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Hayk

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Alle erstellten Inhalte von Hayk

  1. Hayk

    Ach, Antje

    Prolog Hatem Hatem hab ich mich genannt und Suleika war ihr Name. Hundert Briefe schrieb ich ihr, Antwort war mir stets gewiss. Endlich hat sie zugestimmt: Tête-à-Tête ist angesagt. Günstig ist die Jahreszeit, mittags wollen wir uns treffen hoch im Norden, nah bei Bosau. Innere Monologe beim ersten Treffen Hatem Wars der grünen Augen leichter Silberblick, der mich prüfend traf und gleich mit dir verband? Schenkte mir das Drücken deiner lieben Hand Hoffnung auf ein neues Sommerliebesglück? Suleika Vergebens war und sinnlos mein Bemühen, mich seiner Magmastimme zu entwinden. Aus unbekannten Tiefen quollen Worte, in meiner Brust ein Flammenmeer entzündend. Abendstimmung Suleika und Hatem Bald verlässt uns nun des goldnen Adlers Glanz, borgt uns seinen Silberschwan zur kühlen Nacht, Venus fordert auf zum großen Sternentanz, Gnome, Elfen, zarte Düfte sind erwacht. Schlafestrunken gurrt im Baum ein Taubenpärchen, horch, der Nachtigallenschlag verkündet Stunden trauter Seligkeit und lang geträumte Märchen raunen: Seit Äonen sind wir zwei verbunden. Erster Dialog Suleika Wir haben uns Dutzende Briefe geschrieben und Blumen gesendet, auch Bilder geschickt am Anfang war Misstraun, es wurde vertrieben - ich glaubte dir alles, vor allem den lieben ten Versen und war ganz entzückt. Mein Mütterlein warnte: Du bist ja verrückt ! Wie kannst du den Worten des Fremden vertrauen, er raubt deine Unschuld wie anderen Frauen, verspricht dir die herrlichsten Schlösser zu bauen; dann sucht er das Weite und du bleibst allein. Und dann kamst du und heller Sonnenschein erlaubte mir, dich ganz genau zu sehen; mir fiel das Atmen schwer, mein Herz blieb stehen, sofort verfiel ich deinem Zauberbann und dachte nur: Du bist ein schöner Mann! Hatem Ach Schmetterling, versehr die Schulter nicht, auf die du traulich dich gesetzt, vertreibe, Zephyr, nicht des Lindenbaumes Schatten, der schützend dafür sorgt, dass ihr Gesicht der Sonne Kraft sie nicht verletzt. Ihr bunten Blumen rings in den Rabatten, bestreut den Weg vor ihren Füßen mit abertausend Blütenblättern, ihr Vögel dürft sie laut begrüßen und euer schönstes Liedchen schmettern. Du bist wie duftendes Ambra, du bist wie Smaragd und Rubin, du bist so schön wie Suleika, die Augen leuchten so grün, dass selbst Smaragde sich schämen, die Lippen rubinrot erglühn. Suleika Noch nie hat solche Worte ein Mann zu mir gesagt, drum sei meine Brust dein Garten, ich öffne dir die Pforte, tritt ein und koste unverzagt von allen süßen Früchten. Hatem Kaum konnte ichs erwarten dein Gärtlein aufzuschließen; lass mich dein Gärtner werden, um Beete und Bäume zu gießen, die süßen Früchte zu genießen, wär Seligkeit für mich auf Erden. Aphrodite, Ares und Eros als „Spanner“ im Park Aphrodite: Seht ihr die beiden dort turteln und hört ihr die schmeichelnden Worte? Dämpft eure Schritte, damit sie uns Dreie nicht hören und schreckhaft Böses vermutend das trauliche Plätzchen verängstigt verlassen. Achtet auf trockeneÄste, die knackend den beiden verraten, dass brennende Neugier den Papa und mich mit dem Söhnchen heut Abend trieb, um im Park nach Verliebten zu stöbern, doch nimmer zu stören. Ares: Dein glitzernder Gürtel, mein Täubchen, verrät uns viel früher als knisterndes Laub, das den Boden des Waldes bedeckt. Ich ließ meinen Hund mit Bedacht in dem Zwinger, damit er mit Knurren und Bellen die beiden Verliebten nicht schreckt. Wir schleichen jetzt lautlos hinüber zur Linde, die besser uns schützt als ein Schild aus verdorrenden Blättern der Eiche. Eros: Mit meinen Sandalen ists schwer euren Schritten zu folgen, ach hätt ich doch Flügel, die über die Bäume mich trügen; von oben zu schauen wie Männlein und Weibchen sich lieben, das wär mir, bei Gott, ein erwünschtes, besondres Vergnügen. Ich wählte bedächtig vergoldete Spitzen für Pfeile, und träfe bestimmt mit ‘nem einzigen Schuss in die Herzen der beiden. Suleika Ein Käuzchen ruft, mir wird im Herzen bang, verstummt ist auch der Nachtigallenschlag. Ich fürchte mich im Dunkeln, lass uns gehen, bei Kerzenschein in deinem Kämmerlein die Sommernacht gemeinsam zu genießen. Hatem Nicht weit von hier erwartet dich und mich ein Himmelbett in rosaroter Seide. Der Mond allein ist Zeuge unsrer Liebe und Hermes löscht die helle Fackel aus, um nicht mit ihrem Schein uns zwei zu stören. Eros: Ich habe getroffen; die Sehne des trefflichen Bogens, noch schwirrt sie im satten Triumpfe in sirrenden Tönen. Sie werden beglückt den willkommenen Tod in den Armen des andern erleben und mich zu dem Gott des Genießens ernennen. Es freut sich die Gottheit der sündigen Menschen, so kurz ist ihr Leben und bald schon erlischt ohn Erbarmen die Leuchte des göttlichen Bruders. Suleika Hatem, schau, die Sonne blinzt, die Wolken schmelzen, Lerchen jubeln, frisch erglänzen Blumen, ach, wie schön ist doch die Welt! Hatem Alles, Suleika, du einzig Geliebte, ist nur für dich allein gemacht, Sonne und weichende Wolken, die Blumen und singende Lerchen haben mit Wärme und Licht, dem Gesang und den Farben die Nacht glücklich beendet, mit zaubrischen Mächten ein goldenes Märchen, seliges Hoffen auf künftige Freuden der Liebe geschaffen. Epilog Suleika und Hatem, ein glückliches Paar, das den Sommer genoss, sie ahnten mit keinem Gedanken den Neid der gewaltigen Götter. Sie nahmen Suleika das Leben und Hatem - wir sehen ihn trauernd, die Götter verfluchend und wehmütig seufzend: Ach Antje, du Stern, du warst und du bleibst meine Liebe des sinnlos gewordenen Lebens. Ich habe das Gedicht in der falschen Rubrik veröffentlicht. Es gehört unter "Herzensangelegenheiten". Hayk
  2. Hallo Skalde, lieben Dank für Deine Wortmeldung! Liebe Grüße, Hayk
  3. Hallo Josina, hallo Berthold, ich danke Euch für Eure freundliche Reaktion! Gruß, Hayk
  4. Hayk

