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Hayk

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Alle erstellten Inhalte von Hayk

  1. Hallo Martin, in der Tat - aber nicht, weil ich größenwahnsinnig bin, sondern Hayastan (Armenien) so etwas wie meine zweite Heimat ist und meine besten Freunde Armenier sind (und die haben mir diesen Namen verpasst). Nach einem Traum, den ich in Armenien in einer Vollmondnacht träumte, habe ich ein Gedicht ("Die Duduk") geschrieben. Mal sehen, ob die Einstellfrist es jetzt schon zulässt. Liebe Grüße (von einem Hobbydichter), Hayk
  2. Lieber Carlos, danke! Im übrigen gebe ich Dir Recht: Ein Gedicht soll "packen". Da wir hier alle (ich denke, damit trete ich niemanden zu nahe) Hobbydichter sind, ist es für mich immer interessant zu erfahren, womit ich - wenn überhaupt - es geschafft habe, Emotionen hervor zu rufen. Liebe Grüße, Hayk
  3. Das große Bild zeigt meinen Kater "Tigran" - ein Maine Coon

  4. Hallo Letreo, Du siehst mich hier als blutigen Anfänger. Verrätst Fu mir, wie man eine PN sendet? Gruß, Hayk
  5. Hallo Carlos, mein Text hat Dich überrumpelt? Ist das jetzt als Tadel oder als Lob zu verstehen? Liebe Grüße, Hak
  6. Hallo Sofakatze, danke fürs "Danke" ! Hayk
  7. Hallo Martin Heide, Nomen est Omen bin ich bei Deinem Namen versucht zu sagen. Was wäre gegen einen guten Heiden einzuwenden? Dein kritischer Blick auf die Schwierigkeiten schon im Kindergarten und in der Schule hat sicher gute Gründe. Blicke ich auf meine Schulzeit zurück (ich musste mit neun Jahren katholisch getauft werden, um eine katholische Knabenschule besuchen zu dürfen (die wenigen Evangelischen hatten gerade mal zwei Räume für alle Jahrgänge). Die Einschränkungen, Vorschriften und Zwänge waren in den 50er und 60er Jahren noch wesentlich größer und die Stellung eines Dechanten in einer "schwarzen" Gemeinde am Niederrhein war ungleich maßgebender als die des Bürgermeisters. Da hat sich einiges geändert: Aus vollen sind beinahe leere Kirchen geworden und was ein Dechant ist, weiß heute fast niemand mehr. Ab einem bestimmten Alter kann man aber schon allein bestimmen, ob man einer Religionsgemeinschaft angehört. Ich bin "aus der Kirche ausgetreten", wie man so schön sagt. Liebe Grüße, Hayk
  8. Lieber Berthold, ich kenne mich mit den Gepflogenheiten hier noch nicht aus, habe nur ein "gefällt mir" von Dir entdeckt. Dafür sage ich danke und denke mal, dass meine Warnung richtig verstanden wird. Liebe Grüße, Hayk ———————————— Hallo Letreo, danke fürs "Wow"! Das Brecht-Zitat lautet natürlich "der Schoß ist fruchtbar noch...". Dass in meinen beiden ersten Strophen "furchtbar" steht - ja, das ist Absicht und drückt meine Meinung aus und ist eine kleine Wortspielerei. In der letzten Strophe verwende ich das Originalzitat und letzten Endes will ich sagen: Das Furchtbare, das dieser Schoß gebiert, kann er nur gebären, weil er noch fruchtbar ist. Kann ich es so stehen lassen? Liebe Grüße, Hayk
  9. Ihr wagt es wieder, übelste Gestalten, die schon vor neunzig Jahren aller Welt mit Stiefeltritten, die aufs Pflaster knallten und einem Ruf der weithin grässlich gellt, uns in dem Schlund des Hasses festzuhalten? Verrückt ist jeder, der noch zu euch hält! Hinab mit euch ins tiefste Höllenloch - der Schoß ist furchtbar noch, aus dem das kroch. Ihr braunen Horden zwingt erneut das Grauen in unsre Herzen, bringt die Angst zurück und lasst uns schaudernd in die Zukunft schauen, wir glaubens kaum und starr wird unser Blick: In Frieden wollten wir Europa bauen, das große Ziel war aller Menschen Glück; doch statt Verständnis gähnt bei euch ein Loch - der Schoß ist furchtbar doch, aus dem das kroch! Gleich einem Albtraum steigen Bilder auf, mein Glaube an die Menschheit ist erschüttert; wie hemmt man euren forschen Siegeslauf, bei dem ein jeder edle Mensch erzittert? Wie Faulgas steigt Gestank zu mir herauf von trüber Ahnung wird mein Geist umwittert. Verhindert, Freunde, dieses braune Joch - der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
