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Anonyma

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Alle erstellten Inhalte von Anonyma

  1. Hallo, Ostseemöwe, ich würde dem zustimmen. Alte Märchen, Kinderlieder und Abzählreime, die sind oft 'starker Tobak' und aus unserer heutigen Sicht pädagogisch nicht wertvoll. Woran liegt das? Ich denke, es waren schlicht andere Zeiten, andere Gesellschaften, Kulturen und daher auch Denkweisen. Die mit unseren heutigen oft nicht in Einklang zu bringen sind. Manchmal denke ich: Wäre es nicht gut, wenn wir diese alten 'Geschichten' überarbeiten würden? Zumindest die wirklich angsteinflößenden, blutrünstigen, grausamen Teile davon? Meist werden sie lediglich gekürzt - was dann zu unvollständigen oder sogar 'bruchstückhaften' Geschichten führt. Das sehe ich nicht als Lösung an. Es geht mir beileibe nicht um 'Politische Korrektheit', sondern um einen Wandel, der definitiv stattgefunden hat. (Nicht nur, was die Erziehung/den Umgang mit Kindern betrifft, auch Tierschutz und Tierwohl waren früher kein Thema.) Es geht mir auch nicht darum, 'Kinder in Watte zu packen'. Sondern darum, dass solche Geschichten prägen und Einfluss darauf nehmen, wie wir später als Erwachsene denken - und fühlen. In früheren Zeiten wurden 'Angstmacherei' und Gewalt in der Kindeserziehung als richtig, ja, sogar notwendig erachtet ... und wenn ich dann bedenke, dass ich, selbst bereits Großmutter, noch heute dann und wann so etwas hören muss, wie: 'Eine ordentliche Backpfeife hat noch keinem geschadet' oder 'Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen' oder 'Dem Rotzlöffel gehört mal ordentlich der Hintern versohlt' oder Ähnliches, dann - frage ich mich, woher das wohl kommen mag? Oder wovon das zumindest beeinflusst wurde? Und Eltern, die ihre Kinder erschrecken, ihnen Angst einjagen und dabei nicht selten sogar ihren Spaß haben, die gibt es leider immer noch. Ich habe mit meiner Tochter geredet, oft und viel und gerne. Ihr erklärt, warum etwas falsch oder gefährlich ist. Und, wurde ich auch schon gefragt, was war, als sie noch zu klein war, um zu verstehen? Nun - ich passte auf sie auf. Im Gedicht geht es zwar um Angst - aber Angst und Gewalt, die bilden gerne ein Paar und halten Händchen ... LG, Anonyma
  2. Irrtümer Ein Gänseblümchen steht, allein, auf meines Nachbarn Rasen, verirrter Samen keimte keck und blüht, dem Gras zum Trotze, das Nachbar Mustermann dort hegt, als seines Gartens Zierde, seit nunmehr zwanzig Jahren schon -"Nanu? Was stört die Perfektion?" Er reißt das Gänseblümchen aus und schreitet stolz zurück zum Haus.
  3. Hallo, Carlolus, tja. Stimmt, die Aussichten sind trübe (gelinde ausgedrückt). Statt nur der alten Methode 'Brot und Spiele für das Volk' soll jetzt, außer dem ebenfalls alten Alkohol, noch Cannabis 'trösten'? Tja. Ich hörte/sah/las oft, dass es genau so viele 'gute Nachrichten' wie schlechte gäbe, dass es diese lediglich nicht in die Medien schaffen würden, da sie sie uninteressant/nicht sensationell genug seien. "Und was ist mit der Gewichtung/Bedeutung?", frage ich dann gerne gegen. Mag ja stimmen, wenn es um Wahrscheinlichkeitsgesetz und Konsorten geht, dass es da tatsächlich irgendeine Art von Gleichgewicht gibt - rein die Anzahl betreffend und rein theoretisch. Praktisch dagegen las/hörte/sah ich noch nie etwas von sensationellen Rekordernten (dank Aufbauhilfen, sprich, großen Geldsummen an Spenden, die tatsächlich dort ankommen, wohin sie gehören) in einem Land, in dem es immer wieder bzw. oft Hungersnöte gab und gibt oder davon, dass in irgendeinem Land auf friedlichem Wege eine Diktatur von einer Demokratie abgelöst wird oder davon, dass ein Superreicher irgendwo auf der Welt sein gesamtes Vermögen dazu verwendet, einen riesigen Teil des Regenwaldes aufzukaufen und diesen anschließend zum Naturschutzgebiet macht oder davon, dass das bisschen Lebensraum, das wir den Berggorillas noch übrig gelassen haben verhundertfacht wird oder die USA plötzlich die soziale Demokratie und die gesetzliche Krankenversicherung einführt oder Nordkorea sein Atombombenprogramm stoppt oder China ein gewaltiges Umweltschutzprogramm startet oder ... Nein, so etwas kann ich nie und nirgendwo lesen, sehen oder hören. Tja. Liegt wohl daran, dass so etwas nie und nirgendwo passiert. Heute morgen gab es allerdings wieder alte + neue Normalität - Nachbarn stritten. Wie jedes Jahr, auch wenns nicht immer die gleichen sind. Gerade in der Vorweihnachtszeit streiten die Leute besonders oft, sagt meine Lebenserfahrung. Tja. Da gibt es doch etwas Passendes dazu (nicht von mir, aber kenne ich schon lange und ich gehe davon aus, die meisten anderen Forenmitglieder ebenfalls): ... und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen!" Und ich lächelte und ich war froh und es kam schlimmer. Ich wünsche dir trotzdem eine gute Zeit! LG, Anonyma
