denen aber die Vorstellungskraft und Innerlichkeit fehlt, um etwas zustande zu bringen, das andere berührt.Ich finde, dass zuviel Analyse den Gedichten ihre Kraft und Originalität nimmt. Aus meiner Sicht orientieren sich echte Künstler nicht an ihren "Kunden".Sie schaffen etwas, was aus ihnen heraus muss, unabhängig davon, ob es anderen gefällt. In diesem Sinne hoffe ich auf weitere Lyrik von dir, die mich anspricht. LG Tobuma
  7. Seltene Gastfreundschaft. Aus: Griechenland/Türkei 1966 - Erinnerungen an eine Reise ins Ungewisse. Kurz nach vier hatten wir eine Reihe von ansehnlichen Villen und Häusern erreicht, die nur durch die Straße und etwas Buschwerk vom Meer getrennt waren. Sie standen auf ziemlich großen Grundstücken, in größerem Abstand zueinander, um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Alles sehr nobel aussehend und sehr gepflegt. Die zweite der Villen, etwas zurückliegend, deren imposante Fensterfront durch Holzläden verschlossen war, besaß einen großen, gepflegten Swimmingpool, der uns “verheißungsvoll“ anlachte. Das Haus verschlossen, kein Eigentümer zu sehen. Perfekte Lage quasi gegenüber dem Ägäischen Meer, Nachbarn etwas weiter entfernt, was konnte es besseres geben? Ein idealer Platz, um zu übernachten. Das Grundstück, das nur durch eine niedrige Mauer vor der Straße geschützt war, ließ sich durch ein kleines, geschmiedetes Eingangstörchen betreten. Es quietschte nicht einmal, als wir es öffneten. Zwischen dem Haus und dem Swimmingpool gab es einen mit großen Platten gepflasterter Sitzbereich. Auf dem konnten wir ungehindert unsere Schlafsäcke ausbreiten und später unsere Füße zum Abkühlen ins Wasser stecken. Richtiger Luxus für einen Tramper, der den ganzen Tag zu Fuß unterwegs ist. Der Sitzbereich als Liegeplatz war ideal, weil wir dadurch den Rasen und die vereinzelten halbhohen Sträucher nicht unnötig strapazieren mussten. Alles war, ganz gekonnt, in mediterraner Optik um das Haus herum angepflanzt. Schließlich kostete die Pflege einer solchen Anlage vor allem im Sommer, wenn es hier 30 - 40 Grad heiß war, bestimmt eine Menge Geld. Wenn wir das Grundstück schon unerlaubt nutzten, so wollten wir wenigstens auch keinen Schaden anrichten. Gerade hatten wir es uns, gut gelaunt, gemütlich gemacht und waren drauf und dran, die Füße ins Wasser zu stecken, als plötzlich ein einfach gekleideter, älterer Türke, so um die 60 Jahre alt, aus einer Seitentür des Hauses auftauchte. “Verdammter Mist,“ sagte ich zu Danny, “hoffentlich gibt es jetzt keinen Ärger“. Doch anstatt sich auf uns zu stürzen und eine Schimpfkanonade loszulassen, blieb er ganz ruhig und sagte in freundlichem Ton und akzeptablem Englisch: „Please, come with me.“ Das passte eigentlich gar nicht zu seiner Person und so waren wir zuerst unsicher, ob und wohin wir folgen sollten. Vielleicht war das nur ein Trick, um uns irgendwo festzusetzen. Dass Menschen es nicht immer gut meinen, hatten wir ja gerade mit dem Taxifahrer erlebt. Seine Handbewegungen aber machten deutlich, dass wir ihm in das Haus folgen sollten. Drinnen angekommen, machte er zunächst alle Fensterläden auf, so dass wir den prachtvoll eingerichteten Wohnbereich bestaunen konnten, der überall mit dicken, wertvollen Orientteppichen ausgelegt war. An den Fensterseiten fielen rechts und links goldfarbene Brokatschals bis auf den Boden. Über die Wände verteilt hingen in Abständen diverse, wertvoll aussehende Bilder, auch von modernen Künstlern. Im Raum gruppiert standen eine halbhohe, erdfarbene, antike Vase mit künstlichen Gräsern, eine mannshohe Venus aus weißem Marmor, ein speerwerfender Jüngling aus einem grünlichen Metall gearbeitet, sowie der obere Teil einer antiken dorischen Säule, die bis zur Decke reichte und die sicher früher zu einem antiken Tempel gehört hatte. Dazu gab es eine ausladende, aufwändig gepolsterte Couch und drei Sessel in einem satten Dunkelgrün, sowie einen massiven Couchtisch aus hellem Naturholz. An den Seiten des Raumes sahen wir mehrere kleine, aber auch zwei, halbhohe Schränke mit Einlegearbeiten, die teilweise mit Messing beschlagen waren und dicke Bücher, Folianten und kleinere Kunstgegenstände enthielten. Wir waren einfach baff und hatten das Gefühl, so abgerissen wir waren, eigentlich gar nicht hierher zu gehören. Das konnte einem schon die Sprache verschlagen. Unser Gastgeber genoss unser Erstaunen sichtlich. Dann ging er auf eine elegante Tür mit goldenen Verzierungen zu, die in ein repräsentatives Schlafzimmer führte, wie wir es bisher noch nicht gesehen hatten. Das gab es sonst wahrscheinlich nur in orientalischen Palästen oder berühmten internationalen Hotels. Dannys Vater, als Marketingchef, durfte, so hatte ich mitbekommen, von Zeit zu Zeit auf Firmenkosten in so was übernachten. Gleich daneben lag ein geräumiges Badezimmer mit Wanne, Dusche und goldverzierten Wasserhähnen. Natürlich waren auch passende Handtücher vorhanden. Als der alte Mann dann auch noch die Bettdecken aufschlug und mit einer einladenden Geste sagte, dass wir das Bad benutzen und in diesen Betten schlafen dürften, kamen wir uns wie im Märchenland vor. Einfach unglaublich. Was hatte das zu bedeuten? Was bezweckte der Mann damit? Doch die Versuchung war einfach zu groß. Wir nahmen die Einladung an, legten unsere Rucksäcke und Schlafsäcke auf den Boden des Schlafzimmers und verdrängten die Frage nach dem Warum. Die Zeiten des Menschenhandels waren eigentlich vorbei. Was sollte uns schon passieren? Außerdem könnten wir uns später ja immer noch um entscheiden. Wir waren schließlich zu zweit und würden uns schon wehren können, sollte jemand Böses mit uns vorhaben. Als wir den Alten fragten, was wir denn für die Übernachtung zu bezahlen hätten, wehrte er entschieden ab. Wir brauchten nichts zu bezahlen, da wir noch so jung seien und sicher wenig Geld hätten. Das Haus stünde sowieso nur die ganze Zeit leer. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns gründlich zu duschen und kamen uns danach wie neugeboren vor. Mein Gott, was für ein Gefühl mal den ganzen Dreck vom Körper zu haben. Inzwischen war es fast sechs Uhr geworden. Da wir noch nichts gegessen hatten, ließ sich Danny von dem Alten den Weg zum nächsten Lebensmittelmarkt in Altinova beschreiben, der nicht sehr weit entfernt sein sollte. Die hatten, so sagte unser Gastgeber den ganzen Tag bis zum späten Abend offen. Während Danny einkaufen ging, unterhielt ich mich in der Küche ganz gut mit dem „alten Herrn“. Er schien froh, einen Gesprächspartner gefunden zu haben: Er erzählte mir, die Villa gehöre einem reichen Teppichhändler aus Izmir, der noch mehr solcher Häuser besitze und, wenn überhaupt, nur einmal im Jahr zu Besuch komme. Er selbst sei fest angestellt, um sich um das Haus, die Kühe, Schafe und den Garten zu kümmern. Das sei eine Menge Arbeit, so dass keine Langeweile aufkäme, aber er fühle sich oft allein, da seine Frau vor ein paar Jahren gestorben sei und seine Tochter Hamiyet jetzt in Antalya lebe. Sie führe dort ein Hotel mit ihrem Mann, so dass sie ihn höchstens ein - bis zweimal im Jahr besuchen könne. Sein Sohn Sadik, der in Zonguldak arbeite und dort verheiratet sei, komme einmal im Jahr mit seinem Enkel Öner zu Besuch. Er arbeite als Ingenieur für ein Bauunternehmen. Er habe immer viel zu viel Stress, da das Unternehmen seine Fertigstellungstermine einhalten müsse. Die Zeiten würden einfach immer schwieriger. Unter diesen Bedingungen sei es nicht leicht die Familienbande aufrecht zu erhalten. Aber er könne seinen Kindern nicht zur Last fallen. Er habe hier einen guten Job, deshalb wolle er auch nicht zu den Kindern ziehen, wie das in der Türkei eigentlich üblich sei. Ich war schon sehr erstaunt, dass in diesem Fall der sonst übliche, mehr als enge, Zusammenhalt, der Türkische Familie nicht mehr gelebt wurde. Aber das moderne Leben, dass kaum jemandem einen Arbeitsplatz in der Nähe des heimischen Dorfes garantiert, ging halt auch an den jahrhundertelang gewachsenen Traditionen nicht spurlos vorüber. Zusätzlich hatte die Emanzipation der Frauen, die es bisher in diesen Bereichen nicht gab, sich doch in dem einen oder anderen Fall ihren Weg gebahnt. Wirtschaftliche Zwänge und überkommene Tradition ließen sich auch damals schon, das wurde mir klar, oft nur schwer miteinander verbinden. In der Zwischenzeit war Danny vom Einkaufen zurück, er hatte Brot, Tomaten, Käse, rohen Schinken, Eier und Obst mitgebracht und zwar so viel, dass es locker für uns drei reichte. „Wenn wir für die tolle Übernachtung schon nichts bezahlen müssen, dann müssen wir uns auf andere Weise erkenntlich zeigen.“ sagte er mir, als unser Gastgeber nach draußen ging, um nach seinen Kühen zu sehen. „Ich habe auch noch zwei eineinhalb Liter Flaschen Rotwein mitgebracht, damit wir später etwas feiern können. Das haben wir uns redlich verdient und unseren Gastgeber wird das sicherlich auch freuen.“ „Das glaube ich nicht,“ gab ich zu Bedenken, „der ist Moslem und darf keinen Alkohol trinken.“ „Verdammt noch mal, daran habe ich nicht gedacht. Das ist wirklich blöd. Vielleicht trinkt er ja doch was, wenn wir in Stimmung sind und der Abend weiter fortschreitet. Allah kann ja nicht überall sein.“ Als der alte Mann zurückkam, hatten wie bereits den Tisch gedeckt. Da wir unseren Gastgeber gerne mit seinem Namen ansprechen wollten, fragten wir ihn vorsichtig, ob ihm das recht sei. Dazu müsste er uns natürlich auch seinen Namen sagen. „Ich heiße Kenan,“ antwortete er mit einem Lächeln „das heißt übersetzt: der Wächter des Tores zum Paradies, passt doch, oder? Eure Namen habe ich ja schon aus euren Gesprächen entnommen: Tom und Danny. Ihr habt ja sicher auch nichts dagegen, wenn ich euch auch mit Vornamen anspreche.“ „Natürlich nicht, das verlangt der Respekt. Du könntest unser Großvater sein.“ Nachdem wir das geklärt hatten, begannen wir mit dem gemeinsamen Abendessen. Kenan fragte, ob wir lieber Cay oder frische Milch trinken wollten. Wir entschieden uns für den Tee. Er holte einen Samowar aus dem Schrank, füllte Holzkohle ein und zündete sie an, damit wir heißes Wasser zur Verfügung hatten. Beim Essen der frisch eingekauften Lebensmittel, die alle einen wunderbaren, natürlichen Eigengeschmack hatten, verging die Zeit wie im Fluge: Gekochte Eier, frisches Brot mit Käse, Schinken oder Tomaten belegt und Früchte, die direkt vom Feld kamen und ausgereift waren, dazu schmackhafter Türkischer Cay, das war ein richtiger Hochgenuss. Als wir so gegen neun mit dem Essen fertig waren, zündete Kenan sich eine Pfeife an. Der Tabak roch süßlich, aber doch würzig und verbreitete gleich eine angenehme Atmosphäre. Kenan bat uns, von den Erlebnissen unserer bisherigen Reise zu erzählen, da er selbst leider noch nicht sehr weit herumgekommen sei. Der Genuss des Tabaks, vielleicht auch unsere Anwesenheit schien ihm gut zu bekommen, denn seine Augen begannen zu leuchten, er wurde lebhafter und wirkte sehr zufrieden. Danny und ich sahen uns an, dachten das Gleiche, wagten aber nicht zu fragen, was dem Tabak, der so offensichtlich zur besseren Stimmung beitrug, beigemischt war. Auch für unsere Nasen war der Tabakgeruch angenehm. Danny traute sich jetzt die Flaschen Rotwein, die er bisher noch in einem Plastikbeutel stehen gelassen hatte, auf den Tisch zu stellen und holte drei Wassergläser aus dem Küchenschrank. „Trinkt ihr mal ruhig Jungens,“ sagte Kenan, ihr seid ja Christen und jung genug, dass Euch der Alkohol nicht gleich den Kopf verdreht. Für mich ist das nichts. Wir Türken sollen das nicht, sagt der Prophet. Ein klarer Kopf ist immer wichtig.“ Und so begaben wir uns in Gedanken nochmal auf die Reise und berichteten, von den interessanten und verrückten Sachen, die wir bereits erlebt hatten. Nach dem dritten Glas Wein waren wir auch ziemlich locker und schmückten unsere Geschichten mit lustigen Details, die Kenan Freude bereiteten. Er wollte alles genau wissen und fragte oft nach, um jede Einzelheit zu verstehen, vor allem die, die seiner Kultur eigentlich fremd waren. Er lernte Griechenland und die Griechen auf eine ganz andere Art kennen, als er es aus der Türkischen Presse gewohnt war. Auch Matala mit den vielen Jugendlichen aus aller Welt, die dort einfach zusammengekommen waren, um dort frei und unbeschwert leben zu können, beschäftigte ihn sehr. Und natürlich die Geschichten über die Kämpfe der Johanniter mit den Türken um Rhodos, von denen er bis dahin noch nichts gehört hatte. Danny, der es immer noch nicht aufgegeben hatte, Kenan an unserem Rotwein zu beteiligen, schob ihm einfach ein randvolles Glas über den Tisch und sagte: „Komm, alter Freund. Trink ruhig ein Glas mit, das erwärmt das Herz. Der Prophet wird dich deshalb nicht gleich ins Fegefeuer verdammen. Stoß mit uns an. Heute sind wir eine lustige Familie.“ Kenan war von den vielen Geschichten so angeregt, dass er das Glas ohne Bedenken nahm, uns zuprostete und einen kräftigen Schluck herunterkippte. Das blieb nicht sein Letzter. Irgendwann um Mitternacht, wir hatten auch Geschichten über unser Leben in Deutschland erzählt und die Flaschen bis auf einen kleinen Rest gemeinsam alle gemacht, stellte Kenan das Radio an und wir lauschten der traurig, melancholischen Türkischen Musik, die wir, jetzt schon ganz schön “angeheitert“, gar nicht mehr so schlimm fanden. Kenan, natürlich auch schon ziemlich berauscht, weil er den Alkohol nicht gewöhnt war, tanzte jetzt selbstvergessen in der Mitte des Raumes, dem Rhythmus der Musik folgend. Wir, die wir auch nicht mehr nüchtern waren, folgten seinem Beispiel und bewegten uns, die Hände über den Kopf haltend und mit den Fingern schnippend mit, während wir uns um uns selbst drehten. Danny, ziemlich aufgekratzt, imitierte anschließend eine Bauchtänzerin während Kenan dazu mit den Händen klatschte. Eine Frau durfte, wenn auch nur in Gedanken, in einer Männerrunde nicht fehlen. Schließlich landeten wir, um uns zu erholen und frische Luft zu schöpfen, vor der Küchentür, die in den Garten führte. Draußen standen, eigentlich in sicherer Entfernung zwei Kühe, ruhig auf der Wiese, die an einer langen Leine angepflockt waren. Der Mond schien relativ hell, so dass man sie gut sehen konnte. Danny, wie immer auf einen Gag aus, jetzt umso mehr, da er ganz schön einen “im Kahn“ hatte brüllte plötzlich: „Auf in den Kampf, Torero. Wer Angst hat, bleibe hinter mir zurück.