  10. Hallo DickyWest, ich will ganz bestimmt keinen Streit über Bibelauslegungen entfachen. Möge jede/r nach seine Facon selig werden. Die Ansichten darüber, ob Jesus = Gott ist, oder ob er Gottes Sohn ist (ich erinnere an die letzten Worte: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?), hat schon vor hunderten Jahren die Theologen beschäftigt und ich lasse jedem seinen Glauben. Wo ich ins Grübeln komme, ist die Behauptung, dass der Menschgewordene die größte Rettungsaktion der Weltgeschichte gestartet hat. Die Probleme dieser Welt sind größer geworden. Wann kommt der zweite Sohn Gottes? Hallo Matze, eigentlich habe ich schon etwas ähnliches gesagt: Möge jede/r nach seiner Facon... Liebe Grüße Euch beiden! Hayk
  11. Hallo Freiform, wenn das, was ich da "raus gehauen" habe, schon ein bisschen gefällt, bin ich ja schon ganz happy. Bei anderen Gedichten (ich bin mit der Bezeichnung "Gedicht" sehr vorsichtig) hoffe ich, dass - vor allem bei längeren - die Vers- und Strophenform zum Lesen des gesamten Werkleins anregt. Danke für das eingeschränkte Lob! Hallo avalo, bisschen Beachtung zu finden, ist doch auch ganz schön! Was ich nicht ganz unterbringe, ist der Hinweis auf die jungen Wilden. In meiner Selbstauskunft gebe ich an, dass ich zu den älteren Semestern zähle. Liebe Grüße Euch beiden, Hayk
  12. Hi Matze, danke für das "bärenstark"! Liebe Grüße, Hayk
  13. Hallo Perry, mit Trappatoni hast Du weitestgehend Recht. Wenn man diverse Bibeltexte ernst nimmt, versteht sich "Gott" aber selbst als Plural, und dann stimmt das "was erlauben sich..." schon fast wieder. Mit Deiner entwicklungsgeschichtlich fundierten Aussage hast Du natürlich auch Recht. Die Schilderung der zehn ägyptischen Plagen ließe sich vielleicht auch so erklären/deuten. Aber im Alten Testament werden sie als gottgewollt und nach Gottes Willen beschrieben. Liebe Grüße, Hayk
  14. Hallo Perry, nein, eine flachbrüstige Bibel- oder Religionssatire war nicht meine Absicht. Wenn meine Intention daneben gegangen ist, liegt das an mir. Was war meine Intention? Die Summe der Leiden/Plagen, so behaupte ich, ist zu allen Zeiten gleich. Was den alten Ägyptern ihre zehn Plagen waren, sind uns Heutigen die zahlreichen Allergien. (Dass sie allesamt, nimmt man den Allmachtsanspruch eines Gottes ernst, eben von desem Gott zu verantworten sind, ist nur ein kleiner Seitenhieb auf die Schriftgläubigen). Zurück zu der Summe der Plagen: Selbst ein glückliches Individuum, das von sich behaupten kann, unbeschadet von Allergien durchs Leben zu wandeln, entdeckt irgendwann das Lindenblatt, das seine Verletzbarkeit markiert. Beim Autor ist es die Plage des Gesamtpakets Dummheit, Hass, geschwätziges Dilettantentum. Der daraus resultierende anaphylaktische Schock ist nicht die Plage, sondern die Folgeerscheinung des in diesem Fall menschengemachten Übels. Liebe Grüße, Hayk
  15. Hallo Carlos, der anaphylaktische Schock, diese schlimmste Reaktion auf eine Allergie, naht sich mir, wenn die Sprache vergewaltigt, die Poesie beleidigt wird. Für Dein übergroßes Lob danke ich Dir sehr! Jetzt trau ich mich, auch kürzere (zwölfstophige) Gedichte einzustellen. Liebe Grüße, Hayk
  16. Hayk

    Was erlauben sich Gott?