  4. Hallo, Letreo71, gefällt mir ebenfalls. Und ich schließe mich gummibaum an: In der Kürze (der Verse) liegt die Würze, kommt schwungvoll daher. Die teilweise vorhandenen, versetzten Reime - tut/gut; fliegen/erliegen; gefallen, Krallen; sein/Augenschein sowie ergreifst/verbiegst/selbst und die vorhandenen Alliterationen schaffen Verbindung und - Klang. Dazu noch Fetzen/Stumpfsinn/Norm/Augenschein - Botschaft angekommen. Was mir noch auffiel: 'Es tut so gut, zu erliegen' und 'verbiegst den Mund im Augenschein'. Gibt noch mehr, aber ich lasse anderen Lesern auch was übrig. Eine Anmerkung möchte ich machen. Warum die Inversion 'Du sie ergreifst'? Da es hier keinen direkten 'Reimpartner' gibt, warum nicht einfach 'Du ergreifst sie' schreiben? Würde mir dann noch einen Ticken besser gefallen. LG, Anonyma
  5. Hallo, Rudolf Junginger, ach, deshalb. Ich habe mich schon gewundert, warum ich damals, als ich bei meiner Cousine zu Besuch war, in der Hängematte in ihrem Garten nicht einschlafen konnte. 3,6 kmh ist ja nun nicht gerade schnell - zwar weiß ich, dass ich so mit ca. 5-7 kmh gehe, aber nicht so genau, mit welcher Geschwindigkeit man in eine Hängematte steigt. Ich vermute aber, nach dieser Information (Suchmaschine war hilfreich), dass ich sie überholt habe und ihr deshalb schlicht voraus war. Da konnte das ja mit dem Schlafen nicht klappen! Hm. Obwohl ... jetzt, wo ich so darüber nachdenke, kann 'ins Reich der Träume befördern' ja auch noch eine ganz andere Bedeutung haben ... Scherz beiseite. Feiner Aphorismus, den du hier in See hast stechen lassen. LG, Anonyma
  6. Hallo, horstgrosse2, also bei 'Schruz' warf ich erst mal die Suchmaschine an, um sicher zu gehen. Na, da habe ich doch wieder ein neues Wort gelernt! Hm, also ich dachte bzw. hatte gehört bzw. gelesen, dass der Weihnachtsmann nur Spielzeuge als Geschenke bringt. Obwohl, also wenn mans (oder auch fraus) irgendwie mal ganz genau und außerdem ein bisschen weniger nett und bzw. oder harmlos nimmt, dann könnte man den Erfüllungsnichtgegenstand des Wunsches irgendwie - aber das tue ich nicht, denn das wäre ja nicht nett. Also, ich kann mir nicht helfen. Jetzt tut mir der Weihnachtsmann leid. Ich meine - der Arme! (Gut, er muss nur einen Tag im Jahr arbeiten, aber trotzdem.) Ich finde, dass das LI im Grunde ein wirklich netter Kerl ist. Ändert seinen Wunsch und wünscht dann dem Weihnachtsmann posthum etwas Gutes. Ob daraus etwas wird, das wage ich zwar zu bezweifeln, du weißt schon, unter der Betdecke, äh, ich meine, Bettdecke, Augen zu und an Gott und Vaterland denken - hm, ob das dann Spaß macht ... Wie dem auch sei - gerne und schmunzelnd gelesen! LG, Anonyma
  7. Hallo, Dionysos von Enno, selbst wenn ich wie ein Echo klinge - auch mich hat dein Gedicht sehr berührt. Gerade diese Zeile finde ich am gelungensten. Sie hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen - denn für einen kurzen Moment dachte ich: Müsste hier nicht ein 'Sie' stehen? Dann begriff ich: Nein, keinesfalls! Deine Darstellung stimmte mich sehr traurig. Berührte mich aber auch noch auf einer anderen Ebene. Auf jener, in der meine tiefsten Ängste beheimatet sind ... LG, Anonyma
  8. Anonyma

    Der Ruf der Natur

    Der Ruf der Natur Der Herbst ist doch die schönste von allen Jahreszeiten, erfreut das Herz mit Farben, so leuchtend bunt und prächtig; er füllt die leeren Speicher, stimmt heiter und bedächtig zugleich, es ist sein Wesen, Verbindung herzuleiten. Der Sommer ist vergangen, der Winter lässt sich ahnen im frühen Dunkelwerden, beim Regen in der Nacht; bei Sonnenschein und Feiern wird an den Schnee gedacht, um Vorrat anzulegen - die Stoppelfelder mahnen. Am Himmel ziehen Vögel in Formation gen Süden, geleitet von Instinkten, viel älter doch als wir, die bleiben, sammeln, horten, bis wir davon ermüden. Was zieht mich denn nach Norden, im Sommer in die Kühle, lässt mich im Winter träumen, als junges Säugetier, vom Süden und von Wärme? Instinkte - und Gefühle.