“ Dann rannte er mit ausgebreiteten Armen, so als wolle er sie umarmen, auf die Kuh zu, stürzte sich auf sie, packte sie an den Hörner und versuchte sie auf den Rücken zu legen, was ihm natürlich nicht gelang. Die Kuh wusste zunächst gar nicht, wie ihr geschah, dann aber muhte sie laut in ihrer Verzweiflung, denn sie war ja angebunden und trat seitlich nach hinten aus. Meinen Freund, der endlich wieder zur Besinnung kam und sie daraufhin in Ruhe ließ, traf sie gottseidank nicht. Das hätte uns gerade noch gefehlt, ihn in seinem Zustand in der Nacht zum Arzt bringen zu müssen. Nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, kam er mit der Bemerkung: “Ich wollte immer schon mal Torero werden und auf einer Kuh reiten“ strahlend zu uns zurück. Kenan hatte das “Heldenstück“ glücklicherweise nicht mitbekommen, da er zu sehr mit sich selbst und seinem Zustand beschäftigt war. Jetzt an der frischen Luft zeigte der Alkohol eindeutig Wirkung. Er schwankte hin und her und versuchte sein Gleichgewicht zu bewahren. Wir nahmen ihn von beiden Seiten unter den Arm, sprachen ihm gut zu und brachten ihn in sein Schlafzimmer, das sich neben der Küche befand. Da er nicht mehr in der Lage war, sich seiner Sachen zu entledigen, legten wir ihn in voller Montur ins Bett, nachdem wir ihm wenigstens seine Schuhe ausgezogen hatten. Da er noch immer lächelte und selig vor sich hin brummelte, brauchten wir uns wohl keine Sorgen zu machen. Er war dann auch nach kurzer Zeit laut schnarchend eingeschlafen. Wir hatten das Bett, wie wir, von der frischen Luft ernüchtert, feststellten, auch dringend nötig, zogen uns jedoch noch aus, bevor wir uns in diesen Traum von Bett fallen ließen, das er uns zugeteilt hatte. Kaum zugedeckt, waren wir schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen, es war so gegen neun, stellten wir uns unter die Dusche. Ein abwechselnd heißer und kalter Schauer weckte die Lebensgeister. Auch wenn der Kopf sich noch etwas dumpf anfühlte, so hatten wir wenigstens keine Kopfschmerzen und auch der Magen fühlte sich ganz normal an. Wir gingen in die Küche, um nach unserem Gastgeber zu schauen. Da wir ihn nirgendwo finden konnten, deckten wir schon mal den Tisch und füllten den Samowar nach, da wir alle einen guten, starken Cay würden gebrauchen können. Kurz darauf erschien Kenan etwas verkatert in der Schlafzimmertür und schien sich erst orientieren zu müssen: „Muss unbedingt meine Kühe melken. Verdammt, das ist mir noch nie passiert,“ und schüttelte dabei verzweifelt den Kopf, „jetzt muss ich aber sofort los, was sollen die von mir denken.“ Aus einem Abstellraum holte er einen Melkschemel und einen sauberen Eimer, öffnete die Tür zum Garten und machte sich immer noch leicht schwankend auf den Weg zu seinen Kühen. Was wir alle nicht erwartet hatten geschah: Als die Kuh, die Danny in der Nacht erschreckt hatte, Kenan auf sich zukommen sah, brüllte sie laut, riss sich von ihrer Halterung los und galoppierte tiefer in den Garten hinein. Kenan schüttelte fassungslos den Kopf. Den Pflock, an dem die Kuh angebunden gewesen war, hatte sie aus dem Boden gerissen und mitgeschleift. Danny hatte natürlich ein schlechtes Gewissen, fürchtete aber, dass die Kuh auf ihn noch ängstlicher reagieren würde und verschwand deshalb wieder in die Küche. Also ging ich mit Kenan, der der Kuh, um sie zu beruhigen, liebkosende Worte zurief, weiter in den Garten hinein, um sie wieder einzufangen. Es dauerte zwar eine Weile, aber schließlich konnten wir die Leine mit dem Pflock packen und die Kuh langsam und vorsichtig in die Nähe des Hauses zurückführen. Während ich die Kuh festhielt, holte Kenan einen Hammer und schlug den Pflock wieder fest in den Boden. Den Versuch, sie zu melken gab er für diesen Tag auf: „Merkwürdig, wirklich merkwürdig,“ sagte er, „was sie wohl hat, vielleicht hat ein Fuchs oder ein Raubvogel sie erschreckt, die sind hier nämlich schon mal auf Jagd. Tom, ich glaube wir gehen jetzt besser rein und lassen sie in Ruhe. Ein kräftiger Tee und ein Frühstück könnte mir wirklich nicht schaden. Wie ich sehe, habt ihr schon alles vorbereitet, das ist gut.“ Wir setzten uns also gemeinsam an den Tisch und hingen zunächst unseren Gedanken nach: „Vielleicht hat Allah mir das mit dem Rotwein doch etwas übelgenommen,“ sagte Kenan unvermittelt, „aber Wein, den man von Freunden angeboten bekommt, darf man auch nicht einfach ausschlagen, das wäre sehr unhöflich und nicht korrekt“ Wir nickten zustimmend mit den Köpfen und hielten uns ansonsten bedeckt. Nach dem Frühstück ließen wir uns von Kenan erklären, wie wir von hier am besten nach Izmir kommen könnten: „Schade, dass ihr schon wieder aufbrechen müsst. Hätte euch gerne noch etwas bei mir gehabt. Ich habe durch euch wieder gemerkt, wie einsam ich hier bin. Man fühlt sich gleich jünger, wenn Leben im Haus ist. Aber ich verstehe, dass ihr wieder pünktlich zum Semesterbeginn zurück sein wollt. Sonst hättet ihr noch gerne ein paar Tage bei mir bleiben können. Ihr habt noch eine große Strecke vor euch, wenn ihr noch all die Plätze sehen wollt, die ihr euch vorgenommen habt.“ Ganz ehrlich, auch wir taten uns schwer, diesen außergewöhnlichen Ort so schnell wieder zu verlassen. An ein solch angenehmes Umfeld und diesen netten Menschen konnte man sich leicht gewöhnen. Vielleich war es schon deshalb besser, unverzüglich wieder aufzubrechen. Der Bus von Kücükkoy über Aliaga nach Ismir würde für die restlichen 130 km mindestens drei Stunden unterwegs sein. Wir waren, wie wir jetzt feststellten, etwa auf der halben Strecke nach Izmir aus dem Taxi geflohen. Unser Abschied war herzlich, aber irgendwie auch bedrückend. Wir waren uns ein gutes Stück nahegekommen. Kenans Gastfreundschaft und seine freundliche Art waren nicht selbstverständlich. Deshalb musste er es über sich ergehen lassen, dass wir ihn zum Abschied innig umarmten und uns bedankten. Soviel Gefühl zu zeigen, war ihm nicht ganz geheuer. Er wünschte uns viel Glück und bat uns vorsichtig zu sein. Dann winkte er uns hinterher, bis er nach kurzer Zeit im Haus verschwand. Die Fensterläden hatte er wieder komplett geschlossen, sodass das Haus unbewohnt aussah. © Thomas W. Bubeck “Buntes Leben“ 20