    Was, so frag ich, erlauben sich Gott? Habt ihr Menschenkinder denn wirklich alles vergessen? Wegen eines Apfelbisses vertrieb er die Menschen aus Eden, ewig muss die Schlange kriechen und Wüstenstaub fressen, Jahwe ließ sich in seiner Güte von niemand bereden, schenkte den Frauen die grausigen Schmerzen bei jedem Gebären, hätt er die Männer zum Kreißen verurteilt, ich denke, sie wären längst schon vom Glauben gefallen, vom Irrtum befreit und beglückt, hätten sie Gott und Satan samt Schlange flugs in die Wüste geschickt. Dieser Gott, der nicht nur Eisen wachsen ließ, trieb, nicht alle wissens, Lilih erst, dann Adam nebst der Eva ohn Erbarmen aus dem Paradies. Sein Entschluss war göttlich aber radikal, inhuman und kriminell und schau ich mal die Genesis mir genauer an, dann graut es mir! Und ich frage: Jahwe, was erlaubst du dir? Wie soll ich dir, dem Weltenschöpfer, je verzeihn, dass du mit Moses und Aaron im Verein Ägyptens großes Volk beinah vernichtet hast; ich habe deine Untat mal in Verse kurz gefasst: Du wandeltest des Lebensstromes Nil In deiner Wut mit einem Streich für sieben Tage lang zu Blut, du ließest hunderttausend Frösche wimmeln und Moskitos stechen, Menschen leiden, Vieh und Hund. Du schicktest Ungeziefer, elend stechendes Geschmeiss in jedes Haus, es litten alle Menschen - Gott, was soll der Scheiß? Doch damit nicht genug: Die Beulenpest befiel die Rinder, Kamele starben, viele Pferde, Schafe und auch Kinder. Die Schwarzen Blattern waren nicht die letzte deiner Plagen, der Hagel tötet Mensch und Vieh, zerstört in sieben Tagen die Ernte, jedes Grün und Heuschrecken fressen alle Blätter - so sinnlos tobten nie die heidnisch ägyptischen Götter! Die neunte Plage waren finstre Nächte im Ägypterland, die Krönung war, dass Gott paar Engel vom Himmel gesandt, die schonten das Leben der jüdischen Auserwählten, und murksten alle ab, die nicht zu jenen zählten. Das alles sei Mythos und heute bewahre Vernunft uns vor solchen skurrilen Gedanken und keinerlei Ängste befallen die Menschen, wenn Spinner sie schüren, um Panik in Herz und Verstand uns zu senken. Ihr irrt euch, ihr Lieben, die Plagen, sie tragen nur andere Namen, und glaubt mir: Die Summe der Leiden, die Gott uns verordnet, hat nie sich geändert und wem es zu gut geht, dem zeigen die Engel des Himmels sehr bald mit dem Schwert, wie man schlachtet im Namen des Herrn Kriege, Hungersnöte, Klimawandel, Terror, Epi- oder Pandemien alles schon mal dagewesen, selbst Vulkanausbrüche locken niemand hinterm Ofen vor. Mit anderen Worten: Hier im deutschen Land herrscht wohl eitel Sonnenschein, wenn da nicht wären fiese Allergien. Nach zehn Ägypterplagen hast du, hasserfüllter Gott, mit Akribie vorerst -zig neue uns serviert. Wir sind allergisch gegen Senf und Sellerie, auch gegen Eier, Obst und Nüsse, Fisch und Soja, Hausstaub, Krustentiere, Lupinen, Milben, Blütenstaub, bei Sesam strecken wir bald alle Viere von uns; und Husten, Asthma, Durchfall, Juckreiz, Schmerzen und Erbrechen begleiten den Allergiker, mein Gott, wofür willst du dich an uns rächen? Ich neige nicht, und wage es kaum laut zu sagen, zu Allergien; jedoch, wenn meine These richtig ist, die Summe aller Leiden sei