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Dionysos von Enno

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Alle erstellten Inhalte von Dionysos von Enno

  1. Dionysos von Enno

    Von den Dichtern

    Unter dem Himmel, dem Unendlichen, suche ich nach den Namen meiner Heimatlosen. Ins Dunkel gegeben sind sie, wie die Sterne. Die Leere in meiner hohlen Hand füllen sie allein mit ihrem Schweigen. Sie verstehen zu viel. Von der Einsamkeit unter Menschen. Dem Ankommen im Nichts. Auf ihren Gläsern sitzen die Toten. Und die noch nicht Geborenen warten ungeduldig im Wein. Aber sie erinnern in einer verlorenen Sprache. Metzen den letzten Atemzug. Und im Fieber der Verzweiflung kochen sie Gold in ihren Mündern.
  2. Schön dass du wieder da bist, mi hab deine Sachen vermisst. Da ist für mich so viel unschuldig schönes drin… trotz deines enormen Wissens mes compliments dio
  3. Dionysos von Enno

    Erwählt

    Er hält sie sicher. Sie steigen hinauf ins hohe Zirkuszelt; an Muskeln, an Lichtern, an Seidenseilen. Und wie ihr Blick so in den seinen fällt, als seien sie einander auserwählt, sich ihre kreisenden Körper erschweigen, die Griffe wie Küsse an einander weilen; als gäbe es unten gar keine Welt. Und nur dieses Schweben, in dem er sie (und sie ihn) hält, ins Licht zwischen Lichter aufgestellt, erscheint mir mein Leben seltsam erhellt. Als hätt mich ein Kind seinem Stofftier erzählt.
  4. Dionysos von Enno

    Deus in

    Mir war immer, als veredele der Sonnenuntergang, lehre die verrohte Kehle. Als reife man erst ganz daran. Als schäle sich aus dem geheimnisvollen Klang der Wesen im werdenden Nachtbehang ganz von allein das Dämmerspiel im Abendwald; der Lustschrei, der durch Wälder hallt; Nymphenhaar aus Wasserfall. Lendenlang verwilderte Flüsse. Hinaus aus der Steife der Stadtgestalt, der Schwere von Namen und Gehalt, hinein in den Silbersang. Ins sprachlose Wissen der Umarmung, der Küsse. So sinnend steigt er endlich auf, der große, dunkelblaue Drang zu wissen: Ist es hier gewesen. Stieg Gott hier in die Seele.
  5. Dionysos von Enno