    Baldurs Küsse

    Hallo Freiform, auch für Dich ein Dankeschön! Gruß, Hayk
  5. Liebe zoe, vielen Dank für Dein Lob! Gleiches gilt für Berthold und Freiform! Liebe Grüße, Hayk
  6. Hayk

    Eine kleine Liebesweise

    He du, - ja du, ich meine dich, ich hab dir Wichtiges zu sagen. Ich schwöre dir, ganz sicherlich will ich mich nicht bei dir beklagen. Will endlich einmal sagen, was mir auf der Zunge brennt und finde heute wieder nicht die rechten Worte. Ich übe Sätze, mal piano, dann in forte, verflixt, ich bin doch sonst so ungeheuer eloquent. Doch wie gelähmt verharre ich, wenn du in meiner Nähe bist, erstarre, wenn dein warmer Atemhauch die Wange mir berührt und wünsch mir im Geheimen, dass mich deine rote Lippe küsst, das Schicksal uns auf Blumenwegen in den Garten Eden führt. Auf diesen Pfaden ins Elysium vernehmen wir die klarsten Klänge eines Lerchenchors aus weiter Ferne. Ich wollt, ich könnt so schön wie Orpheus singen; o wie gerne besänge ich mit Freude meine Liebe, die nur dir gehört und pflückt am Wegesrand, die Blumen, die für dich nur blühen, sie brächten bald dein Herz zum Glühen, das endlich dann für mich entbrannt.
  7. Hayk

    Baldurs Küsse

    Hallo Ydalir, ich freue mich sehr über Dein Smiley. Gruß, Hayk
  8. Lieber Berthold, herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort! Ich bin durch ein Buch "Das geheime Wissen der Frauen" auf Lilith gestoßen. Ja, Lilith war eine wesentlich spannendere Frau als die )in meinen Augen) langweilige Eva (die laut Bibeltext als "Gehilfin" Adams geschaffen wurde und nichts von dem Selbstbewusstseins Liliths hatte, die auch mal "oben sitzen" wollte. Kein Wunder, dass von Lilith in der patriarchalisch geschriebenen Bibel nicht mehr zu finden ist. Natürlich lass ich meiner Fantasie freien Lauf, aber ich denke, da ist mir doch ein reizvolles Weib gelingen. Liebe Grüße, Hayk
  9. Lieber Berthold, Dein "wow" , am frühen Morgen entdeckt, bedeutete für mich einen schönen Tagesbeginn. Danke! Gruß, Hayk
  10. Hayk