stets gleich, und Plagen bestimmten unsern Lebenslauf, das seelische Gerüst, dann bleibt die Frage: Was und wer macht dir das Leben schwer? Die Dummheit zuvörderst, der Hass, das Geschwätz der Propheten, die selbst sich ernennen, Geschwulze von Opfergerüchen ihr eitles Gefasel uns nimmer ersparen . Wir beten verzweifelnd, denn Dilletantismus gehört zu den Flüchen, des irdischen Lebens; wir warten vergebens und zittern verzagt vor der schlimmsten Verfluchung des Herrn: Die Rache ist mein und sie ist nicht mehr fern - das nächste Gedicht eines Stümpers, gepflastert mit Inversionen, bewirkt einen anaphylaktischen Schock und er wird niemand verschonen.
  17. Hayk

    Die dritte Dimension

    Mit vierzig Jahren hab ich in Granit geschrieben, die Funken flogen weit, als ichs hinein getrieben. In aberhundert Petroglyphen könnt ihr lesen, erkennt gewiss mein Sinnen und erblickt mein Wesen: Archaisch, ungestüm und ungeschliffen hab ich nach Sternen früh und kühn gegriffen. Schon drei Millennien sind seither verflogen - für ewge Götter nur ein Augenblick - zum Marmelstein hats mich mit Macht gezogen, in seiner Pracht verbarg sich größtes Glück. Mein Meißel schuf ein göttergleiches Weib aus Marmor – seidenweich und weiß ihr Leib. Mit Jahren reich bedacht versuch ich zu ergründen, was mir und euch als großes Lebensziel wohl frommt: Ein Feuer kann der Gott Apoll in uns entzünden, und jedes Wort wird Glut, wenns rein vom Herzen kommt. Gedichte sind von uns erschaffne neue Welten, als dritte Dimension soll Poesie uns gelten.
  18. Hayk

    Verliebt?

    Stünde nicht der blätterlose Baum in der ausgedörrten Wüstenei, fänden meine Augen kaum einen festen Punkt im Einerlei dieser Ödnis, in der mein Schrei nach deiner Nähe echolos verhallt und Einsamkeit mein Herz umkrallt. Säh ich nicht den silberhellen Glanz auf Lunas Antlitz in unerreichbar fernen Sphären und schmückte nicht ein Sternenkranz ihr Haupt gleich einem Diadem, und wären keine Engel, die mein Herz behüten, könnte ich den Schmerz der Einsamkeit nur schwer ertragen. Lenkt doch wieder, Götter, euren Blick auf den liebeskranken Mann zurück. Schenkt mit lässiger Gebärde dem Flehenden sein Liebesglück und sprecht das Wort:„Es werde!“ Es werde Licht in der betrübten Seele!“ Ein Halleluja bräch aus meiner Kehle.
  19. Hallo Heinz, vielen Dank für den Tipp. Hab es inzwischen geraddt. Gruß, Hayk
  20. Gedichte sind out und nur Spinner und Träumer versuchen mit Versen verhärtete Herzen zu rühren, probieren vergeblich mit Worten verschlossene Türen von Räumen zu öffnen, in denen die Seelen im Dunklen verharren. Ins düster beschattete Zimmer verirrt sich ein Blättchen Papier, der Gefangene findet‘s, und mühsam entziffern die halbblinden Augen die zierlich geschriebenen Lettern und Tränen benetzen nach Jahren das Antlitz des Lesers. Er liest ein Gedicht eines großen Poeten und Wärme erfüllt nun die bebende Brust, die Sonne Apollons erhellt sein Gemüt und er weiß: Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder; Unsterbliche heben verlorene Kinder Mit feurigen Armen zum Himmel empor. Es sei nicht verschwiegen, dass die letzten drei Verse dem Goethe-Gedicht "Der Gott und die Bajadere" entnommen sind.