  9. Hallo, Just_Markus, Und genau das beantwortet die Frage des Titels. Genau das ist der Grund dafür, dass der Kühlschrank fast leer ist, dass Spinnweben nicht mehr entfernt werden, dass das LI nicht mehr ans Telefon geht - und für all das andere ebenfalls. Nein, Faulheit ist das nicht. Auch die Selbstvorwürfe hier sind typisch. Allerdings - ob der Kopf schreit, das kann ich so nicht bestätigen. Schreien erfordert viel Energie/Kraft. Depressionen führen dazu, dass die Gedanken ständig um Negatives kreisen, sich nicht davon lösen können. Dazu gehören diese Selbstvorwürfe. Ausgelöst dadurch, dass Depressive oft Vorwürfe zu hören bekommen: Reiß dich zusammen, stell dich nicht so an, beweg deinen Hintern, du bist doch bloß faul und, natürlich: Depressionen gibt es gar nicht, nur Faulheit. Selbst heutzutage denken viele Menschen noch so, das ist einfach Tatsache. Wiederholung ist Verstärkung - wenn ein Mensch mit Depressionen zu oft mit Unverständnis und Vorwürfen konfrontiert wird, ist es absehbar. Irgendwann beginnt er/sie daran zu glauben, unterbewusst. Ein Depressiver/eine Depressive befindet sich in einem gedanklichen Teufelskreis, der 'von außen' noch unterstützt wird. Eine Anmerkung noch dazu. 'Stapelweise stapeln sich' - sehr schön beschrieben. Aber 'Haufenweise Haufen [,,,] liegen' passt so nicht. Ich möchte daher gerne 'Haufenweise häufen sich Klamotten' vorschlagen. Denn durch 'Haufenweise häufen' ist ja bereits klar, dass es sich um Haufen handelt, daher könnte dieses Wort auch einfach weggelassen werden. Was meinst du dazu? Insgesamt eine sehr gelungene Beschreibung, die ich auch als in sich sehr stimmig empfinde. (Ja, ich habe Erfahrungen damit.) LG, Anonyma
  10. Hallo, Sternenherz, ich hatte einen Großvater. Der einer der Kindersoldaten war und mit gefälschtem Altersnachweis in den russischen Winter, in den Krieg geschickt wurde. Er kam aus erzkatholischem Umfeld und aus stockkonservativer Familie. War in der Hitlerjugend. Dieser junge Mann, fast noch ein Kind, erlebte Dinge, über die er später in meiner Gegenwart nicht sprach. Er trug auch körperliche Spuren - er wurde von einem Schrapnellgeschoss getroffen, der Rücken und die Rückseite seiner Arme waren von Narben übersät. Er bemühte sich sehr, dafür zu sorgen, dass ich das nicht zu sehen bekomme (ich war ja noch ein Kind), aber einmal, wie es bei Kindern so ist, kam ich zufällig dazu, als meine Großmutter ihn gerade mit Franzbranntwein einrieb. Und so sah ich die Narben doch. Die mich natürlich sehr erschreckten - es waren so viele, kleinere und größere. In seinem rechten Unterarm steckte ein besonders großer Splitter. Den er nicht entfernen lassen wollte. Er sah ihn manchmal an, berührte ihn ab und zu. Dieser Splitter war für ihn ein 'Mahnmal'. Mein Großvater wollte nicht vergessen, weil nicht vergessen werden durfte. Das war seine Überzeugung. Das meiste erfuhr ich erst später, als ich älter wurde. Von meinen Eltern. Mein Großvater geriet in russische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Sibirien transportiert. Er überlebte. Allerdings verlor er mehrere Zehen und zwei Fingerkuppen. Und alle Zähne. Als Kind wusste ich nichts (das war auch ein Begriff, der sich damals wohl nicht fand) von 'Posttraumatischer Belastungsstörung'. Ich nahm nur wahr, dass mein Großvater sich manchmal bis zur Bewusstlosigkeit betrank. Nie während der Arbeitswoche - nach ihm konnte man die Uhr stellen. Meine Oma musste ihn (sehr nachdrücklich) zurückhalten, als er einmal wirklich krank war und hohes Fieber hatte. Mein Großvater war ein schweigsamer Mann, manchmal wirkte er auf mich damals auch ein wenig unnahbar. Aber - grob, gewaltätig, nein, überhaupt nicht. Gar nicht, ich hatte überhaupt keine Angst vor ihm. Ganz im Gegenteil. Wenn er am Monatsende seinen Lohn bekommen hatte, ging er zur Bank und nach Abzug aller Fixkosten ließ er sich das Übrige auszahlen - um dieses Geld dann meiner Großmutter zu geben. Und sie gab ihm dann davon sein Taschengeld. Er war der Ansicht, dass ein Mann dazu da war, für die Familie zu sorgen. Auch finanziell, d.h. dafür zu sorgen, dass es an nichts fehlte. Später erzählte mir meine Mutter, dass meine Großmutter zwei, drei Jahre lang gezwungen war, in der Fabrik mitzuarbeiten. Das war für meinen Großvater nicht 'falsch', nein, er dachte nicht, dass eine Frau in die Küche gehörte. Aber es nagte an ihm, weil das seine Aufgabe war und er es als persönliches Versagen betrachtete. Also suchte er und fand eine besser bezahlte Arbeit. Eine härtere und anstrengendere, aber besser bezahlt. Meine Großmutter hörte sofort auf in der Fabrik zu arbeiten. Weil sie ihn verstand. Und weil sie und mein Großvater sich sehr liebten. Danach trug meine Großmutter über lange Jahre hinweg Zeitungen aus - das war für meinen Großvater vollkommen in Ordnung, denn das war dann nicht notwendig, sondern ein 'Zubrot'. Als mein Großvater und meine Großmutter sich kennen lernten, waren da zwei Menschen aus 'verschiedenen Welten'. Meine Großmutter war groß, blond und blauäugig. Das hätte fast zu etwas geführt, vor dem lediglich das Kriegsende sie bewahrte - damals wollten die Nazis eine Art 'Zuchtprogramm für Arier', da waren auch Zwangsehen geplant und meine Großmutter hatte bereits einen Brief bekommen, denn sie passte perfekt ins 'Schema' ... Außerdem hatte meine Großmutter (eine starke und selbstbewusste Frau) gegen die damaligen Regeln verstoßen - sie hatte ein uneheliches Kind, einen Sohn. Der aufgrund von fehlenden Medikamenten und Nahrungsmangel im Alter von nur eineinhalb Jahren an einer