  8. Liebe Juls, Ein "anrührendes"Gedicht, das einen leichten Schauer hinterläßt.Das Berühren ist in der öffentlichen Wahrnehmung leider ein wenig aus der Mode gekommen, weil das Taktile dem einen oder anderen fremd geworden ist.Dabei müßten die kleinen Kinder gerade die Berührung als etwas Besonderes als etwas Schönes erfahren, so daß sie als Erwachsene diese Sinneserfahrung weiter geben können. Stattdessen reden die Jugendlichen fast nur noch über" Knutschen oder Petting" als sei das der einzige Ausdruck intensiver Gefühle. Dabei kann das leichte Berühren, so wie du es beschreibst, eine große Gefühlsintensität auslösen und die ganze Person ergreifen. Danke für dein Gedicht. Liebe Grüsse Tobuma
  9. Lieber Carlos, Zur Zeit ist es wirklich manchmal zum "Haareraufen". Deshalb habe ich provokativ die letzten vier Zeilen aufgeschrieben. Natürlich kann ich das "Kämpfen gegen Windmühlenflügel" nicht lassen und schreib dann, wie heute morgen einen Kommentar an eine Zeitungsdame, die behauptete, die Menschen seien ja alle reif genug, um sich wirksam gegen Covid zu schützen. Der Staat solle sich aus dem Thema ganz raushalten, was schon rechtlich garnicht möglich ist. Aber wahrscheinlich ist es die Dialektik des Lebens, das es eine bequeme Sicherung des positiv Bestehenden nicht gibt und wir immer wieder durch Höhen und Tiefen durchmüssen. Die Vorstellung sich einfach mal treiben zu lassen, ist dann durchaus verführerisch.Gut , dass es immer noch denkende Mitstreiter gibt. In diesem Sinne, herzliche Grüße Thomas
  10. Ernüchterung Traum ist das Leben geht zu schnell vorüber macht dich zum Zerrbild eh du es merkst als einzig richtig erscheint dir das Morgen drängt dich zum Handeln doch leider vergeblich denn die Erfahrung macht dich erzittern zeigt dir die Grenze all deines Tuns und in den Scherben verlorener Hoffnung entsagst du der Frage nach einem Sinn lässt dich nur treiben begräbst alle Fragen vielleicht ist nur das des Lebens Gesetz
  11. Hallo Angie, Du hast mir aus dem Herzen geschrieben.Der Verlust unserer Sicherheit, Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, der uns bedrückt und traurig macht ist gravierend. Ich hoffe, daß diese Traurigkeit uns als Menschen nicht dauerhaft verändern kann und wir ein neues Gleichgewicht finden . Die Unmenschlichkeit dieser Tage wird auf jeden Fall gravierende Spuren hinterlassen. Danke für dein Gedicht, das die Problematik so eindeutig anspricht. Liebe Grüße Tobuma
  12. Liebe Ava, Das klingt sehr wie ein Hilferuf. Ohne den Zusammenhang zu kennen, kann ich dir nur mein Mitgefühl signalisieren, weil auch ich als junger Mensch solche Phasen durchlaufen habe.Die Erfahrung zeigt glücklicherweise , dass man selbst oder mit Hilfe eines Menschen, zu dem man Zutrauen hat, über die Schwierigkeiten hinwegkommen kann. Ganz liebe Grüße Tobuma
  13. Hallo Joshua, Eine wirklich herrlich aufbereitete Geschichte mit hintergründigem Humor aber auch Realitätsbezug,die die Seele erfreut.Könnte auch als Comedy oder Slapstick gespielt werden.Bilder von Loriot steigen in mir auf. Danke. Liebe Grüße Tobuma
  14. Tobuma

    Eine Trauerfeier

    Hi Carlos, Mir gefällt diese "nüchterne" Beschreibung.Sie spiegelt das wider, was bei Beerdigungen oft passiert: Eine Reihe von Bekannten, sind nur da, weil es so üblich ist: Innere Beteiligung nahe null. Hauptsache die Nachbarn haben gesehen dass ich auch da war! Interessant, dass die betroffene Familie selbst, die Zeremonie (das ist meine Erfahrung) eher als quälend und belastend empfindet. Sie hat eigentlich soviel mit sich selbst und ihrer Trauer zu tun, dass sie sich eigentlich lieber verkriechen möchte.Da ist es dann besser zu einem späteren Zeitpunkt den Kontakt zu suchen, wenn der erste Schock sich gelegt hat. Die Beschreibung hat so etwas von Kafka.Ich finde deinen Versuch gut gelungen. Liebe Grüße zum Wochenende Tobuma
  15. Hallo Horst, Mit "Taube Nuss" habe ich diejenigen gemeint, die sich darüber lustig machen, dass Menschen ihre Gefühle überhaupt in Versform zum Ausdruck bringen. Es war keine Kritik an denjenigen, die versuchen ihre eigene Form und Sprache zu finden und wie wir alle in einem Lernprozess sind. Lyrik, wenn sie von Herzen kommt, ist immer gut, egal ob du alle Regeln der Metrik beherrschst oder nicht. Ich finde,daß der Wettbewerbsgedanke in diesem Feld keinen Platz hat. Nur damit keine Missverständnisse entstehen Liebe Grüsse
  16. Lieber Horst, Ein grossartiges Gedicht, das die Intensität der Gefühle einer innigen Begegnung und deren Nachwirkung in dichterischer Form mit - und nachempfinden lässt. Gratulation Tobuma
  17. Hallo Wombat, Sehr schöne Ode auf die Kraft der Liebe! Liebe Grüsse Tobuma
  18. Lieber Carlos, Deine Zusammenfassung trifft den Kern.Besser hätte ich es auch nicht schreiben können. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Menschen allen anderen mit Offenheit, Toleranz und Respekt begegnen würden.Andere Menschen und Kulturen kennenzulernen kann das eigene Leben nur reicher machen. Ich wünsche dir eine gute Nacht, vielleicht begegnet dir Juna ja im Traum. Thomas
  19. Lieber Carlos, Ich freue mich, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat. War mir nicht sicher, ob Prosa in diesem Kreis ankommt und wollte einfach einen Kontrapunkt zu den oft eher traurig/ depressiven Sichtweisen setzen, die z.Z. sicher aus gutem Grund in die Gedichte einfließen. So wie manche ein absolutes Zahlengedächtnis haben, habe ich ganze Bilderserien, quasi Filme im Kopf, die an bestimmten Ereignissen oder Begriffen aufgehängt sind, die ich beim Schreiben aktivieren kann. Im Schreibprozess selbst tauchen dann urplötzlich die meisten Details wieder auf, die wohl unbewußt vorhanden sind und die sich dann "einfach" so runterschreiben lassen.(also kein Tagebuch) Hat vielleicht auch damit zu tun, dass Menschen beobachten, bewerten und beeinflussen über Jahrzehnte mein Job war. Deshalb schreibe ich, solange mir noch Zeit bleibt, alle Geschichten auf, die mich in meinem bunten Leben bewegt haben.Dadurch gehen sie nicht verloren, gerade weil mein Gedächtnis im Alter wahrscheinlich nachlassen wird. Die Frage:Was wäre gewesen wenn, meine Lebensgeschichte anders gelaufen wäre, ist ebenso interessant, wie anregend, auch für den Leser. Er kann sich in die Situation versetzen und in seiner Fantasie eine eigene Geschichte weiterschreiben , Verbindungen zu eigenen Erlebnissen herstellen. Das ist der Vorteil von Prosa gegenüber einem Film zum gleichen Thema, der uns seine Bilder (bzw) die des Filmemachers "aufzwingt" und damit einengt. Wie gut, dass unsere Gedanken frei sind. Liebe Grüsse Tobuma Ps. Du hast recht, müßte wirklich toll sein , wenn man die Geschichte der anderen beteiligten Person nachträglich auch noch kennenlernen könnte. Aber vielleicht liegt der Reiz gerade darin, es nicht zu wissen.