    Der achte Schöpfungstag

    Jahwe ruhte, weil er dachte, alles gut gemacht zu haben: Licht und Dunkel, Land und Meere, Fische, Bäume, Gräser - Tiere, die auf allen Vieren gehen und die Menschen. Achtet sorgsam, was die Bibel weise kündet: In der besten Schöpferlaune schuf er sie als Mann und Weib. Jahwe schlief, doch Lilith wachte, schaute kritisch in die Runde, stieß dem Adam in die Rippen, fragte ihn, ob er nicht spüre, dass noch dies und jenes fehle. Adam knurrte: Frau, gib Ruhe! Alles ist zu unsrem Besten. Lass die Finger von der Schöpfung, sei zufrieden, Weib, sei still! Doch Lilith, das feurige, rastlose Weib, begann voller Eifer, die Welt zu verschönern. Was farblos bisher ihre Sinne nicht reizte, erstrahlte in glühenden, prächtigen Tönen. Die Bäume ergrünten und rot blühten Rosen, und safrangewandet verschickte die Sonne ihre goldenen Lanzen ins Kobalt des Meeres. Mit Purpur bestäubt sie die eigenen Haare, betupft auch die Lippen und sieh! Es war gut. Das Wispern des Windes in raschelnden Blättern verlieh sie der Stimme für zärtliche Stunden , sie lehrte die Lerchen die schönsten Gesänge, Sitaren erfand sie, Schalmeien und Geigen. Die Sphärengesänge der Monde und Sterne, das Zirpen der Grillen im Gras und das Rauschen der silbrigen Bäche, das Summen der Bienen, verdanken wir Lilith, dem prächtigen Weibe. Entsperrt eure Ohren und hört: Es ist gut! Mit Äpfeln wars leicht für die Eva, die später des hungrigen Adams Geschmacksnerven reizte. Gourmets aber lieben Liliths besondere Küche, die sonnengereiften Orangen und Feigen, Filets von gemästeten Ochsen und Fische, geräuchert im Rauche der duftenden Pinie, vollendet mit Hebrons gewürzten Getränken und schwarzen Oliven, zu naschen aus Liliths verlockendem Schoß. Und sie sprach: Ach, tut das gut! Wie soll sie den schlummernden Adam bezirzen? Er hört und er sieht nichts; die leckersten Sachen verschmäht er und weiß ihre Kunst nicht zu schätzen. Mit Düften der Myrrhe und Moschus von Hirschen, mit Ambra und Ölen der Narde versucht sie vergebens, den Adam im Adam zu wecken. Die Welt macht sie bunter, Musik und Gesänge erfreuen die Sinne, die köstlichsten Speisen hat sie ihm bereitet, - er brummt nur: Is gut. Nimm Öl von der Narde, ertönt es von oben, und salb ihn, wie später Maria die Füße des einzigen Sohnes, der je MIR vergönnt war. Doch streich diesen Balsam in andre Regionen, Vielleicht wird er denken, der Himmel sei nahe und seufzend dir danken und Gleiches für dich tun. Hätt ICH nur des Adams gebändigte Klugheit Geahnt, ich vermute, dann gäb es nur Liliths, Dann könnt ICH mir sagen: Ach ICH! Es ist gut.
  11. Hayk

    Baldurs Küsse

    Lieber Carlos, wenn ein Gedicht zu gefallen vermag, freut das natürlich den Verfasser. Du hast natürlich Recht, was den Einfluss der Bibel auf unsere Sprache und auch auf unsere Art zu denken angeht. Das "Wissen" um unsere eigentliche Vergangenheit ist mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden und nur wenige Rudimente (z.B. der "anheimelnde" Klang von Alliterationen - siehe Stabreim -, die Bezeichnung von einigen Wochentagen - Dienstag, Donnerstag, Freitag - , und verschüttete Moralvorstellungen sind übrig geblieben. Die "Wiederbelebungsversuche (t.B. die Libretti von Richard Wagner - Winterstürme wichen dem Wonnemond - lassen zu wünschen übrig. Die Verdienste Luthers an einer gesamtverbindlichen deutschen Sprache sind nicht zu unterschätzen (mich ärgern manche "moderne" Übersetzungen der Bibel, weil sie m.E. nicht mehr über die Sprachgewalt eines Luthers verfügen). Baldur - den dürfen wir getrost als Frühlingsgott übersetzen und ich hätte Dir und anderen die Mühe des Googelns ersparen sollen. Liebe Grüße, Hayk Hallo Gina, auch Dir herzlichen Dank für Dein "gefällt mir"! Liebe Grüße, Hayk
  12. Hayk

    Baldurs Küsse

    Hallo Skalde, danke schön fürs "gefällt mir"! Gruß, Hayk
  13. Hayk

    Baldurs Küsse

    Eisbedeckte Pfützen knistern, wenn ich meine warm beschuhten Füße auf sie setze, fast das Flüstern übertöne leiser Frühjahrsblumengrüße, dieses zarte Klingeln weißer Märzenbecher und den Glockenton der goldenen Narzissen, die vereint als ganz charmante Herzensbrecher wachgeküsst die Lippen Baldurs widerküssen.
  14. Hallo Skalde, ich finde die Besinnung auf die Mythen unserer Altvorderen sehr reizvoll. Dass die Nazis sie für ihre Zwecke eingesetzt haben, dafür können Baldur, Wotan, Freya u.a. schließlich nicht verantwortlich gemacht werden. Ich lese Deine Gedichte sehr gern. Gruß, Hayk
  15. Hayk