Gehirnhautentzündung starb. Und sie war, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, auch noch evangelisch. Mein Großvater war zudem einen halben Kopf kleiner als sie und hatte dunkelbraune Augen und fast schwarzes Haar. Und, wie gesagt, katholisch. Alles zusammen: Damals ein absolutes 'NoGo'. Sie verliebten sich ineinander. Daraufhin stellte die Familie meines Großvaters ihn knallhart vor die Wahl: Sie (also meine Großmutter) oder wir! Er entschied sich für sie. Seine gesamte Familie, Eltern und Geschwister eingeschlossen, verweigerten jeden Kontakt, so lange er lebte. Als er starb, kamen sie. Zur Beerdigung. Meine Mutter verwies sie des Friedhofs: "Ihr habt ihn verstoßen, ihr habt nie nach ihm gefragt, euch nie dafür interessiert, wie es ihm geht. Als er noch lebte. Jetzt, wo er tot ist, braucht ihr nicht mehr anzukommen. Verschwindet, macht dass ihr wegkommt!" Mein Großvater betrank sich nur am Wochenende. Aber dann betrank er sich oft auch sehr schlimm. Ich erinnere mich selbst daran, dass er einmal von zwei anderen Männern nach Hause gebracht wurde, die ihn sturzbetrunken unter einem parkenden Auto gefunden hatten. Im Dorf damals kannte 'jeder jeden'. Meine Großeltern stritten sich durchaus. Aber dabei ging es immer nur darum. Ich erinnere mich, wie er einmal in der Diele betrunken auf dem Sofa saß und meine Großmutter zu ihm sagte: "Ach, Willi, Willi, was soll das denn mit dir werden? Du machst dich doch kaputt!" Und er sagte (ich erinnere mich nicht mehr genau an seinen Wortlaut, er sprach auch mit sehr schwerer Zunge), ungefähr so etwas wie: "Du weißt warum. Ich kann nicht anders." Was für ein Mann war mein Großvater also? Eines späten Nachmittags, ich hatte bereits 'gevespert', kam mein Großvater nach der Arbeit nach Hause und meine Großmutter brachte ihm sein Abendessen. Es gab 'Ochsenmaulsalat', ein typisch schwäbisches Gericht. Das ich sehr mochte. Ich fragte meinen Opa: "Opa, darf ich mir auch noch eine Gabel nehmen?" Er: "Ja, ja." Nun, wie es bei Kindern so ist, blieb es nicht nur bei einer Gabel. Nach ein paar davon schob er mir die ganze Schüssel hin, strich mir über den Kopf und meinte zu meiner Großmutter: "Sie braucht das noch, soll sie nur essen - mach mir einfach ein belegtes Brot." Er wählte jedes Mal bewusst die SPD. Nicht, weil er glaubte, die Politiker dieser Partei wären (als einzelne Politiker oder Menschen) 'besser', sondern weil er der Überzeugung war, dass diese Partei die einzige war, die für ihn Frage kam. Weil das, was damals geschehen war, nie wieder geschehen durfte. Für ihn waren Diktaturen und Kriege die größten Gräuel, die sich die Menschen je ausgedacht hatten. Er war ein überzeugter Sozialdemokrat, durch und durch. Meine Uroma war sehr gläubig, meine Oma war 'freidenkend-gläubig' und mein Großvater ein Atheist. (Ja, der katholische Junge, Mitglied der Hitlerjugend, Teil eines erzkonservativen Umfeldes, kam als ein Pazifist, Sozialdemokrat und überzeugter Atheist aus dem Krieg wieder zurück.) Es wurde nie über Religion gestritten. Diese Menschen respektierten sich und damit auch den Glauben oder Nicht-Glauben des/der anderen. Mitmenschlicher Respekt, Akzeptanz, Freundlichkeit, Rücksichtnahme - das sind Werte, die mich in meiner Kindheit prägten. Aber ich lernte auch, dass man nicht schweigt, wenn Unrecht geschieht. Dass man nicht schweigt, wenn etwas - falsch ist. Oder beginnt, in eine falsche Richtung zu gehen. Und das tue ich auch nicht - selbst wenn das unangenehme Konsequenzen für mich haben kann. Das gilt auch für Onlineforen. Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil der Mann, der Großvater im Gedicht, nicht so war wie mein Großvater und meine Großmutter nicht wie die Großmutter darin. Aber ich kann einen Bezug herstellen. Und interpretiere daher anders. Für mich ist auch der letzte Vers gut und klar zu verstehen. Für mich ist er sehr aussagekräftig und bildet daher auch einen gelungenen Abschluss. Wer weiß, was dieser Großvater erlebt hatte, was ihn zu dem Menschen gemacht hatte, der er war. Und das trifft auch auf die Großmutter zu. Ich wuchs unter, selbst für damals, ungewöhnlichen Umständen auf. In einer Großfamilie. Mit Urgroßmutter, Oma, Opa, Mutter und Stiefvater (ja, auch ich war ein uneheliches Kind, bis meine Mutter meinen Stiefvater heiratete). Ich bin gerne in die 'Vergangenheit gereist', denn ich erinnere ich mich sehr gerne an diese drei ganz besonderen Menschen. Die mich tief geprägt haben. Leider verlor ich sie viel zu früh. Und viel zu kurz hintereinander, in nur vier Jahren. Eines möchte ich noch erwähnen: Als meine Oma an Krebs starb, brach für meinen Opa die Welt zusammen. Er folgte ihr zwei Jahre später. Er erlitt einen Herzinfarkt, aber ich bin mir sicher: Mein Opa starb an gebrochenem Herzen. Ich erinnere mich, wie er einmal zu meiner Mutter sagte, und zwar wirklich hilflos und verzweifelt: "Was soll ich denn machen? Was soll ich denn nur machen, ohne meine Julie?" LG, Anonyma