  21. Hallo Gutmensch, vielen Dank für das Kompliment! Ein kleiner Hilferuf: Immer wenn ich mich anmelde, wird mir mitgeteilt, ich habe das falsche Passwort angegeben. Was kann ich tun? Mit freundlichem Griß, Hayk
  22. Hallo Freiform, "klassisch" halte ich für ein bisschen übertrieben. Es sollte ein kleiner Spaß sein und ich freue mich natürlich über Dein "gern gelesen. Mit hertlichem Gruß, Hayk
  23. Unterm Mandelbäumchen seufzt Enrico, wartet auf Estrella, seine Schöne. Lockend klingen Mandolinentöne, seine Stimme schmalzt: "O sole mio, bella Donna, spring von dem Balkon! Lass uns beide fliehn in bessre Lande, cara mia, lauf mit mir davon, spute dich, in Tonis Ristorante feiern die Verliebten Valentinos Namenstag. Jeder darf heut trinken, essen, was er mag: Roten Wein von sonnenglutverwöhnten Lagen, Pasta, Pizza, Gnocchi für den leeren Magen. Aus den Boxen Pavarotti, auf den Tellern Antipasto, für die Gurgel Ramazzotti und für mich 'ne Pizza Tonno! Pollo, Carne, Capricciosa, Parmaschinken, Pizza Funghi, Tagliatelle fantasia, Stagione, Calamari - musikalisch schon die Namen der Gerichte - und dann kamen Tortellini alla Roma, handgeformt von Tonis Mamma. Niemals malte Tintoretto solche wunderhübschen Nabel, auch der Michel Angelo führte nie mit seiner Gabel solche Nabelchen zum Schnabel. An der zarten Mädchenlende spürt Estrella Knabenhände. Ihr Enrico sucht mit Fleiß - der Estrella wirds ganz heiß - zu den Klängen von Bellini bei der Donna Tortellini, - findet eins und sein Tenor jubelt laut und alles singt im Chor: "Hörst du die Töne, Estrella? Man tanzt Tarantella, berauschende Musik bringt dir der Liebe höchstes Glück! Juckt es dich nicht in den Füßen, die Nacht zu versüßen, wenn hell das Tambourin erklingt und alles singt: Mamma mia, Mamma mia, küss con molte fantasia Tortellini von Estrella!"
  24. Hayk

    Zeitzeugen

    Jahrzehnte lang erzählte ich meinen Kindern, meinen Freunden und sicherlich auch einigen, die geheucheltes Interesse vorgaben, von meiner frühesten Kindheitserinnerung, nämlich das Erlebnis des Kriegsendes am 12. April 1945. Drei Jahre zuvor, an einem Sonntag, schenkte meine Mutter der Welt mich, ihren Erstgeborenen, dessen erster Schrei sie erlöste und meine Großmutter entzückte. Die Abwesenheit des Herrn Papa hatte einen gewichtigen Grund: Er musste, wie so viele andere, seine Knochen als Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht für den GröFaZ hinhalten. Drei Jahre später, ich hatte schon ein Brüderchen bekommen, war der Untergang des „Dritten Reiches“ auch den größten Sieg- und Heilkrakeelern zur Gewissheit geworden, rückten die Amis, Tommys und Franzmänner aus dem Westen, die zu Untermenschen deklassierten Russen aus dem Osten immer näher, und um ihre beiden Knaben und sich selbst aus der unmittelbaren Schusslinie zu nehmen, dem Bombardement der Alliierten auf die Stadt Jena zu entgehen, packte unsere gerade mal dreiundzwanzigjährige Mutter den Jüngsten in einen Kinderwagen, nahm mich an die Hand und flüchtete mit uns und meinen Urgroßeltern aus der Stadt in westliche Richtung, den „Birnstiel“ hinauf - der später zu unserer liebsten und längsten Schlittenfahrtstrecke wurde - zum Forstturm und dann im Schutz des Waldes zur Waldgaststätte „Einhügelquelle“. Diese