    Thanatosiade

    Hallo Ruedi, angesichts der zur Zeit herrschenden , fast bin ich versucht zu sagen - Hysterie, bekommt das Gedicht noch eine andere Bedeutung. Hinter allem steckt doch so etwas wie Angst vor dem Tod. Die ist mir durch verschiedene Ereignisse abhanden gekommen (wobei ich nicht verschweige, dass das Sterben mir schon einige Gedanken macht). Für s "gerne mitgelesen" sage ich Dir meinen Dank! Gruß, Hayk
  16. Hayk

    Die Bank

    Hallo tocoho, mein erster Eindruck: O, wie süß! Darf ich ein paar Bemerkungen machen? Am kühlen Fluss im Abendlicht sich fest umschlugen halten sich,.......das doppelte "sich" in einem Vers und das Komma wären zu vermeiden: = ganz fest umschlungen halten sich (und dann ohne Komma weiter) der Jüngling und die schöne Maid; (statt eines Punktes würde ich hier ein Semikolon wählen) sie treffen sich schon lange Zeit, (auch hier ist das Komma überflüssig) auf dieser Bank beim Abendrot, in aller Stille, trotz Verbot. Herzliebster, fleht sie, schaut ihn an, bleib treu zu mir ein Leben lang, ("steh treu zu mir ein Leben lang" oder "bleib stets bei mir ..." Sie legt die Füsse auf die Bank (Füße - es sei denn, Du bist Österreicherin oder Schweizerin) und kuschelt sich am Liebsten an. (und kuschelt sich beim Liebsten an - um "...sich am ...an" zu vermeiden) Das blonde Haar umspielt vom Wind, vereint in Träumen beide sind. Geliebte mein, sei bange nicht, du bist mein Leben, bist mein Licht. Nimmt ihren Kopf, küsst ihr Gesicht, ich schenk dir Kinder, sorg für dich. Geritzte Worte in die Bank, bevor sie gingen, irgendwann. *** Nach Jahren kam ich dort vorbei, (Komma überflüssig) und es erschien wie Zauberei, Da saßen sie auf dieser Bank, ("...auf ihrer Bank, klänge in meinen Ohren nicht so distanziert) und einer hielt des andren Hand (eventuell: "...des andern Hand, aber ganz sicher bin ich mir nicht) Sein Haar war grau, das Ihre weiß, ihr Blick verführt, er ist gerührt. Sie hatten eine schöne Zeit. Ich hoffe, Du empfindest meine Bemerkungen nicht oberlehrerhaft! Mir hat diese zeitüberdauernde Liebesgeschichte gefallen. Gruß, Hayk
  17. Ein nie geahntes Los hat mich zu dir getrieben, zu dir, der schönsten aller Frauen auf dem Erdenrund; ein Götterwort befahl mir, ewig dich zu lieben, ich sehne mich so sehr, aus deinem schön geschwungnen Mund die Botschaft zu vernehmen, dass auch du mich innig liebst; so leise du auch sprächest, dein Wort ließ mich erbeben, ich schenke dir mein Herz, wenn du mir deines dafür gibst und will mit dir auf Erden schon im Himmel leben. Noch weiß es niemand, auch du bist ahnungslos, wer diese Glut in mir entfacht und jeder Hauch die Flammen schürt und Funken aus Herzensgrunde über tausend Meilen bis zu dir versendet, um zu künden: Ja, dein Blut hab ich getrunken.
  18. Hayk

    Thanatosiade

    Zum dritten Male wagtest du es anzuklopfen und immer wieder habe ich dich weggeschickt; ich sah aus deinen hohlen Augen Tränen tropfen, denn wiedermal ist‘s dir auch heute nicht geglückt, des Frohgesanges mich, des Saufens zu entwöhnen, zu einem letzten, tiefen Seufzer mich zu zwingen. Versuch es, Bruder Hein, es wird dir nicht gelingen - die Knochenhände reißen nimmer mich von schönen, aus Meeresschaum gebornen Aphroditenleibern. Ich lebe ewig, dank des Sangs, des Weins, den Weibern! Weil ich deiner spotte, elendes Schlottergestell, und auch diesem geifernden Köter mit seinem Gebell die furchtsame Demut verweigre, befiehlst du zur Stelle Sibylle, die schauende Schwester, die gradwegs zur Hölle den Weg mir beschreibt, um im letzten Moment zu verhindern, dass Leichtsinn den Weg in den Himmel dem Toren verschließt. So sei mir, du knöchernes Männchen, sehr herzlich gegrüßt, du bleibst immer bleich - ich aber lebe in all meinen Kindern!
  19. Hayk