  11. Hallo, ferdi, danke, dass du sie gelesen hast und auch danke für deine Beurteilung dazu. Es war kleiner 'Versuch', ich wählte ein paar Exemplare aus - die augenzwinkernden. Sprich - die mit am wenigsten Biss. Die anderen davon? Die werde ich nicht einstellen. Und aktuell hat sich mir auch wieder bestätigt, warum das keine gute Idee wäre (das hat aber nichts hiermit zu tun). Gibt es es einen innerlichen Schwer-/Bezugspunkt, abgesehen vom Anthropozän? Der Bezugspunkt liegt darin, dass wir uns selbst so dermaßen wichtig nehmen, dass wir sogar ein geologisches Zeitalter nach uns benennen. Der Schwerpunkt liegt darin: Mensch, nimm dich nicht so wichtig - und nicht so todernst. Denn oft bist du nicht mal halb so gescheit, wie du glaubst und unermüdlich behauptest. (In den beiden Distichen, die sich auf das Dichten beziehen, gilt das natürlich auch für Dichter:innen und damit auch für mich. Genau genommen gilt es immer auch für mich.) Das ist sehr wichtig für mich. Wie du ja weißt, tue ich mich schwer mit antiken Versmaßen. Wenn diese Distichen hier im formalen Sinne 'goutierbar' sind, dann habe ich doch zumindest Fortschritte gemacht. Meine Distichen sind also noch lange nicht wirklich gut - aber zumindest auch nicht (mehr) schlecht. Na, das ist doch schon mal etwas, damit kann ich (weiter)arbeiten. LG, Anonyma
  12. Das habe ich befürchtet. Es hat keinen Sinn, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Lass gut sein, ich ziehe mich zurück und überlasse dir das Feld. LG, Anonyma
  13. 19. Höhere Mathematik. Leute, ich habe im Traum den Kreis quadratiert, ganz alleine und ihn im Dreieck septiert. Gut, ich hab's auch nicht kapiert. 28. Grau, grau, grau sind alle ihre Kleider. Die Politik ist so grau und so trist wie ein Tag im November: Nebel und Regen und - Gääähn - Wahlen in Deutschland sind - Schnarch - 43. Selbsterkenntnis einer Dichterin. Neulich, da ging ich im Wald spazieren und dachte an gar nichts, aber es kam kein Gedicht - Goethe war besser als ich. 49. Hey, kauf heute die Ernte des übernächsten Jahres! Seifenblasenverkauf und -kauf an der Börse, die Gier nach Bullen - ich finde, das passt, Rindviecher gibt es genug. 60. Gesundheitsbewusstlos. Tee macht die Knochen porös und der Kaffee*, der schadet den Nieren! Ach, der Alkohol bleibt: Schädigt nur Leber und Hirn. 62. Wenn das Wörtchen 'wäre' nicht wäre ... Wären wir Menschen nur halb so bescheuert, dann wären wir folglich halbwegs vernünftig und dann wäre das Leben okay. 63. Gedicht, auf Eis gelegt. Heute ist es zu kalt, mir gefrieren im Hirn die Ideen. Besser, ich bleibe im Bett. Morgen verdichte ich das! 64. Muss ein Philosoph ersonnen haben, das. Sinnvoll gleich sinnlos, da Sinn sich beim Unsinn ersinnen versinnlicht, sinnloses Sinnen ist gleich sinnvoller Unsinn ist doch. (*Hier habe ich mir ein Tröpfchen künstlerische Freiheit gegönnt - und Kaffee schwäbisch betont. Passte zu gut! )
  14. Ich versuche es noch einmal. Es geht mir um deine Wortwahl. Das habe ich fettgedruckt hervorgehoben. LG, Anonyma
  15. Niemand und nichts zwang mich dazu, Carlos. Es war mir ein Bedürfnis. Ich erkenne da etwas wieder. Und das macht mir - ganz offen und ehrlich - Angst. LG, Anonyma
  16. Hallo, Carlos, ich sehe mich gezwungen, dir eine Frage zu stellen. Ist das alles dein Ernst? LG, Anonyma
  17. Hallo, Carlos, ja, ziemlich problematisch, die 'Sache mit dem 'Gendern'. Es gibt noch einen Aspekt, der hier bislang noch nicht erwähnt wurde: Wie sieht es denn mit dem Sprechen aus? Was auch immer schriftlich dargestellt wird, ob jetzt durch einen Doppelpunkt oder einen Schrägstrich mit Bindestrich dahinter oder ein großes I. Wie spricht man ein großes I aus? Ja - ab da wirds nämlich wirklich schwierig. Und umständlich. Der Gedanke, der hinter dem Gendern steckt, dem möchte ich zustimmen. Nun - Sprache verändert sich mit der Zeit. Sprache ist Ausdruck dessen, was wir und eben auch, wie wir denken. Verändern sich Sichtweisen, dann verändert sich die Sprache mit. Wo liegt also das Problem? Im Zeitraum. Mit der Zeit bilden sich Strukturen heraus, auf denen dann eine Sprache aufgebaut ist. Und strukturelle (grundlegende) Veränderungen fanden bisher immer über lange Zeiträume hinweg statt. Eine 'Parallelentwicklung' erfolgt(e). Und genau da sehe ich - persönlich - das Problem. Unsere deutsche Sprache (ich beziehe mich jetzt bewusst mal nur darauf) ist auf eine ganz bestimmte Art und Weise aufgebaut und strukturiert. Das bedeutet aber auch, dass, mehr und/oder weniger, alles irgendwie miteinander verbunden ist/miteinander zusammenhängt. Das aktuelle Gendern bewegt sich leider nur an der 'Oberfläche'. Was ist nun mit Artikeln? Der, die, das. Nun, um mal ein Beispiel zu nennen: Ich war nie sonderlich glücklich mit 'das Baby' oder 'das Kind'. Während es 'die Lampe' oder 'der Stuhl' heißt. Also ein Baby oder Kind ist zwangsläufig entweder (biologisch betrachtet) männlich oder weiblich. Selbst die Ausnahme, wenn ein Kind zur Welt kommt, das anteilig z. B. die Geschlechtsorgane beider Geschlechter besitzt, dann ist es, biologisch, trotzdem 'männlich und weiblich'. Es gibt kein drittes Geschlecht. Auch nicht bei anderen Lebewesen. Gender ist etwas anderes, da geht es um persönliche Identifikation, persönliche Identität. Ich kann mich auch immer noch nicht mit 'das Baby, das Kind' und auch nicht mit 'das Mädchen' anfreunden. 'Das' ist dinglich. Und Menschen, egal ob weiblich oder männlich, sind nun mal keine Dinge. Das trifft auch nicht nur bei uns Menschen zu - ich mag auch 'das Tier' nicht. Ist schließlich auch kein 'Ding', sondern ein Lebewesen. Ja, und hier wird ersichtlich, worauf ich hinaus will. Die Strukturen unserer Sprache sind über lange Zeit hinweg entstanden, vieles hat sich 'tief etabliert/eingeprägt', so dass sich unsere Sprache bei Veränderungen oft sehr 'schwertut'. Statt 'das Mädchen' wäre ja eigentlich 'die Mädchen' richtig. Da weiblich. Aber - da ist ja der Plural. 