inzwischen abgerissene Gaststätte gehörte meinem Urgoßonkel Oskar Schmidt und seiner Frau, meiner liebsten Urgroßtante Berta und war mein liebster Aufenthaltsort. Den Platz, an dem die „Einhügelquelle“ stand, erreicht man auch auf einem anderen Weg: Fährt der Suchende von Jena aus auf der B 7 Richtung Weimar, liegt nahe des westlichen Stadtrandes auf der rechten Seite die „Papiermühle“, die heute eine gut besuchte Gaststätte ist. Nach einer kurzen Wegstrecke weist ein Straßenschild auf das wenige Kilometer entfernte Dörfchen Münchenroda und die schmale Straße hat den Namen Müchenrodaer Grund. Nach ein paar hundert Metern, weshalb ich das erwähne, wird im Lauf der Erzählung klar, fährt man durch einen kleinen Tunnel unter einer Eisenbahnlinie , lässt rechter Hand eine Kleingartensiedlung liegen und sieht auf der linken Straßenseite das Schild einer Bushaltestelle „Einhügelquelle“. Ein eingemauerte Quelle speist einen kleinen Bach. Überquerte man diesen, war die ehemalige Waldgaststätte nach 100 Metern erreicht. Hier, in einem reizvollen Tal, linker Hand der Hang eines Berges, eingerahmt von hochragenden Fichten, von keiner Seite einsehbar, hätten wir uns einigermaßen sicher fühlen können, wären nicht auf Grund eines widersinnigen Befehls drei minderjährige Jungs über dem schon erwähnten Tunnel platziert worden, auf dass sie als letztes Aufgebot dem näher rückenden Feind Paroli bieten. Am Nachmittag meines dritten Geburtstages zerriss Maschinengewehrfeuer und das Krachen von Handgranaten die Stille. Angst machte sich breit, die ich selbst als kleines Kind wahr nahm. Die anschließende Ruhe war unheilschwanger und es dauerte nicht lange, bis meine Tante Berta, „bewaffnet“ mit einer Bohnenstange, an die sie ein weißes Bettlaken befestigt hatte, einem Trupp Soldaten entgegen ging. Was weiter geschah, konnte ich nicht sehen, denn Onkel Oskar trieb uns alle ins Haus, durch den Gastraum in die dahinter liegende Küche. Seine Order war klar und lässt sich in dem Satz zusammen fassen: „Hinsetzen und Klappe halten!“ Zur Orientierung: wolltel ein Gast die Gaststätte betreten, ging er nach dem Passieren der Eingangstür durch einen einen winzig kleinen Vorraum durch eine zweite Tür und betrat den großen Gastraum. Links von ihm stand ein beeindruckend großer Ofen, rechts befand sich eine Tür zum Jagdzimmer. Schaut er gerade aus, blickte er auf die Theke und hinter dieser Theke war die Tür zur Küche. Ich durfte auf einem Stuhl sitzen, der links der Küchentür stand, neben mir war die Tür zum Flur, von dem die Geschäftsräume meines Onkels. der Hinterhof und eine steile Treppe in die oberen Räume erreichbar waren. Die Erwachsenen waren sehr nervös, bei mir herrschte Neugier vor, die bald gestillt werden sollte. Die Tür zum Gastraum wurde geöffnet und zwei mit Gewehren bewaffnete Soldaten kamen in die Küche. Alles erstarrte, nur ich krähte im besten Thüringer Dialekt: „Na, da seid ihr Halunken ja!