    Der fröhliche Trinker

    Im Zwielicht seh ich kaum noch den Pokal, die Lippen lechzen durstig und vergebens nach einem Trunk, dem Inhalt meines Lebens, ich winde mich in ungenannter Qual. Kaum tritt das Morgenlicht in meine Kammer, ergreift ein stilles Sehnen meine Brust; ich greif zum gut gefüllten Glas voll Lust, ertränke schnell der Nächte Katzenjammer. Dein Geist, o Bacchus, möge mich unschweben vom ersten bis zum letzten Glockenschlag! Nur du kannst mich der Erden Last entheben, Esprit entzünden und für den, der 's mag, die Sterne, dank dem Saft vergorner Reben, uns leuchten lassen auch am hellen Tag.
  20. Hayk

    Nänie

    Fruchtverkündend schmücken Bäume sich mit Blütenschleiern ganz, Aphrodite gibt den Namen, leiht dem Monat Götterglanz. Tochter links, den Sohn zur Rechten, hoch in Hoffnung, hin zum Born klaren Wassers eilt die Mutter - düstre Wolken ziehn herauf. Fernes Grollen, fahle Blitze drängen sie zu schnellem Lauf. Ängstlich blökend flüchten Schafe vor des Himmels Zorn, Bäume biegen sich zum Boden, Regen peitscht die Kirschbaumblüten. Satans Flüche fernher gellen, übertönen Sturmes Wüten: Hekatomben schwarzer Stiere - spart sie euch, die Opferrinder! Höllenhunde werden hetzen Mann und Frau und Kinder! Bajonette schneiden fühllos Leben aus der Mutter Leib, Kolbenhiebe löschen grausam dunkler Kinderaugen Glut: Waren nur Armenierschweine und ein Christenweib! Grause Mordlust aufgepeitschter Türkenwut - rot Fontänen sprudeln - tausendfach Armenierblut. Nichts Weißes mehr - dunkle Schatten hindern des Mondes vollen Silberglanz, Khatchkare oben in den Bergen- blutbesudelt - ganz. Tränen der Steine gerinnen zu hartem Obsidian, ein schwarzes Leichentuch bedeckt mein Hayastan. Stumme Trauer lähmt das Land - nicht genügen vierzig Tage, Leid aus tief betrübten Augen zu verdrängen. Aprikosenhölzern weint die Duduk Wehmutsklage, ein Strom von Tränen quillt aus Komitas Gesängen. Der Masis hüllt sein Haupt in dichte Wolken. Nänie - Totenklage Aphrodite - Aprilis - = April (am 24. April 1915 begann der Genozid an den Armeniern, dem ca. 1,5 Mio Menschen zum Opfer fielen) Hekatomben= 100 Opfertiere Im April fehlte 1/5 des Mondes zur voll sichtbaren Scheibe Khatchkare- Kreuzsteine in Armenien Duduk- Holzblasinstrument mit dunklen Oboenton, aus Aprikosenholz gefertigt ("armenische Flöte") Komitas - berühmter armenischer Komponist Masis - der große Ararat (daneben ist der "Sis" - der kleine Ararat) hier landete der Bibel nach Noah mit seiner Arche
  21. Hayk