'Die Mädchen'. Ja, verflixt, ja, wie machen wir denn das? Gut, wir könnten es so lassen. Es heißt ja auch 'die Lampe' und 'die Lampen'. Ein 'n' wird angehängt. Ja, gut, bei Lampen funktioniert das. Aber - am Ende des Wortes 'Mädchen', da - ist ja bereits ein 'n'. Ja, verflixt! Unsere Sprache stellt sich in vielerlei Hinsicht 'selbst ein Bein' und 'sperrt' sich gegen Veränderungen - zumindest gegen Veränderungen, die sehr schnell erfolgen sollen. Wie gesagt, der Gedanke, die Idee hinter dem, was als Gendern bezeichnet wird, halte ich prinzipiell für gut, für richtig, und auch für notwendig. Denn - es ist eine Wechselbeziehung. Wie wir denken, findet Ausdruck darin, wie wir sprechen (und schreiben). Aber das gilt auch umgekehrt - psychologisch hat auch unsere Sprache, die Art und Weise, wie sie 'ist', Einfluss auf die Art und Weise, wie wir denken. Erneut: Der Gedanke 'hinter dem Gendern' ist gut, richtig und auch wichtig. Aber an der Umsetzung hapert es. Weil es gar nicht anders kann, weil es hapern muss. Da unsere Sprache sich da eben 'sperrt'. Tja, alles nicht so einfach. Für so etwas Kompliziertes kann man nicht wirklich mit einfachen Mitteln zu schnellen Lösungen kommen. Veränderungen müssten viel tiefergehend sein, Grundlegendes ändern. Sonst bleibt es an der Oberfläche hängen - und wird dann, so fürchte ich, auch nicht 'grundlegend' etwas an unserer Denkweise ändern. Und trotzdem - ich sehe es als mehr positiv denn negativ an. Auch wenn die momentanen Veränderungen noch 'nichts Halbes und nichts Ganzes' sind, weil sie es gar nicht sein können. Aber - irgendwie muss man ja irgendwo und irgendwann mal anfangen etwas zu verändern. Alles so zu lassen, wie es 'früher war' ist jedenfalls, so denke ich, auch keine Alternative, an der ich persönlich Gefallen fände. Wie so oft bei uns Menschen, wie z. B. auch in der Wissenschaft: Die Theorie ist gut, aber an der praktischen Umsetzung haperts - mal wieder. Nur ein paar meiner persönlichen Gedanken zur 'Genderdiskussion'. LG, Anonyma
  18. Hallo, Carlos, als ich las, konnte ich mir denken, worauf das Geschriebene hinaus will. Dachte mir aber auch, dass das unter Umständen vielleicht etwas 'zu wenig' ist und daher ein gewisses Potential für Missverständnisse bieten könnte. Japaner glauben, von der Sonnengöttin Amaterasu abzustammen, also göttlicher Abstammung zu sein und sahen/sehen sich daher anderen Völkern überlegen. Chinesen glauben, dass sie durch ihre sehr alte Kultur bedingt anderen Völkern überlegen sind. Massai und andere afrikanische Völker und Pygmäen, das hast du ja zur Sprache gebracht. Dann gibt es noch die Muslime - die glauben, dass Christen und Menschen mosaischen Glaubens Menschen zweiter Klasse sind, haben zwar auch Bücher, aber stehen unter den Muslimen; alle, die weder Muslime, noch Christen, noch Juden sind, die sind - wertlos. (Gilt natürlich nicht für alle Muslime, diese Denkart, aber für den radikalen Islam schon.) War bei den Christen früher auch nicht anders. Und bei Juden auch nicht. Ob sich da wirklich etwas geändert hat, lasse ich mal dahingestellt - an der Oberfläche schon, aber gilt das auch für das 'Darunter'? Kultur, ethnische Zugehörigkeit, Religion. Und es geht immer um das altbekannte 'Wir'. Ich bin besser, weil wir besser sind. Identifikation mit einer 'ausgewählten' Gruppe. Tja, nur ist in Wirklichkeit niemand besser, denke ich. Denn irgendwie sind wir Menschen, auch in dieser, in negativer Hinsicht, alle irgendwo - gleich. Nach wie vor, traurigerweise. Alle Menschen können Rassisten sein - potentiell. Und viel zu viele sind es. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz. Nicht nur, dass es keine andere Menschenart mehr gibt - es gibt, in genetischer Hinsicht, auch keine Rassen. Von Hunden könnten wir, beispielsweise, da etwas lernen. Von Rassismus keine Spur. Obwohl es da tatsächlich verschiedene Rassen gibt. Wir mögen die Intelligenteren sein (jedenfalls behaupten wir das), aber die Klügeren sind wir, in dieser Hinsicht, eindeutig nicht. Wir Menschen müssten generell mal von dem hohen Ross herabsteigen, auf das wir uns gesetzt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns das nicht klüger machen würde. LG, Anonyma
  19. Anonyma

    Größe

    Hallo, Carry, vielen, herzlichen Dank! Es ist mir immer eine echte Freude, wenn eines meiner Gedichte Lesern etwas geben kann. Was es gibt, ist je nach Gedicht und Thema verschieden - mir geht beim Schreiben darum, dass es Leser:innen nicht 'anschweigt'. Und immer, wenn mir das gelingt, bin ich froh. Danke für deine Wertschätzung und auch für dein 'Mitten ins Hirn'! LG, Anonyma
  20. Anonyma

    Größe

    Größe Graue Wolkendrachen fliegen über hohe Berge, sie verspotten Wolkenkratzer: Ah, ihr Werk der Zwerge, die in euren Höhlen leben und auf uns, die Riesen, lauern, da sie glauben, ihre Hände schufen feste, starke Wände. Sollt vor dieser Macht erschauern, denn sie fallen, eure Mauern, wenn wir zeigen, was wir können, wenn wir euch das Wasser gönnen, euch und den Erbauerwichten, die in euren Trümmern kauern und vor wahrer Stärke zittern: Klimawandel? Wetterwende! Weiße Laserstrahlen sengen sich durch weite Felder, über asphaltierte Pfade, spotten: Feuermelder schmelzen in den Gluten, flieht, ihr Menschen müsst euch wirklich sputen, erntet sie, die letzten Früchte eurer arroganten Saaten, während Wälder niederbrennen, Herzen sich zu Tode bluten, wenn wir zeigen, was wir können, wenn wir euch die Hitze gönnen, beugt euch diesen Lichterfluten, ah, ihr Schlauen, ah, ihr Guten, greift zum Spaten, hebt euch Gräber aus, ihr kleinen Potentaten! Und die Erde lacht und spricht: Menschen, Götter seid ihr nicht! Esst Papier und Plastikkarten, trinkt das Gift im Höllengarten, habt euch diesen selbst erschaffen, ihr, die Größten! Aller Affen.