    Siegel

    I Irgendwo geht der Panther vorbei. Im Federkleid einer Stundenmaid. Die Augen dunkelgrün und weit. Aufgestreift der Paletot. Hungrig der kreideweiche Sog der Einsamkeit des Raubtieres in seinem instinkthaften Funkeln. Der Geist will immer zurück ins Dunkeln einer Eingeweidewelt, in der der Herzschlag alles freigibt, alles hält, was durch die Därme geht. Und Fleisch und Blut sind das Gebet, wo alles in den Pulsschlag fällt II Erfühlt sich Sonne einmal Mondlicht. Hört sich In Eisentoren Sagensilber. Flüstert sich frei der Schrei der Städterkälber. Spürn sich im Lachen wieder Lieder. Erinnern Küsse, wie sie Wörter eingeengt. Erkennt der Ozean, der alle Türme sprengt: Ich war ja Mensch! Wird plötzlich alles unbekleidet, unbehängt und frei III Es ist nicht viel dabei zu werden, wie die Kinder sind. Etwas das sich durch sein Sein verschenkt. Frei und unbekleidet. Unbehängt. So wünscht ich’s, wenn man mich bedenkt: Man sag, ich sei erst Mensch gewesen
  6. Er trug das ganze Porzellan des Schreins allein in seinem hohen Blick. Der war wie so ein Dickicht: Dicht und undurchdringlich. Doch tief im Innern mild und licht und unergründlich. Viel zu menschlich für den strengen Gott in seiner Dunkelheit. Und alles an ihm trug die Pflicht wie so ein Hochzeitskleid. Und wir die Bräutigame: Du und du und ich. An unsern Zweifeln aufgereiht: Das Nicht, das Nie das Nichts. Er aber seufzt als atme er bloß Dunkelheit und spricht: Was wisst ihr Weiber schon vom Licht. Ihr seid bloß Name, Kleidchen, Angesicht. Soll ich hier tafeln in dem Nie und Nichts und Nicht, wo euer Schwafeln sich in euren Plappermäulern bricht, bevor es richtig werden kann. Wirklich wichtig werden kann. Ich trage schwer für einen Mann der aus der alten Dunkelheit auch eures Gottes kam. Seht mich nicht an für alles was ich zu euch schleppe. Ich bin gebeugt wie eine Treppe für dich und dich und für dich. Geschwungen wie ein Schwan: Rundlich, geschmeidig nicht für sich. Nur für das, was heilig ist in dem Gefäß um Namen, Kleidchen Angesicht.
  7. Der Strand hat seine Weite abgegeben an das Meer. Er kämpft nicht mehr. Um das Land, um den Sand, um das Gewand der Küste. Der rieselt nackt und abgewandt durch deine Hand. Korn für Korn entkleidete Gelüste in nichts als leere, blanke Lüfte. Die Dünen ausgedünnt und krank, der Horizont schon Zwielichtband: Das nicht Geschaute abgewandt und das Geschaute Wüste Auch die versinkt im Wellenreigen. Im groben Grabschen, Schmatzen der Gezeiten. Bleibt nichts, als in die Fluten treiben, zerfallen Berge gar im Weilen, erinnern wohl die Ewigkeiten einmal nur noch Meere. Dunkelblaue Leere. Schweigen.
  8. Zögernd liegen die Hände auf dem Helm Sein Geist kreist Er weiß zuviel Vom Anfang und vom Ende Sein Schweigen es verwaist Noch gleißt sein Wesen vom redlichen Streben in das All Doch ist der Sündenfall schon unaufhaltbar überall aus dem Licht hinfort gegeben in das Stolpern In das Leben Dunkelheit kreist in seinen hohen Augen Sein Zögern Sein Glauben Grad war der Weg noch da im Gelächter einer Engelschar Jetzt tobt das Schweigen wie ein Schlächter in den Händen Helm und Hand nur noch Legenden Und Ihm wird noch im Blick nach unten klar Wird seine eigene Reise einmal enden bleibt nichts als bloß ein ausgerissenes Flügelpaar
  9. Liebe @A.N N A lieber @Wannovius herzlichen Dank für eure Assoziationen! Mes compliments Dio
  10. Schreib mir wenn du angekommen bist Nur Wenn du magst natürlich Hier versinkt das letzte Licht Ich sitze immer noch am Küchentisch Betrachte Dich Man sagt die Stille sie bricht herein ganz plötzlich für den der stumm geworden ist Er würde dunkelpflichtig Sein Name unaussprechlich Schwer und süchtig Nach dem Nichts Bis er selber Nichts geworden ist Schreib mir wenn du angekommen bist Nur wenn du magst natürlich Ich gehe doch nicht Ich sitze am Küchentisch und betrachte dich Im letzten Licht
  11. Eine tolle Idee und total authentisch umgesetzt !! Ich sag nicht wen ich alles gefunden habe aber es sind deutlich mehr als ich - merci lieber waldeck und mit einem ritterlichen Gruß nach Art der Musketiere Dio
  12. Schlank ist die Straße zur Stadt. Ein verdorrender Ast ohne Knospe und Blatt. Verhungert fast. Die Bauchladenweiber sind aufgeklappt. Ihre hageren Brüste auf die Straße geschwappt. Die schmalen Lippen blutrot gelacht. Die verletzte Sprache ein endloser Schacht. Fast ist das Rudern der Trinker der Stadt im Spiegel der Augen verblasst. Die Tränen sorgfältig verbracht; gestapelt und glatt in ihr Trinken verpackt. Es ist, Leonie, Nacht. Nur die Gläser der Stadt sind nackt.
  13. Hi Cornelius Wunderbar Verdichtet. Als wäre man dabei. Mit einer feinen (zugegebenermaßen nahe liegenden) moral. Letztens traf ich in Sa Clastra in Es Capdellà einen netten Typen der sich beim dritten Glas Amarone als ein ziemlich arrivierter Programmierer.bei Meta outete. Während ich ihm irgendwann ein Bild von der Schleiertänzerin zeynep aus Köln bayenthal zeigte zeigte er mir die Gehaltstabelle von e1 bis e8 aus Menlo Park. In diesem Sinne: auf das Gleichgewicht Mes compliments Dio
  14. Dionysos von Enno