“ Das nächste Geräusch war die Backpfeife, die mir meine über alles geliebte Tante Berta spendierte. Bevor ich losheulen konnte, eher vor Entsetzen als wegen des Schmerzes (meine Tante Berta und eine Ohrfeige, das ging weit über meinen Verstand), schnappte mich einer der beiden Soldaten, nahm mich auf den Arm, sprach unverständliche, aber beruhigende Worte und seitdem darf ich behaupten: Meine Befreiung und die Beendigung des Krieges fand am 12. April 1945 gegen 18.00 Uhr in der Waldgaststätte Einhügelquelle durch die Rote Armee statt! Durch die gefürchteten Russen, die „Halunken“, wie ich es wohl von den Erwachsenen gehört hatte, war mir die Angst vor einer möglichen zweiten Ohrfeige genommen. So (siehe den Anfang der Geschichte) erzählte ich es jahrelang, bis meine Mutter mal zuhörte und: „Was erzählst du für einen Quatsch? Das waren damals keine Russen. Das waren Amerikaner!“ Der kindliche Irrtum ist verständlich, denn die Amerikaner haben Thüringen sehr bald wieder verlassen und als Kinder haben wir nur die Soldaten der Roten Armee erlebt. Es waren also Amerikaner, die aus Weimar auf Jena vorrückten und von einem Himmelsfahrtkommando an dem Tunnel unter der Eisenbahnlinie Jena- Weimar aufgehalten werden sollten. Auf eine kleinere Einheit an der rechten Flanke der nach Osten vordringenden amerikanischen Soldaten eröffneten die drei oder vier Jüngelchen, geführt von einem Unteroffizier, das Feuer. Für die kampferprobten Frontsoldaten ein schnell erledigtes Problem, aber Anlass, Spähtrupps los zu schicken und einer dieser Erkundungstrupps stieß zufällig auf im Wald verborgene Waldgaststätte „Einhügelquelle“. Von unserer Harmlosigkeit überzeugt, zogen die Soldaten bald wieder ab. Niemanden war ein Haar gekrümmt worden, ein paar Kleinigkeiten hatten sie als Souvernir mitgenommen,.aber meine Mutter, die ihren Ehering nicht von dem geschwollenen Finger bekam, durfte ihn behalten Zwei Stunden nach dem Abzug der Amerikaner trieb die Neugier meinen Onkel Oskar dahin, wo er den Ort des kurzen Scharmützels (den Tunnel) vermutete. Meine Mutter begleitete ihn und ich trappelte hinter den beiden her. Kurz vor dem Tunnel: „Du wartest hier, wir sind gleich wieder da!“ Links der Straße (ich habe mich kürzlich von seinem Vorhandensein überzeugt) befindet sich ein großes, unbenutztes Abflussrohr, das kurz vor dem Tunnel endet. Ein beliebter Spielplatz! In das wohl fünfzig Meter lange Rohr zu kriechen (und darin aus den Stoßfugen wachsende Pfefferminze abzupflücken, um sie stolz meiner Tante Berta zu präsentieren), war ein waghalsiges Spiel. In diesem Rohr kroch ich also Richtung Tunnel, schaute neugierig am Ende meines Geheimgangs hinaus und - sah den ersten toten Menschen meines jungen Lebens. Meine Mutter hing weinend in den Armen meines Onkels und als ich zu ihrer rannte, fiel mein Auge auf das zweite Opfer des sinnlosen Unternehmens. Später habe ich, zunächst in der SED-Darstellung des Geschehens, sehr viel später die historische Schilderung der Befreiung des KZ Buchenwald, gelegen auf dem Ettersberg nahe Weimar, erfahren. Angehörige der 3 US-Armee sind auf das von der SS verlassene KZ gestoßen und habe für die erste ärztliche Versorgung der übrig gebliebenen Insassen gesorgt. Dies geschah einen Tag vor unserer Begegnung mit den amerikanischen Soldaten, am 11. April 1945. Anlass für die genauere Erforschung der Geschehnisse war, dass ich viele Jahrzehnte später bei einer Vernehmung durch einen Hauptmann des Staatssicherheitsdienstes (kurz „Stasi“ genannt), nach meinen Kenntnissen über Buchenwald befragt wurde. Was, um Himmels