  21. Hallo, SalSeda, î han's v'rschtanda. Ond muss scho saga, dês hätt î net denkt. Ab'r s'isch halt middam Denka au so a Sach. Ben scho a bissle schtolz. Au wenn î a Weile braucht han ond langsam han lesa müssa. Dauma nuff! (Ich habe es verstanden. Und ich muss schon sagen, das hätte ich nicht gedacht. Aber es ist eben mit dem Denken auch so eine Sache. Bin schon ein bisschen stolz. Auch wenn ich eine Weile gebraucht habe und langsam habe lesen müssen. + Daumen hoch!) Finde ich sehr interessant, da ich noch nie (direkt) mit fränkischer Mundart in Kontakt gekommen bin. Mit dem Bayerischen ja, meine Urgroßmutter (sie lebte bis zu meinem 10. Lebensjahr) kam von d'r Alb 'ra (stammte aus der schwäbischen Alb) und daher war ihr Schwäbisch schon a) sehr breit und b) ein wenig vom Bayerischen 'angehaucht'. Und außerdem liegen Bayern und Baden-Württemberg ja auch direkt nebeneinander. Aber ich finde es auch nicht erstaunlich, da in Bayern ja auch Mittelfränkisch gesprochen wird und daher wohl diese drei Dialekte nahe genug 'beieiander liegen', sowohl sprachlich als auch räumlich, um mir da ein Verstehen zu ermöglichen. Daher schenkte mir dein Gedicht auch eine ordentliche Portion Genuss beim Lesen. Das muss aber auch wirklich unglaublich schwierig gewesen sein, dieses Gedicht aus lauter Redewendungen zusammenzusetzen und dabei dafür zu sorgen, dass sich Sinn und Zusammenhang ergeben. Hier im Gewand eines Streitgesprächs. Da ziehe ich meinen Hut! Respekt! Ich habe zwar auch schon ein paar Dialektgedichte geschrieben, aber keins in der jüngsten Zeit. Und mittlerweile finde ich meine 'alten' nicht mehr gut genug. (Bin aktuell nicht mehr zufrieden damit und solche Gedichte, die stelle ich dann auch nicht in ein Forum ein.) Aber - kann ja noch werden. Wenn meine Muse mal wieder Lust hat, 'a bissle schwäbisch zom schwätza' (ein bisschen schwäbisch zu sprechen). 100% Zustimmung (vor allem zum ersten und zweiten Satz). Es gibt im Schwäbischen auch genug, das sich einfach nicht direkt übersetzen lässt. Was ist gemeint, mit 'Lellabembl', 'Grasdaggl', 'Huatsempl', 'Glufamichl' oder 'Kanalwagges'? Jaja, das Schwäbische hat schon eine Menge originelle Schimpfworte ... Und dazu, ja, kommt auch immer die Sache mit Redensarten und Redewendungen, die eben nur im jeweiligen Dialekt existieren. Do ziagt's d'r jo s'Hemmad nei! (Da zieht es dir ja das Hemd hinein - wo hinein? *grins*). Ich wüsste jetzt auch nicht, dass man das auch noch anderswo so sagt? (Kanns aber natürlich nicht ausschließen.) Theoretisch hätte ich Vieles 'auf petto'. Aber beim Schreiben hier, da fällt mir - natürlich - spontan gerade nicht mehr ein, denn alle, die mir gerade in den Sinn kommen, die gibt es garantiert auch anderswo. Und teilweise geht es auch um einen etwas anderen Sprachgebrauch, im Dialekt. Au wenn î a Weile braucht han ond langsam han lesa müssa. ... braucht han ond langsam han lesa müssa. Ist im Hochdeutschen auch korrekt, grammatisch betrachtet: ... gebraucht habe und langsam habe lesen müssen. Aber ich hätte das im Hochdeutschen nicht so formuliert. Da hätte ich '... gebraucht habe und langsam lesen musste' geschrieben. Sehr vergnügt gelesen! LG, Anonyma
  22. Hallo, Gaukelwort, Ähm, also, ich bin zwar gekommen, nee, stopp, halt, wie klingt denn das, ich meine das natürlich so und nicht so, um das klarzustellen, also, ich meine, ich bin jetzt da. Ähm, also - ich fürchte, das kann ich dir auch nicht sagen ... (Asche auf mein Haupt. Aber ich konnte einfach nicht anders. Es war stärker als ich!) Dankeschön! Darf ich mir, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt, den Ignoranz-Quotienten ausleihen? Dafür würde ich dir jetzt gerne noch ein 'Extra-Daumen-hoch' geben, aber das geht ja leider nicht. (Und, auch leider, habe ich gerade wenig Zeit übrig, musste schon bei einem anderen Gedicht einen sehr kurzen Kommentar hinterlassen. Aber das heißt nicht, dass ich Gelesenes, ob Gedicht, Prosatext oder Kommentar, weniger wertschätze.) Herzlichen Dank für deinen Kommentar, ich hab mich sehr gefreut! LG, Anonyma
  23. Anonyma

    Legendenbildung