    Einweihung

    Sie ging zum Tempel hin; die lange Uferstraße hoch. Das Licht des ersten Tages dünn. Und schwach. Es trennte noch nicht Tat und Sinn in seinem singulären Sog. Das aufgewühlte Lockenhaar gewrungen durch des Windes körperlose Hände. In eines dunkelbraunen Zopfes aufschäumenden Ende hingepeitscht. Die Fäuste gnadenlos. Die Augen wahr. Die Augen eines Kindes. Die Sonne kroch den Berg entlang zu feuerroten Kreisen. Ihr Mund war trocken und sie sang die heut vergessenen Weisen. Da plötzlich warf ein Schatten sich wie Hinterhalt ihr auf den Weg. Und sie erschrak ganz bitterlich Verlier dich, raunte ihr der Steg, der eine Brücke Morgenrot aus einem Sonnenaufgang trug: Wie eine Schädelschale voller Blut. Ein langsam aufgedehnter Tod. An einem Ufer festgemacht in Wut. Am anderen in blanker Not. Stürz dich hinein in diese Flut, raunte der Weg Sie wankte hüfttief durch das Blut. Sie schwankte schaukelnd auf dem Steg. Nichts trug sie, nicht ihr Wissen, nicht ihr Mut. Und was sie glaubte, wurde Trug; die Sinne in die Angst gelegt. Was sie erschlug, was sie begrub, erhob sich gleich schon wieder und belebte sich in ihrem angehaltnen Atemzug, der sie zuletzt doch noch zum anderen Ufer hin bewegte. Erst als sie sich in Tränen zitternd vor der Steilwand niederlegte trug sie die dunkle Stimme zu dem Tempeleingang hoch: Jetzt ist es gut mein Kind. Jetzt bist du leicht genug.
  15. Dionysos von Enno