    Die Duduk

    Hallo Carlos, vielleicht findet sich ja noch die eine oder der andere. Hayk
  22. Hallo Freiform, dankefür den Hinweis! Und Dank auch fürs "gut geschrieben! Gruß, Hayk
  23. Drei Tage im April 1945 Jahrzehnte lang erzählte ich meinen Kindern, meinen Freunden und sicherlich auch einigen, die geheucheltes Interesse vorgaben, von meiner frühesten Kindheitserinnerung, nämlich das Erlebnis des Kriegsendes am 12. April 1945. Drei Jahre zuvor, an einem Sonntag, schenkte meine Mutter der Welt mich, ihren Erstgeborenen, dessen erster Schrei sie erlöste und meine Großmutter entzückte. Die Abwesenheit des Herrn Papa hatte einen gewichtigen Grund: Er musste, wie so viele andere, seine Knochen als Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht für den GröFaZ hinhalten. Drei Jahre später, ich hatte schon ein Brüderchen bekommen, war der Untergang des „Dritten Reiches“ auch den größten Sieg- und Heilkrakeelern zur Gewissheit geworden, rückten die Amis, Tommys und Franzmänner aus dem Westen, die zu Untermenschen deklassierten Russen aus dem Osten immer näher, und um ihre beiden Knaben und sich selbst aus der unmittelbaren Schusslinie zu nehmen, dem Bombardement der Alliierten auf die Stadt Jena zu entgehen, packte unsere gerade mal dreiundzwanzigjährige Mutter den Jüngsten in einen Kinderwagen, nahm mich an die Hand und flüchtete mit uns und meinen Urgroßeltern aus der Stadt in westliche Richtung, den „Birnstiel“ hinauf - der später zu unserer liebsten und längsten Schlittenfahrtstrecke wurde - zum Forstturm und dann im Schutz des Waldes zur Waldgaststätte „Einhügelquelle“. Diese inzwischen leerstehende und dem Untergang geweihte Gaststätte gehörte meinem Urgoßonkel Oskar Schmidt und seiner Frau, meiner liebsten Urgroßtante Berta. Die „Einhügelquelle“erreicht man auch auf einem anderen Weg: Fährt der Suchende von Jena aus auf der B 7 Richtung Weimar, liegt nahe des westlichen Stadtrandes auf der rechten Seite die „Papiermühle“, die heute eine gut besuchte Gaststätte ist. Nach einer kurzen Wegstrecke weist ein Straßenschild auf das wenige Kilometer entfernte Dörfchen Müchenroda und die schmale Straße hat den Namen Müchenrodaer Grund. Nach ein paar hundert Metern, weshalb ich das erwähne, wird im Lauf der Erzählung klar, fährt man durch einen kleinen Tunnel unter einer Eisenbahnlinie , lässt rechter Hand eine Kleingartensiedlung liegen und sieht auf der linken Straßenseite das Schild einer Bushaltestelle „Einhügelquelle“. Eine eingemauerte Quelle entlässt einen kleinen Bach. Überquert man diesen, ist die ehemalige Waldgaststätte nach 100 Metern erreicht. Hier, in einem reizvollen Tal, linker Hand der Hang eines Berges, eingerahmt von hochragenden Fichten, von keiner Seite einsehbar, hätten wir uns einigermaßen sicher fühlen können, wären nicht auf Grund eines widersinnigen Befehls drei minderjährige Jungs über dem schon erwähnten Tunnel platziert worden, auf dass sie als letztes Aufgebot dem näher rückenden Feind Paroli böten. Am Nachmittag meines dritten Geburtstages zerriss Maschinengewehrfeuer und das Krachen von Handgranaten die Stille. Angst machte sich breit, die ich selbst als kleines Kind wahr nahm. Die anschließende Ruhe war unheilschwanger und es dauerte nicht lange, bis meine Tante Berta, „bewaffnet“ mit einer Bohnenstange, an die sie ein weißes Bettlaken befestigt hatte, einem Trupp Soldaten entgegen ging. Was weiter geschah, konnte ich nicht sehen, denn Onkel Oskar trieb uns alle ins Haus, durch den Gastraum in die dahinter liegende Küche. Seine Order war klar und lässt sich in dem Satz zusammen fassen: „Hinsetzen und Klappe halten!“ Zur Orientierung: Will ein Gast die Gaststätte betreten, geht er nach dem Passieren der Eingangstür durch einen einen winzig kleinen Vorraum durch eine zweite Tür und betritt den großen Gastraum. Links von ihm steht ein beeindruckend großer Ofen, rechts befindet sich eine Tür zum Jagdzimmer. Schaut er geradeaus, blickt er auf die Theke und hinter dieser Theke ist die Tür zur Küche. Ich durfte auf einem Stuhl sitzen, der links der Küchentür stand, neben mir war die Tür zum Flur, von dem die Geschäftsräume meines Onkels. der Hinterhof und eine steile Treppe in die oberen Räume erreichbar waren. Die Erwachsenen waren sehr nervös,, bei mir herrschte Neugier vor, die bald gestillt werden sollte. Die Tür zum Gastraum wurde geöffnet und zwei mit Gewehren bewaffnete Soldaten kamen in die Küche. Alles erstarrte, nur ich krähte im besten Thüringer Dialekt: „Na, da seid ihr Halunken ja!“. Das nächste Gräusch war die Backpfeife, die mir meine über alles geliebte Tante Berta spendierte. Bevor ich losheulen konnte, eher vor Entsetzen als wegen des Schmerzes (meine Tante Berta und eine Ohrfeige, das ging weit über meinen Verstand), schnappte mich einer der beiden Soldaten, nahm mich auf den Arm, sprach unverständliche, aber beruhigende Worte und seitdem darf ich behaupten: Meine Befreiung und die Beendigung des Krieges fand am 12. April 1945 gegen 16.00 Uhr in der Waldgaststätte Einhügelquelle durch die Rote Armee statt! Durch die gefürchteten Russen, die „Halunken“, wie ich es wohl von den Erwachsenen gehört hatte, war mir die Angst vor einer möglichen zweiten Ohrfeige genommen. So (siehe den Anfang der Geschichte) erzählte ich es jahrelang, bis meine Mutter mal zuhörte und: „Was erzählst du für einen Quatsch? Das waren damals keine Russen. Das waren Amerikaner!