  20. Liebe Juls, Danke für dein Mitgefühl, das,wie ich spüre, von Herzen kommt. Leider hat die Suche nach Unterstützung von oben über Jahrhunderte nichts genützt. Der Schwur "Nie wieder" wurde spätestens nach ein paar Jahren durch "Wollt ihr den totalen Krieg" ersetzt. Unter Hitler wurde das noch noch öffentlichkeitswirksam inszeniert, unter Putin reicht die schweigende Mehrheit,die durch den Geheimdienst eingeschüchtert, zuschaut , obwohl sie es besser wissen müßte. Und das "Wehret den Anfängen" scheint wie die letzten Entwicklungen bei uns zeigen, auch nicht viel zu nützen. Wenn Wahrheit und Unwahrheit nicht mehr eindeutig zu trennen sind, trifft man leicht die falsche Wahl und orientiert sich an dem, der eine einfache Lösung für schwierige Situationen verspricht. Ein Dilemma, das uns allen ans Herz geht.Bestenfalls Sternschnuppen überall und kein Licht am Ende des Tunnels. Ganz liebe Grüsse Tobuma
  21. Eine Geschichte zur Aufmunterung in einsamen Nächten: Die Nordische Krankheit Allein nach Tampere/Finnland Das erste Mal kam ich 1971 mit der Nordischen Krankheit in Verbindung. Ich hatte mich an der Autobahnauffahrt in Köln Ost spontan entschieden, meinen Urlaub im Norden zu verbringen. Im Norden, besonders in Finnland sollte es nicht nur viele schöne, sondern auch intelligente Frauen geben. Warum also nicht Finnland? Vielleicht Tampere, wo, so hatte man mir erzählt auf einen Mann zwei Frauen kamen. Das törnt doch jeden Junggesellen an. Es ging die Mär, dass derjenige, der zum zweiten Mal nach Finnland kommt schon wegen der Frauen nie wieder weggeht. Na ja, ob man das alles glauben konnte? Einen Versuch wäre es wert, dachte ich. Da ich nichts vorgeplant hatte, kam ich zur falschen Zeit an die Fähre in Puttgarden. Die 22.30 Uhr Fähre, die ich gerade noch am Horizont sehen konnte, war gerade weg. Die nächste sollte erst um 6.00 Uhr morgens gehen. Was also tun? Seitlich in die Büsche schlagen oder das nächste Dorf unsicher machen, wo ich wahrscheinlich keine Unterkunft finden würde. Ich entschied mich dafür, im Wagen zu schlafen, Decke hatte ich ja dabei. Ich stellte mich also in eine Parkbucht und versuchte zu schlafen, was aber gar nicht so einfach war. In meiner Nähe parkten einige Lastwagen, die es auch nicht mehr geschafft hatten. Deren Fahrer veranstalteten eine kleine Party. Wie ich im Licht der Parkplatzbeleuchtung sehen konnte, wurden Flaschen rumgereicht. Es ging sehr lautstark zu, so dass an Schlafen nicht zu denken war, bis endlich so gegen 0.30 Uhr, der Alkohol wohl ausgegangen war und plötzliche Stille eintrat. Man hörte nur noch das regelmäßige Rauschen des Meeres und so konnte auch ich bis morgens 5 Uhr einigermaßen gut pennen. Von da ab wurde es um mich herum lebhaft. Nach einer Katzenwäsche im Toilettenbereich, war ich rechtzeitig am Ticketcounter, um die erste Überfahrt zu buchen. War nicht besonders teuer, gut für meine Urlaubskasse. Draußen blies ein kräftiger Wind, und so fühlte ich mich topfit, als ich mich endlich auf der Fähre befand. In ca. 1 Stunde sollten wir in Rödby Haven ankommen. Dadurch konnte ich auf die Schnelle wenigstens einen heißen Tee und zwei Brötchen kaufen. Eines davon verputzte ich sofort, das andere nahm ich als Wegzehrung mit. Die dänischen Zöllner schauten bei der Ausfahrt nur oberflächlich in meinen Kofferraum, in dem mein kleiner Koffer und ein Rucksack lagen. Das sah nicht nach großem Schmuggel aus. Deshalb wurde ich schnell mit einem „Gute Fahrt“ Gruß aus dem Zollbereich entlassen. Bis nach Stockholm waren es 900 km Autofahrt. Mit kleinen Zwischenpausen, würde ich mindestens 11 bis 12 Stunden brauchen, um die Hauptstadt von Schweden zu erreichen. Leider durfte man nicht mehr als 100 Stundenkilometer schnell fahren. Das würde zweifellos Nerven kosten, aber ich konnte es nicht ändern. Die Überfahrt von Helsingör nach Helsingborg in Schweden, war nur kurz. Mir fiel auf, dass ungewöhnlich viele alte Damen auf dem Schiff mitfuhren, machte mir aber keine Gedanken darüber. Ich wusste, dass in Schweden ein strenges Alkoholverbot herrscht bzw. dass eine Flasche Alkohol sehr, sehr teuer war. Nachdem ich zunächst überlegt hatte, mir eine Flasche, sozusagen als Notration auf dem Schiff zu kaufen, wo der Alkohol noch billig war, entschied ich mich nach einer kleinen Denkpause glücklicherweise dagegen. Die erste Frage der Schwedischen Zöllner war nämlich, ob ich denn Alkohol dabeihätte, was ich wahrheitsgemäß verneinte. Nachdem man mich mit strengen Blicken begutachtet hatte, und ich versicherte, ich sei nur auf der Durchreise nach Finnland, musste ich nur kurz den Koffer öffnen, so dass sie einen Blick reinwerfen konnten. Der Rucksack, der auch von außen schon ziemlich leer aussah, wurde angehoben und ausreichend leicht befunden. Danach durfte ich unbehelligt nach Schweden einreisen. Die Fahrt von Jönköping nach Linköping zog sich bei dem gemäßigten Tempo wirklich unzumutbar in die Länge. Schlimmer noch, die Strecke war landschaftlich nicht besonders abwechslungsreich, viel Natur halt, so dass ich zwischendurch fürchtete, einzuschlafen. Kurz hinter Linköping stand eine Tramperin am Straßenrand, die gerne mitgenommen werden wollte. Zuerst zögerte ich, dann tat sie mir leid, ich war ja auch schon als Tramper unterwegs gewesen und hatte gehofft, dass mich jemand mitnehmen wurde. Da sie sauber und nicht ungepflegt wirkte, hielt ich an und nahm sie mit. Sie war, wie sie mir erzählte, eine Pädagogikstudentin, die ihre vorlesungsfreie Zeit nutzte, um die Welt kennenzulernen. Bei meinem Studium in Köln hatte ich einige dieser Studentinnen bei dem beobachten können, was sie Studium nannten, da unser Institut der Pädagogischen Hochschule gegenüberlag. Sie hatten nicht gerade den Eindruck erweckt, als hätten sie die Arbeit erfunden. Man sah sie während der Vorlesungszeit häufig draußen in der Sonne auf der Wiese liegen oder Skat spielen. Eine echte Berufsmotivation hatte ich bei keiner von denen entdecken können, die ich schon mal auf Univeranstaltungen traf. Wenn man Sie nach ihren Zielen fragte, hieß es sehr oft: „Hab wirklich nicht gewusst, was ich werden sollte, sagt einem ja keiner. Deshalb haben mir meine Eltern geraten, Lehrerin zu werden. Sicherer Job, sicheres Gehalt und viel Freizeit. Und, wenn man Kinder kriegt, ist es auf jeden Fall viel besser, als in der Industrie. Der Staat nimmt da Rücksicht.“ Meine Begleitung, die Iris hieß, erzählte mir einige Geschichten aus ihrem Leben und von ihrem Studium, die mich zwar nicht sonderlich interessierten, aber sie hielten mich immerhin vom Einnicken ab. So erreichten wir Stockholm endlich so gegen 19.00 Uhr abends. Iris schwärmte vom Stadtpark, den sie unbedingt noch besuchen wolle, aber da sie kaum Geld hätte, könnten wir doch den Tivoli gemeinsam besuchen. Ob ich denn schon ein Hotel gebucht hätte und sie evtl. mit mir auf Zimmer gehen könne? Ein Einbettzimmer würde ja ausreichen. Sie würde sich auch ganz klein machen und sich an mich kuscheln, so dass ich ungestört schlafen könne. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Obwohl nicht hässlich, aber dunkelhaarig, war sie so gar nicht mein Typ. Außerdem war ich von der langen Fahrt ganz schön erschöpft und wollte nur meine Ruhe haben. Weiß Gott, was sie wirklich vorhatte. Vielleicht wäre sie am Morgen mit meinem Geld verschwunden. Das wollte ich keinesfalls riskieren. Ich wimmelte sie also freundlich, aber bestimmt ab, gab ihr netterweise noch einen Zwanziger für die Jugendherberge und machte mich mit dem Auto von dannen. Wie der Zufall so spielt, war in der Innenstadt noch ein kleines Hotel mit Parkplatz und Dusche frei, so dass ich nach einem Absackbier in einen traumlosen Schlaf fiel. Frauen oder Tramperinnen kamen darin nicht vor. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Am nächsten Tag hatte ich nach dem Frühstück wenigstens Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. Mehr interessierte mich damals auch nicht, da ich nur Finnland im Kopf hatte. So gegen halb drei fuhr ich vom Hotel los. Auf der E18 würde ich die 18.30 Fähre nach Finnland locker erreichen. Die Überfahrt von Kapellskär durch die Schären würde mehr als 10 Stunden dauern. Ankunft in Naantali, dem Hafen von Turku sollte morgens um 6.30 Uhr sein. Über Turku führte der Weg dann nach Tampere, dem bereits erwähnten Junggesellen Paradies. Das musste ich unbedingt kennenlernen. Unterwegs, an der Abbiegung nach Upsala, fuhr ich an Iris vorbei, die gerade in ein Auto stieg und mir freundlich zuwinkte. Ich war ganz froh, sie wohlbehalten zu sehen, denn die Entscheidung, sie allein zu lassen, hatte mir doch für ein paar Augenblicke ein schlechtes Gewissen bereitet. Aber Typen wie sie kamen wahrscheinlich besser durchs Leben als unsereins. Die Fähre zum Hafen Naantali, vor allem für den Autotransport vorgesehen, hatte genügend Platz und war mit allen Unterhaltungsmöglichkeiten ausgestattet, die man für eine solch lange Überfahrt braucht. Ich hatte keine Kabine gebucht, da es in den weitläufigen Aufenthaltsräumen, der Bar, den Restaurants und Fernsehräumen genügend Platz gab, um Ruhe zu finden. Eine Kabine wäre auch zu teuer geworden. Ich war ja nicht zum Schlafen hier, sondern wollte ausgiebig an dem hoffentlich lebendigen Bordleben teilhaben. Die Fahrt nach Mariehamm, einer Zwischenstation auf dem Weg durch die überwiegend bewaldeten Schären mit den kleinen Häusern und Bootsstegen war abwechslungsreich. Von den etwa 30.000 Inseln vor Stockholm haben 8 - 10 eine stattliche Größe und sind dauerhaft von etwa 4.000 Menschen bewohnt. In der untergehenden Sonne sah die Szenerie sehr warm und anheimelnd aus. Hier und da winkten Menschen, die auf den Terrassen vor ihren Häuschen saßen oder mit den eigenen Booten beschäftigt waren, der vorbeigleitenden Fähre zu. Überwiegend im Sommer sind diese noch aus der Eiszeit stammenden, meist flachen Felseninseln sehr belebt. Nicht nur Schweden, sondern auch Finnen nutzen die Chance, um mit ihren Booten naturnah, entweder in Gesellschaft oder abseits des Trubels, das sommerliche Wetter und die Freiheit zu genießen. Wegen einzelner Segler, die unsere Fahrtroute kreuzten, gab die Fähre von Zeit zu Zeit ein deutliches Signal von sich, um ungehindert voran zu kommen und nicht in Unfälle verwickelt zu werden. Die Segler nahmen es mit Gelassenheit, drehten bei oder beschleunigten ihre Fahrt, um noch rechtzeitig vor der Fähre in sicheres Gewässer zu laufen. Nach dem wir den Hafen von Mariehamm, einer fast holländisch wirkenden, kleinen Stadt, wieder verlassen hatten, wurden die Restaurants auf dem Schiff geöffnet. Ganz gespannt wartete ich auf meine erste Begegnung mit dem weltbekannten “Smörgasbord “, einer Schwedischen Spezialität, von der ich bereits Wunderdinge gehört hatte. Die etwa 10 seitige Menükarte, in englischer, schwedischer und finnischer Sprache, am Eingang ausgehängt, versprach ein opulentes Mahl für ganze 6,50 DM, wirklich ein sehr guter Preis. Darin waren auch ein Bier und Wasser, so viel man wollte, enthalten. Mehr Alkohol gab es nur in der Bar. Man wollte mit Sicherheit verhindern, dass die durch die Prohibition dem Alkohol entwöhnten Schweden und Finnen, die billigen, harten Getränken, die auf dem Schiff steuerfrei zu bekommen waren, ohne jede Essensgrundlage runterkippten. Was ich dann im Restaurant erlebte machte mich fassungslos: Ich hatte mich darauf eingestellt, von dem vielfältigen, unfassbar großen Buffet von dem ein Teil noch abgedeckt war, nur jeweils so viel auf den Teller zu tun, wie ich dachte, vertragen zu können. Schon als Vorspeise gab es die unterschiedlichsten Salate, Ei, Fisch, Krabben, rohes Gemüse, Brot, Pfannenkuchen, Gebäck etc., optisch wunderbar zubereitet. Meine Mitfahrer nahmen das gar nicht zur Kenntnis, sondern stürzten sich, rücksichtslos drängelnd, auf das Buffet als gäbe es kein Morgen: Die großen Teller hätten eigentlich einen hohen Rand haben müssen, um all das zu fassen, was darauf gepackt wurde. Kaum wieder am Tisch, stopften sie in sich hinein, was irgendwie hineinging. Der Rest, meist die Hälfte, wurde auf einem Sammeltisch abgestellt und von den Kellnern entsorgt. Schon beim Zuschauen verging mir der Appetit. Ich blieb deshalb bei meiner Linie, das Essen zu genießen und mir nicht mehr aufzupacken, als ich vertragen konnte. Während ich noch mit der Vorspeise beschäftigt war, wurden die Tische für die Hauptspeise abgedeckt und wieder ging der Run aufs Buffet los, als wäre morgen Weltuntergang. Dabei gab es mindestens 10 Sorten unterschiedlichen Fisch, Schweine - und Rindfleisch, Hühnchen, unterschiedlich farbige Kartoffelsorten, Reis, Nudeln, Brot und diverse Gemüse. Die Tische bogen sich regelrecht unter dem Angebot. Ich blieb erst mal sitzen, bis alle wieder mit ihren übervollen Tellern auf ihren Stühlen gelandet waren und das „Große Fressen“ weiterging. Auch jetzt ging die Hälfte der Speisen in den Abfall. Nachdem der Hauptgang fast beendet war und die Tische für den Nachtisch aufgedeckt wurden, holte ich mir meinen Teil vom Hauptmenu, das sehr gut und schmackhaft war. Jetzt begann mir das Essen sogar Spaß zu machen. Der Nachtisch war nicht weniger vielfältig: diverse Cremes, Pudding, mit und ohne Sahne, Mousse au Chocolat, Eis, unterschiedliches Gebäck, diverse Obstsorten und Käse. Ich kann mich gar nicht mehr an alles im Einzelnen erinnern. Auf jeden Fall fiel es mir schwer mich zu entscheiden, da ich eigentlich schon satt war. Nicht so meine nordischen Mitfahrer. Vielleicht hatten sie sich schon zwischendurch einmal über die Reling entlastet - wer weiß - jedenfalls ließen sie sich nicht entmutigen und machten weiter, bis sie eigentlich von den Stühlen hätten fallen müssen. Das wollte ich mir dann doch ersparen, machte mich auf die Socken und suchte mir ein ruhiges Plätzchen. Mehr wollte ich nach dem üppigen Essen nicht mehr unternehmen. Einen vernünftigen Gesprächspartner hätte ich sowieso nicht gefunden. Denn, wenn es auch an der Bar so weiterging, hätte man einige dieser Freunde zur Sicherheit an der Reling festbinden müssen, damit sie nicht über Bord gingen. Ich wickelte mich also in meine Decke und das gleichförmige Stampfen der Schiffsmotoren, bei ziemlich ruhiger See, ließ mich schnell wegdämmern, bis ich am Morgen von den Lautsprechern geweckt wurde, weil das Ende der Fahrt absehbar war. Von