    Ja

    Sie ging ans Fenster legte die Hand aufs kalte Glas Alles was sie in sich sah war das und da: die schwankende Wand Kakteen lang und krank und in den Gardinen Gespenster Der ganze Raum war voller Gestern Und in ihr Starren in die Weite sank ein fremdes Blinzeln rutschig und blank Das Blinzeln ihrer Zwillingsschwester Das Glas unter der Mädchenhand begann zu winseln Ihr Keuchen versank ihr im schwindenden Atem Atmen musst du hör nicht auf zu atmen Gott hat einen schönen Garten Dort kannst du dich ausruhen und laben Einmal Wenn die alten Zweige Kirschen tragen Es reicht doch dieses eine kleine Wort zu sagen Bloß ein allerletztes Mal Sprich nun herrscht die Stimme Scharf und glatt wie eine Klinge Sag nur das eine kleine Wort und enden wird die ganze Qual Da schweigt sie noch ein allerletztes Mal hält sich den Unterleib und flüstert Ja
  16. Hi Thomas Zu den regelmäßigen "Vertonern" hier gehören nach meiner Beobachtung @Uschi Rischanekund @Perrydie das beide auch wirklich sehr schön und individuell machen. @Georg C. Petermacht auch ganz wundervolle Sachen meistens sehr lehrreich und lustig Uschi rezitiert auch viele alte Meister und hat auch schon Mal die ein oder andere Sache von mit t interpretiert. Natürlich sinnlich, anmutig, schön und mit dieser wiener Jugendstil Melancholie.. Bin gespannt auf deine Sachen vielleicht mit Vertonung Mes compliments Dio
  17. Hi @Wortbildhauer Thomas danke für deine Gedanken zum Text. Ich freue mich dass du die längere Version so gelten lassen kannst. Deine Kürzungsvorschläge würden bestimmt auch funktionieren. Das Thema der Vereinigung inspiriert mich immer wieder und natürlich das Wesen und der Zusammenfall der Gegensätze Habe länger keine Gedichte mehr gesprochen. Bisher bin ich für meinen persönlichen Geschmack immer an der Aufgabe kläglich gescheitert. Aber du hast Recht der Text verdient es eigentlich... Merci Mes compliments Dio
  18. Lieber @Wortbildhauer Thomas. Vielen Dank für deine Reflektionen über den Text. Deinen Vorschlag habe ich übernommen weil, wenn das göttliche durchgehend spürbar ist, die letzte Zeile wirklich überflüssig ist. Der Tod ist ja schon im lateinischen Ursprung weiblich - deine Überlegung dazu ist wirklich sehr schön poetisch ! Merci Mes compliments Dio
  19. Ich glaub darüber können nur Männer lachen Weil nur Männer meistens so schnell zu Ende Sachen machen 😂
  20. Die Nacht war aufgezogen und die Weide wurde dunkel Wurde wund Der Wind er irrte durch den Wolkenmund Noch nackt bis er ins Düsterkleide vergessensweicher Weite glitt (Mondseidener zierlich leichter Schritt zum Weine) Erst glatt und schmerzhaft wie ein Schnitt Dann Spiegelschweigen und dann Raunen (Sanfte dunkelbraune Augen Eine Brust verhüllt und eine aufgedeckt) Pulsierend wie das Licht im Scheine Versteckt im Traum vom Sommerwind Ganz ausgefüllt und schicksalsblind (Das Salz begierig aufgeleckt und in dem Scheiden zwischen Bein und Seide ein Seufzen aus dem Kuss geweckt) Mit der Sprache von Glocken geklungen Feder werden auf den Schwingen Nie mehr sprechen Nur noch Singen Wimmern Willig Voller Locken sehnsüchtig und hingebrochen Unter Himmelsdingen Um endlich wieder eins zu werden
  21. Hi Perry mir gefällt deine Interpretation. Ich denke das Gesamtthema der Verrohung durch Vernarbung und den Taubheiten die dadurch eintreten wäre auch ein interessanter Ansatz oder wie ein geschätzter Dichteerkolelge von uns auf einer anderen Plattform einfach wunderbar passend schrieb: "Dem Zeitgeist IM Puls gewühlt" 😉 merci ! mes compliments Dio
  22. Hallo! Das müssen sie sein die- Aphorismen des Lichtbringers bevor er so genannt wurde Gefällt mir !! mein astraler Freund aus der alten Welt Mes compliments Dio
  23. Dionysos von Enno

    Narbengewebe

    Die Sonne ist zu heiß Die Tage zu lang Heut ist grau das neue Weiß Und der Motorsägenklang ist richtig heißer geiler Scheiss Die Kette gleitet lang So lang durch meine Hände Ich weiß im Grunde bist du bang Du fürchtest dich davor ich fände Deinen Rückwärtsgang Blut ist heut der neue Schweiß Richtig heißer roter Scheiss Und was nicht wirklich bluten kann taugt alles nicht für echtes Weiß Die Sonne fühlt sich dunkel an Wie im Öltank meiner Säge Ich weiß nicht was ich fühlen kann Bin doch Narbengewebe Ein Juckreiz ein beschissener Drang Aber ich liebe
  24. Mes chères, Merci ! @Dali Lama was für ein Glück, Dich zu meinen geneigten Lesern zu zählen. Deine Einsichten sind tief und immer wieder eine große Freude zu lesen! Es gibt Deiner Analyse nichts hinzuzufügen: Genau so war es gemeint. Gerne habe ich Deinen Vorschlag übernommen, Chris. mes compliments Dio
  25. Und wenn ich nicht mehr bin Wenn alle Farben eingeschlafen sind Wenn selbst die Kabel schlafen Wisch meine grauen Bilder in den Wind Mach los den ganzen menschenleeren Hafen Bis nur noch Strand und Wellen sind Und suchst du mich Dann such mich anders nicht als in den Augen eines neugeborenen Kinds Denn so wie unsere Blicke sich einst trafen aufgegangen ineinander wie ins Licht für einen Herzschlag nicht mehr blind so leicht gib auf mein Angesicht Und lass die Kabel schlafen
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