“ Der kindliche Irrtum ist verständlich, denn die Amerikaner haben Thüringen sehr bald wieder verlassen und als Kinder haben wir nur die Soldaten der Roten Armee erlebt. Es waren also Amerikaner, die aus Weimar auf Jena vorrückten und von einem Himmelsfahrtkommando an dem Tunnel unter der Eisenbahnlinie Jena- Weimar aufgehalten werden sollten. Auf eine kleinere Einheit an der rechten Flanke der nach Osten vordringenden amerikanischen Soldaten eröffneten die drei oder vier Jüngelchen, geführt von einem Unteroffizier, das Feuer. Für die kampferprobten Frontsoldaten ein schnell erledigtes Problem, aber Anlass, Spähtrupps los zu schicken, und einer dieser Erkundungstrupps stieß zufällig auf im Wald verborgene „Einhügelquelle“. Von unserer Harmlosigkeit überzeugt, zogen die Soldaten bald wieder ab. Niemanden war ein Haar gekrümmt worden, ein paar Kleinigkeiten hatten sie als Souvernir mitgenommen, aber meine Mutter, die ihren Ehering nicht von dem geschwollenen Finger bekam, durfte ihn behalten Zwei Stunden nach dem Abzug der Amerikaner trieb die Neugier meinen Onkel Oskar dahin, wo er den Ort des kurzen Scharmützels (den Tunnel) vermutete. Meine Mutter begleitete ihn und ich trappelte hinter den beiden her. Kurz vor dem Tunnel: „Du wartest hier, wir sind gleich wieder da!“ Links der Straße (ich habe mich kürzlich von seinem Vorhandenssein überzeugt) befindet sich ein großes, unbenutztes Abflussrohr, das kurz vor dem Tunnel endet. Ein beliebter Spielplatz! In das wohl fünfzig Meter lange Rohr zu kriechen (und darin aus den Stoßfugen wachsende Pfefferminze abzupflücken, um sie stolz meiner Tante Berta zu präsentieren), war ein waghalsiges Spiel. In diesem Rohr kroch ich also Richtung Tunnel, schaute neugierig am Ende meines Geheimgangs hinaus und - sah den ersten toten Menschen meines jungen Lebens. Meine Mutter hing weinend in den Armen meines Onkels und als ich zu ihrer rannte, fiel mein Auge auf das zweite Opfer des sinnlosen Unternehmens. Später habe ich, zunächst in der SED-Darstellung des Geschehens, sehr viel später die historische Schilderung der Befreiung des KZ Buchenwald, gelegen auf dem Ettersberg nahe Weimar, erfahren. Angehörige der 3. US-Armee sind auf das von der SS verlassene KZ gestoßen und habe für die erste ärztliche Versorgung der übrig gebliebenen Insassen gesorgt. Dies geschah am 11. April 1945, also einen Tag vor unserer Begegnung mit den amerikanischen Soldaten. Anlass für die genauere Erforschung der Geschehnisse war, dass ich viele Jahrzehnte später bei einer Vernehmung durch einen Hauptmann des Staatssicherheitsdienstes (kurz „Stasi“ genannt), nach meinen Kenntnissen über Buchenwald befragt wurde. Was, um Himmels Willen, sollte ich als Dreijähriger von Buchenwald gewusst haben? Die Fragen zielten auf eine Person namens Otto. Otto hieß mein erster Schwiegervater mit Vornamen, Otto hieß mit Nachnamen ein Lehrer, der in der „Katholischen Knabenschule St, Michael“ in Geldern/Niederhein mal zwei Stunden unseren Klassenlehrer vertreten hatte. Gemunkelt wurde, dass er wegen unsittlichen Betragens von der Mädchenschule an eine andere Schule strafversetzt werden sollte. Im weiteren Verlauf der Vernehmung erfuhr ich, dass der Stasi fest davon überzeugt war, dass dieser Herr Otto einer (von mehreren) der Hauptverdächtigen war, der den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, in Buchenwald ermordet hätte. Dieser Wolfgang Otto war Stabsscharführer der SS und galt als einer der Mörder des Vorsitzenden der KPD, der 1933 in Bautzen inhaftiert war und von da aus in das KZ Buchenwald verlegt wurde. Nach jahrelangen Strafverfahren wurde Otto 1988 in der Bundesrepublik freigesprochen. So holt einen ohne eigenes Zutun die Geschichte ein! Der 11. April 1945 wird mír als Tag des Einmarsches der Amerikaner in Buchenwald im Gedächtnis bleiben, der 12. April 1945 als private Kapitulation meiner Tante Berta ebenfalls. Und der 13. April 1945? An diesem Freitag, knapp zwei Wochen nach Ostern, übergaben Vertreter der Universität Jena die Stadt Jena kampflos den Amerikanern. Die amerikanischen Truppen marschierten von Weimar kommend Richtung Jena. Die Hauptverbindungsstraße ist die B 7 (komisch - an der B 7 liegt im Westen auch Wuppertal, wo ich viele Jahre gelebt, geliebt und studiert habe). An dieser B 7 liegt auch (von Weimar aus kommend etwa 5 km vor der Stadtgrenze zu Jena) die Gaststätte „Carl August“. In dieser Gaststätte wurde die Kapitulation unterzeichnet. Ich erinnere mich, dass ich vor über 50 Jahren in dieser Gaststätte gespeist habe. Der Speisenkarte war ein Blatt zugefügt, auf dem die Geschichte der kampflosen Übergabe Jenas dokumentiert war. Zur Zeit ist die Gaststätte geschlossen und meine Suche nach dem Beweis der Wahrhaftigkeit meiner Erzählung war vergebens. Immerhin: Bei meiner Recherche stieß ich auf den Hinweis, in unmittelbarer Nähe der Einhügelquelle seien vor Jahren bronzezeitliche Funde gemacht worden. Menschen der Bronzezeit fühlten sich demnach in der Nähe meiner Herzensheimat genauso wohl wie ich. Die Funde zu sehen, begab ich mich in das Jenaer Stadtmuseum. Einer der Mitarbeiter riet mir, mich an einen der Security-Männer zu wenden, weil der sich in der Gegend um die Einhügelquelle herum recht gut auskenne. Jörg Berthel, ein liebenswürdiger Thüringer, war sehr auskunftsfreudig und hatte, kaum konnte ich es glauben, Kenntnis von dem eingehefteten Blatt in der Speisenkarte der Gaststätte „Carl-August“, kannte sogar den Namen meiner Tante Berta und meines Onkels Oskar. Von 110 000 Einwohnern Jenas hatte ich den einen getroffen, der meine Geschichte bestätigen konnte. Kein Wunder: Dieser Jörg Berthel war der Inhaber/Gastwirt des Carl-August (leider z.Zt. 2020 geschlossen). Wundert es jemanden, wenn ich mir wünsche, dass meine Kinder die Urne mit meiner Asche (hoffentlich noch nicht so bald) entwenden, um sie in der Nähe der Einhügelquelle zu verstecken? Anfang 2020 ist das ehemalige Waldrestaurant „Einhügelquelle“ abgerissen worden. Eine Rose werde ich an meinem Geburtstag pflanzen. Meine Herzensheimat gibt es nicht mehr. Zu meinem Geburtstag werde ich dort sein und eine Rose pflanzen.
  24. Hayk