Willen, sollte ich als Dreijähriger von Buchenwald gewusst haben? Die Fragen zielten auf eine Person namens Otto. Otto hieß mein erster Schwiegervater mit Vornamen, Otto hieß mit Nachnamen ein Lehrer, der in der „Katholischen Knabenschule St, Michael“ in Geldern/Niederhein mal zwei Stunden unseren Klassenlehrer vertreten hatte. Gemunkelt wurde, dass er wegen unsittlichen Betragens von der Mädchenschule an eine andere Schule strafversetzt werden sollte. Im weiteren Verlauf der Vernehmung erfuhr ich, dass der Stasi fest davon überzeugt war, dass dieser Herr Otto einer (von mehreren) der Hauptverdächtigen war, der den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, in Buchenwald ermordet hätte. Dieser Wolfgang Otto war Stabsscharführer der SS und galt als einer der Mörder des Vorsitzenden der KPD, der 1933 in Bautzen inhaftiert wae und von da aus in das KZ Buchenwald verlegt wurde. Nach jahrelangen Strafverfahren wurde Otto 1988 in der Bundesrepublik freigesprochen. So holt einen ohne eigenes Zutun die Geschichte ein! Der 11. April 1945 wird mír als Tag des Einmarsches der Amerikaner in Buchenwald im Gedächtnis bleiben, der 12. April 1945 als private Kapitulation meiner Tante Berta ebenfalls. Und der 13. April 1945? An diesem Freitag, knapp zwei Wochen nach Ostern, übergaben Vertreter der Universität Jena die Stadt Jena kampflos den Amerikanern. Die Truppen der 75. Armee marschierten von Weimar kommend Richtung Jena. Die Hauptverbindungsstraße ist die B 7 (komisch - an der B 7 liegt im Westen auch Wuppertal, wo ich viele Jahre gelebt, geliebt und studiert habe). An dieser B 7 liegt auch (von Weimar aus kommend etwa 5 km vor der Stadtgrenze zu Jena) die Gaststätte „Carl August“. In dieser Gaststätte wurde die Kapitulation unterzeichnet. Ich erinnere mich, dass ich vor fast 50 Jahren in dieser Gaststätte gespeist habe. Der Speisenkarte war ein Blatt zugefügt, auf dem die Geschichte der kampflosen Übergabe Jenas dokumentiert war. Zur Zeit ist die Gaststätte geschlossen und meine Suche nach dem Beweis der Wahrhaftigkeit meiner Erzählung war vergebens. Immerhin: Bei meiner Recherche stieß ich auf den Hinweis, in unmittelbarer Nähe der Einhügelquelle seien vor Jahren bronzezeitliche Funde gemacht worden. Menschen der Bronzezeit fühlten sich demnach in der Nähe meiner Herzensheimat genauso wohl wie ich. Die Funde zu sehen, begab ich mich in das Jenaer Stadtmuseum. Einer der Mitarbeiter riet mir, mich an einen der Security-Männer zu wenden, weil der sich in der Gegend um die Einhügelquelle herum recht gut auskenne. Jörg Berthel, ein liebenswürdiger Thüringer, war sehr auskunftsfreudig und hatte, kaum konnte ich es glauben, Kenntnis von dem eingehefteten Blatt in der Speisenkarte der Gaststätte „Carl-August“, kannte sogar den Namen meiner Tante Berta und meines Onkels Oskar. Von 110 000 Einwohnern Jenas hatte ich den einen getroffen, der meine Geschichte bestätigen konnte. Kein Wunder: Dieser Jörg Berthel war der Inhaber/Gastwirt des Carl-August (leider z.Zt. 2020 geschlossen). Wundert es jemanden, wenn ich mir wünsche, dass meine Kinder die Urne mit meiner Asche (hoffentlich noch nicht so bald) entwenden, um sie in der Nähe der Einhügelquelle zu verstecken?
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