Turku ging es durch endloses Grün, bis ich endlich Tampere erreichte. Vom Fremdenverkehrsbüro ließ ich mir eine bezahlbare Hütte, etwas außerhalb der Stadt, in einer Feriensiedlung an einem See gelegen, vermitteln und bekam schnell Anschluss zu ein paar Finnen. Sie brachten mir umgehend das Fischen mit einem Stock als Angel, nur mit einer Schnur versehen, bei. Als Köder dienten in der Hand gerollte, kleine Stücke eines Süßbrötchens. Der See war so übervoll mit Fischen, dass man in der Abenddämmerung immer eine ausreichende Anzahl für den Eigenbedarf fangen konnte. Sie mit einem Schlag auf den Kopf zu töten fiel mir nicht leicht, aber man gewöhnt sich daran. Den gefangenen Fisch durfte ich dann über offenem Feuer braten oder in dem Räucherofen der Finnen räuchern und fühlte mich deshalb in der finnischer Männerrunde, die mich wie ihresgleichen behandelten richtig wohl. Sie luden mich auch in ihre Sauna ein und wir verbrachten einige Tage mit der Gitarre am Lagerfeuer. Mädels waren leider nicht da, deshalb musste ich selbst auf die Pirsch begeben. In der Stadt gab es einige Cafés, in denen sich allabendlich die Jugend traf. Wie man da Anschluss finden sollte, war mir zwar noch nicht klar, aber einen Versuch war es wert. Also setzte ich mich einfach in die Ecke eines ansprechend aussehenden Cafés, bestellte mir etwas zu trinken und wartete ab. Die Bedienung war wirklich freundlich, weil sie merkte, dass ich Ausländer war. Sie fragte mich, wo ich denn herkäme und fand es gut, so schien es jedenfalls, dass ich aus Deutschland kam. Ansonsten saßen Männer und Frauen jeweils getrennt an unterschiedlichen Tischen. Aber unvermutet begann dann etwas, was in Deutschland undenkbar gewesen wäre. Die vielleicht 6 - 8 jungen Frauen, die im Café saßen, schauten sich, wie auf Kommando in der Runde um und setzten sich danach an den Tisch der männlichen Person, die sie wohl interessant fanden und deshalb anzusprechen beabsichtigten. Wenn ihnen das Gespräch und die Gesellschaft gefiel, blieben sie sitzen, ansonsten setzten sie sich einfach zu einem der jungen Männer an einen anderen Tisch. Dadurch entstand so etwas, wie eine permanente Rotation, ein Hin - und Her, bei dem jeder der anwesenden Männer zumindest mit einer oder 2 Frauen Kontakt haben konnte. Einfach faszinierend. Von Zeit zu Zeit verließ das eine oder andere Paar das Café. Manche blieben ganz weg, andere kamen einzeln wieder. Auch mich besuchten sie, fragte, wo ich denn herkäme, wie es sich in Deutschland leben ließe, ob ich denn bereits Arbeit hätte usw. Leider verließen die zwei Frauen, die zu mir an den Tisch gefunden hatten, mich dann kommentarlos wieder und setzten sich an andere Tische. Ich muss zugeben, das war schon ein komisches Gefühl, weil ich nicht einschätzen konnte, welchen Eindruck ich hinterlassen hatte. Schließlich musste in Deutschland zur damaligen Zeit die Initiative immer vom Mann ausgehen und er hatte die Wahl eine Entscheidung zu treffen und nicht umgekehrt. Als ich nach etwa 2 Stunden das Café verlassen wollte, rief mich die Kellnerin zu sich: „Komm einfach morgen wieder. Es gibt genügend Frauen, die sich über einen neuen Kerl freuen. Irgendwann bekommst auch du eine Chance. Die Frauen sind sehr selbstbewusst hier. Sie brauchen Zeit, bis sie sich auf jemanden einlassen. Schon gar, wenn er aus einem anderen Land kommt. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du morgen wieder da bist.“ „Du hast mir den Abend gerettet,“ antwortete ich erleichtert und dankbar, „bei uns herrschen andere Regeln, deshalb muss ich die hier erst lernen. Ich muss sagen Finnland hat wirklich interessante Frauen, das gefällt mir und ich hoffe nur, dass ich vielleicht doch noch einer begegne, die mich auch interessant oder nett findet.“ „Das tu ich doch schon, das muss doch für den ersten Abend reichen, oder?“ sagte sie und warf mir dabei einen schelmischen Blick zu, „aber ich muss ja hier arbeiten.“ Erst jetzt fiel mir auf, wie gut sie aussah. Sie hatte eine besondere Ausstrahlung. Ihr feingeschnittenes Gesicht und ihre klaren Augen gefielen mir, genauso wie die kurzen blonde Haare und ihre sportliche Figur. Und sie hatte in etwa meine Größe. Wie hatte ich das alles übersehen können? Selbstverständlich war ich am nächsten Abend wieder da. Alles lief wie tags zuvor, außer dass die Serviererin, die Juna hieß, mir zwischendurch zuflüsterte: „Ich habe mich heute von meinem Bruder hierherbringen lassen, wenn Du willst, kannst Du mich heute am späten Abend nach Hause fahren, dann haben wir genügend Zeit, um uns im Auto ungestört zu unterhalten.“ Natürlich war ich happy. Nach dem Dienst brachte ich Juna in meinem Auto bis kurz vor ihr Elternhaus. Dort hielten wir im Dunkel eines großen Baumes an und unterhielten uns fast drei Stunden sehr angeregt und intensiv. Ich fand sie außerordentlich amüsant, attraktiv und liebenswert, sie mich wohl auch. Schließlich, zog sie mich einfach an sich, legte ihr Gesicht an meins, nahm meine Hand und führte sie an ihre Brust. Mir stockte der Atem: „Kannst Du mein Herz spüren, Du gefällst ihm sehr,“ hauchte sie mir ins Ohr. „Mehr kann ich leider nicht zulassen. In einer Woche oder zwei wirst Du wieder weg sein und ich bleibe hier. Deshalb lass uns lieber aufhören, solange noch Zeit ist. Ich hoffe, Du verstehst das.“ Als ich darauf antworten wollte, legte sie mir ihren Zeigefinger auf die Lippen: „Sag jetzt nichts. Wenn du mich gerne hast, kommst Du morgen Abend nicht mehr ins Café. Geh lieber in die Disco am Marktplatz. Dort wirst Du genügend Mädchen finden, die nur einen Abend tanzen wollen. Frage Deine Freunde bei deiner Hütte am See. Sie werden dir erklären warum. Glaub mir, es ist besser so.“ Sie zog meine Hand fort, drückte mich noch einmal fest an sich, öffnete mit einem Ruck die Autotür und war im Handumdrehen verschwunden. Ich blieb mit einem ganz tauben Gefühl im Magen zurück. Zweifellos hatte sie recht, denn ich hatte einen Job, der 1.300 km entfernt von Tampere lag. Wie hätte eine solche Beziehung Bestand haben sollen. Und nur für eine Nacht, da war ich mir sicher, war sie wirklich zu schade. Sie hätte es auch nicht zugelassen. Also fuhr ich zurück in meine einsame Hütte und warf mich auf mein Bett. Mir war wirklich elend zumute. Eine tolle Frau, nur zur falschen Zeit, so ein elender Mist! Nachdem sich der Aufruhr meiner Gefühle gelegt hatte, schlief ich erschöpft ein. Am nächsten Tag, ich war entschlossen etwas gegen meine triste Stimmung zu tun, fragte ich die Finnen in meiner Siedlung nach der Diskothek am Markt. „Wer hat Dir denn davon erzählt,“ versuchten sie mich lachend auszuhorchen, „das ist ein Geheimtip , den nur die Einheimischen kennen. Die Disco mit den schönsten Frauen der Stadt. Für jemanden, wie Dich besonders freitags interessant. Da ist nämlich der Männertag, an dem wir uns mal richtig was gönnen. Vielleicht hast Du schon gehört, dass wir uns Alkohol eigentlich nicht leisten können, weil er unter staatlicher Kontrolle steht. Der ist viel zu teuer. Die Flasche knapp über 100 DM. Also dröhnen wir uns wenigstens einmal die Woche richtig zu, bis wir genug haben. Unsere armen Mädels in der Diskothek sind dann ganz allein. In der Zeit können sie machen, was sie wollen, wenn sie es wollen. Gehören ja am Montag sowieso wieder uns, sofern sie mit einem von uns fest zusammen sind. Von den anderen Frauen kannst du Dir aussuchen, welche Du willst. Hier in Finnland muss nämlich jede junge Frau, wenn Du sie aufforderst, mindestens 3 x mit dir tanzen. Also hast du erstmal freie Bahn. Du musst nur schaffen, dass sie dich will und Lust auf dich bekommt. Aber lass dich warnen, die Finnischen Frauen haben ihren eigenen Kopf.