    Die Duduk

    Hallo Carlos Larrea, abgesen davon, dass die Orgel ursprünglich kein kirchliches Instrument war, halte ich die Duduk für mehr "armeneinbezogen". Für Deine tiefsinnige Antwortsage ich herzlichen Dank! Liebe Grüße, Hayk
  25. Hayk

    Die Duduk

    (die Duduk ist ein Holzblasinstrument/armenisch/aus Aprikosenholz und hat einen oboenähnlichen Ton) Ich sah in Goldgepränge mich und prächtig gekleidet folgten mir wohl tausend Pilger den Pfad bergan zur Ebne nah der Sonne. Ein Blumenteppich dämpfte unsre Schritte, und nur das Kufenknirschen eines Schlittens, das Ächzen eingeschirrter Ochsen störten die weihevolle Stille. Vor einer Stunde war die Schlucht gequert, die uns von jenem großen Steinbruch trennte, dem wir, begleitet von Gesängen, mühsam den Steinkoloss entrissen, um die Reihe gewaltiger Menhire ganz zu schließen. Nur hundert Schritte müssen wir noch gehen, erreicht ist dann der heilge Platz. Wir folgen gehorsam und murmeln nur leise Gebete. Es möge der mächtige Stein, den wir mühsam gebrochen, alsbald die bedächtig gewählte und sorgsam mit bunten, geflochtenen Bändern bezeichnete Stelle erreichen. Warum wir im oberen Drittel den Felsen durchbohrten, verraten wir erst, wenn er neben den anderen steht und selbst das Geheimnis enthüllt. Vor Jahren begannen die Mütter und Väter des Volkes auf Ratschluss der Weisen die kultige Stätte zu bauen. Ein Kranich verriet uns , auf ruhigen Fittichen schwebend, die heilige Stelle, an der majestätisch Menhire die steinernen Häuser der Priester umgeben, geruhsam der Aufgabe harrend, für ewig den Göttern zu Ehren in sphärischen Klängen zu tönen. Ich höhlte Aprikosenholz und schuf damit zehn Ellen lange runde Röhren; die steckten wir in jene schon gebohrten, geheimnisvollen, spannenweiten Löcher. Es galt nun auf den Abendwind zu warten, der wispernd erst und dann in vollen Tönen Choräle laut erklingen lässt. Der Mond beschien die Gipfel hoher Berge, ein leiser, wehmutsvoller Ton erklang, es sangen laut bald alle Megalithen, wir senkten unsre Häupter, knieten nieder und lauschten diesen Himmelsmelodien. Das künftge Leid der Hay erahnend klingt in tausend Jahren noch die Duduk. Diese teils durchlöcherten Megalithen befinden sich in der Nähe von Sisian - im Südosten Armeniens - sind ca. 7000 Jahre alt - bei Google sind Bilder unter "armenischer Steinkreis" zu finden. "Hay" ist die Selbstbezeichnung der Armenier, das Land heißt in der Landessprache Hayastan. Die "spannenweiten Löcher" sind noch nicht endgültig erklärt, aber meine Vermutung, dass sie für den Transport erforderlich waren, wurde von einer bedeutenden Wissenschaftlerin bestätigt. Die "steinernen Häuser", so erfuhr ich von ihr, sind Steinkastengräber jener Zeit.
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