    Hallo, Marcel, am Anfang versuche ich mal, etwas zu erklären. Als ich deinen Beitrag zum ersten Mal las, fand ich zunächst keinen wirklichen Zugang zum Inhalt. Ungefähr so, als ob ich vor einer verschlossenen Türe stand. Ich kam 'nicht rein'. Mir war klar, dass es sich hier um einen Text handelt, der in Beziehung zu etwas steht, aus dem heraus betrachtet, dann alles Sinn macht und sich 'erschließt'. Meine Gedanken bewegten daher erst mal in alle möglichen Richtungen, ohne ein wirkliches Ergebnis. Also dachte ich mir, dass ich vielleicht herausfinden kann, worauf hier Bezug genommen wird. Ich gab 'Augsburg' und 'Winter' als Stichworte in meine Suchmaschine ein. Viele Ergebnisse, hauptsächlich aber über - vergangene Weihnachtsmärkte. Das half mir nicht weiter. Also sah ich mir den Titel genauer an. Ich dachte mir: Also, entweder beschreiben die Geschehnisse einen Vorgang, der dafür sorgt(e), dass sich eine Legende bildet bzw. gebildet hat. Oder ich betrachte, im Sinne von Bildung, 'Legende' und 'Bildung' separat. Das brachte mich auf den Gedanken, Legende, Augsburg, Winter als Stichworte zu verwenden. Auch da musste ich erst scrollen und suchen, dann fand ich einen Wikipedia-Eintrag. Allerdings mit dem Namen 'Augsburger Sagen'. Musste ich also auch erst mal in Betracht ziehen, das das vielleicht die gesuchte Antwort enthalten könnte. Dort wiederum gab es Kurzzusammenfassungen verschiedener Augsburger Sagen. Und eine davon passte. Es war so, dass ich also erst mal nach dem versteckten Schlüssel suchen musste. Und dafür dann unter der Türmatte nachsehen musste, dann in verschiedenen Blumentöpfen, die neben der Wohnung standen usw. Was ich damit meine, ist: Das hat einige Zeit gedauert. Und es ist nun mal so: Nur wenige Leser:innen nehmen sich die Zeit für so eine Suche. Und, wenn der Inhalt sich nicht erschließt, dann gibt es natürlich auch keine Reaktionen und/oder Kommentare. Deshalb ein Vorschlag: Da auch die kurze Notiz 'Augsburg im Winter' nicht genügte, wäre es hilfreich, wenn du künftig bei Gedichten, die sich auf etwas anderes beziehen (muss ja nicht unbedingt eine Legende sein, könnte auf ein Buch oder ein Gedicht Bezug nehmen) eine kurze Fußnote darunter setzt? Könnte vielleicht so ähnlich aussehen: (Dieses Gedicht nimmt Bezug auf eine Augsburger Sage, mit dem Namen 'Der steinerne Mann'.) Du gibst also uns Leser:innen den Schlüssel und jede:r kann die Türe aufschließen. Jetzt zum Thema. Vergangenheit und Gegenwart, beides 'vermengt' sich hier. Grenzen verschwimmen. Und, wenn ich richtig interpretiere, dann geht es hier um etwas Hässliches. Denn die Beschreibung, wie die Engel aussehen, lässt zwei Deutungen zu: Putten. (Kleine Engel, sehr leicht bekleidet oder nackt, in Kindergestalt, Gemälde oder Skulpturen.) Oder - Kinder ... Kindersarg ... Dann wird's reichlich - finster ... und das Ergebnis ist faules Brot im Graben. Der versehrte Bäcker, dessen Augen 'irrlichtern'. All das lässt mich auf - Kindesmissbrauch in der Kirche schließen. Legendenbildung steht da als Titel. Den ich jetzt auch nochmal anders auffassen kann. Legenden, Mythen, Sagen, Märchen - alles nur ein Märchen? Üble Nachrede, falsche Behauptungen blabla. Die Legende muss aufrechterhalten werden. Die Legende der 'Reinheit' der Kirche. Sehr packend, dein Gedicht - sobald man verstanden hat, worum es hier geht. LG, Anonyma
  24. Hallo, Carlolus, tja. Ich nehme dieses 'Bröckeln' ebenfalls wahr. Mauern - für mich gibt es Mauern, die sich nach außen richten. Diese Art von Mauern sind denkbar schlecht. Sie trennen Menschen voneinander. Dann wiederum gibt es auch innere Mauern. Die manchmal auch schlecht sind. Aber im Inneren gibt es ebenfalls noch Mauern, die dagegen sehr wichtig und notwendig sind. Die trennen den 'inneren Schweinehund' vom übrigen Selbst. Hindern daran, Falsches oder Schlechtes zu tun. Und momentan, da bröckeln leider genau diese Mauern. Und damit bröckeln die Falschen. Steine. Fallende Steine. Die aufgehoben werden. Steinewerfer. Die Steinewerfer erkennen nicht, dass in Wirklichkeit die Steine mit ihnen werfen ... Und wenn diese wichtigen Mauern, von denen ich schrieb, erst mal fallen, dann brechen Dämme, kommt es zu Überflutungen oder eine Lawine stürzt zu Tal. Auch ich tendiere eher zu trüben Aussichten, was das kommende Jahr 2022 anbetrifft. Aber ich rufe mir auch ins Gedächtnis, dass man (ich erlaube mir mal, zu einer etwas 'deftigeren' Formulierung zu greifen) 'schon Pferde vor der Apotheke hat kotzen sehen'. Und, auch wenn mir oft düster zumute ist, halte ich daran trotzdem fest. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und, aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz, gebe ich nicht auf. Sonst hätten diejenigen, die den Leuten die Steine in die Hände drücken und sie das Werfen heißen, nämlich gewonnen. Und das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Ich lasse mich nicht unterkriegen, wäre ja noch schöner! Ich binde ein Schleifchen um den Stein und gebe ihn (Achtung: Ich werfe ihn nicht!) zurück, mit einem höflichen: "Danke, aber nein, danke. Darfst ihn behalten und schau mal, er hat jetzt sogar ein hübsches Schleifchen um." LG, Anonyma
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