“ Alle Finnen nickten sich bei dieser Aussage verständnisinnig zu. „Danke für den Tipp, mir würde das Tanzen ja schon reichen. Hab lange keine Frau mehr gesehen, bin ja unterwegs. Da wäre es schon ganz gut zumindest mal Körperkontakt zu haben, oder?“ „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, sind ja genügend Frauen da.“ Am Freitag vor meiner Rückfahrt versuchte ich schon aus Neugier mein Glück. Die Diskothek war voll von attraktiven Frauen. Jeder normale Mann hätte fast jede von ihnen näher kennenlernen wollen. Wirklich tolle Frauen. Das mit dem Tanzen klappte gut. Ich konnte mal richtig frei wählen, ohne gleich einen “Korb“ zu bekommen. Und die Frauen fanden es auch nicht schlecht, dass wenigstens ein “Nüchterner“ da war und sie “bewegte“. Nach etwa 2 Stunden fand ich eine wirklich nette und lustige Blondine, die mich sehr ansprach. Als ich Sie nach dem dritten Tanz, um den nächsten Tanz bat, erklärte sie deutlich, sie sei in festen Händen. Sie wolle sich höchstens mit mir unterhalten, nicht mehr. Da ich Juna noch im Kopf hatte, antwortete ich, auch mir ginge es nur darum zu tanzen und vielleicht noch etwas mehr über die finnischen Gebräuche zu erfahren. Sicher wisse sie mehr darüber als ich: „Ich bin erstaunt, dass keine Männer hier sind, ich bin der Einzige, obwohl ja nicht nur Du toll aussiehst. Wo sind die Kerle? In Deutschland wäre das unvorstellbar. Da gehen Frauen selten allein in eine Disco. Das würden die Freunde ihnen sicher nicht erlauben.“ „Vielleicht sollten wir auswandern,“ sagte Lennja spitzbübisch, „wir sind einfach zu viele Frauen hier und die Männer machen, was sie wollen. Meiner kippt sich Freitags , wie fast alle anderen, ne ganze Flasche Schnaps hinter die Binde. Dann laufen nur Betrunkene durch die Stadt. Die Polizei sammelt sie regelmäßig auf und steckt sie in die Ausnüchterungszelle. Wenn ich Glück habe, sehe ich meinen Matti vielleicht Sonntagnachmittag wieder, aber dann ist das Wochenende fast schon vorbei. Andere Typen gibt es hier halt nicht. Deshalb nützt es auch nichts, zu einem anderen wechseln. Die sind alle gleich. Mein Matti ist ja sonst eigentlich ganz in Ordnung. Deshalb lasse ich mich auch nicht mit anderen Männern ein, das bringt mir nichts. Und Du wärst ja auch bald wieder weg oder hast Du etwa vor hier zu bleiben?“ „Würde mich ja reizen, kann ich aber leider nicht, habe nach dem Studium in Deutschland eine interessante Arbeit gefunden. Und finnisch, hat man mir erzählt, ist für andere Europäer kaum zu erlernen. Wie soll da die große Liebe entstehen?“ „Hast sicher recht, “seufzte Lennja, „was man nicht ändern kann, kann man eben nicht ändern. Lass uns einfach nochmal tanzen, zumindest dabei haben wir doch so was wie eine gemeinsame Sprache, findest du nicht?“ © Thomas W. Bubeck “Buntes Leben“ 6
  22. Tobuma

    Leben mit dir

    Leben mit dir Nicht nur deine Hand ist es um die ich angehalten habe, will keine weiße Flagge zur Übergabe so wie es sonst so häufig Usus ist du unten ich oben, solange es dauert lass uns den Weg gemeinsam gehen zwei starke Seelen, ein Gesicht zur Welt für immer Abgrenzung und unnütze Angriffe vermeiden, uns mit Respekt und Liebe täglich gegenseitig schützen will mit deinen Augen sehen lernen deinen Erfahrungsschatz ergründen teilhaben an deiner Intuition und Innenwelt erfahren, wie es sein muss, du zu sein, wenn du einsam oder glücklich bist, die die Last vergangener Zeit bekämpfst wie die Stücke eines Puzzles sollten wir ganz selbstverständlich ineinandergreifen meine und deine blinden Felder offenlegen, so wie es in bester Freundschaft üblich ist, damit kein Raum für Zweifel, offene Fragen und heimliche Vermutungen bleibt
  23. Hallo Horst, Lieber ein dichtendes Glühwürmchen als eine "taube Nuss". Wichtig ist, was uns selbst wichtig ist und was uns lebendig hält.Die wahre Schönheit erschließt sich nur dem Schöpfer selbst, oder? Schönes, lustiges Wochenende Tobuma
  24. Satire : Zwei Vorstädter über Parteien: 1 "Hey Alter,...hasse schon jehört, Du kanns jez janz einfach in de Politik kommen." 2 "Wie, ich?.....in de Politik?..... wie soll dat denn jehen?? 1. " Einfach mit de Piraten oder so…oder andere Parteien, können ja auch die für Klima, Volt, Satire,Haie oder Humanisten sein…ers mal vielleich nur als Schreibkraft... da musse nix wissen, da kannse einfach so wat werden...auch wenne nix kanns.Nur allet wat is, mal bedenken, un soo..... nachdenken nur...vielleich erfinden die allet neu, un dat auch noch beezahlt. Quasseln kannse ja. " 2 "Wie, allet neu...auch et Auto, dat alte Äjypten, oder ob ich, obwohl ich noch jung bin, vielleich jez schon Rente kriejen kann un so..?" 1 "Alter,weisse, dat weiss ich auch nit so jenau, aber so...so ähnlich... allet einfach nur überdenken , einfach so... vielleich ....dat ich ja nie jenuch Pinke hab ... un mir min Olle aufn Wecker jeht..un so." 2 "Dat auch ? Super!! Dat hätt ich jez nich jedacht." 1 "Kann sein oder nich....weisse, die ham ja kein richtijes Projramm un wenn, brauchen se sich nit dran ze halten...dat soll ja dat Beste sein! " 2 " Hm... dat Beste.. wirklich ? Vielleich könnt ich dat wirklich, wenn man da nix muss...nix richtich können oder einfach so tun, als ob ich allet wissen tät." 1 " Dat is ja, wat ich jehört hab.. da brauch sowieso keiner... nix alleine..., oder einfach nur abschreiben, muss ja nit alles neu sein." 2 " Und dat soll allet sein?" 1 " Na allet....nachdenken, sich von allen einladen lassen, immer surfen un so ...allet zesammen.... Musik so runterladen...un allet teilen, wat andere zeviel haben." 2 " Un wenn jetz viele et besser wissen, .... dat wär besser?" 1 " Ja , dat soll wohl so sein....Du weis ja beim FC auch immer, wat de Trainer hätt besser machen können nachher....oder..? Ich denk...jenau so, denken die: einfach zesammen allet besser wissen, wär doch schön...oder....? " 2 " Ja, wenn dat so is, dann weed ich auch Politiker .. allet einfach so.. ...wär ich jez selbs nit drauf jekommen. Wat de Leut für Ideen haben.... musse ers drauf kommen...allet neu ... einfach so.. enäääh...musse drauf kommen...Wahnsinn....oder?
  25. Hallo Aries, Danke für deine netten Zeilen. Aachen war für mich und meine Familie auch immer etwas Besonderes, so etwas, wie ein Zentrum Europäischer Kultur und Geschichte. Wahrscheinlich hat sich die Stadt etwas von dem Geist der Zeiten erhalten können. Als ich noch in der Nähe wohnte, war der regelmäßige Besuch der Innenstadt, des Doms und des Markplatzes Tradition. auf den selbst meine Kinder als sie noch klein waren immer hingefiebert haben. Liebe Grüße nach Aachen Tobuma
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