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  1. Carolus

    Unterwegs

    Unterwegs Wandernd durch Zeiten voller Wechsel. Flüchtig die Erinnerungen an Kinderjahre, als Blumen, Bäume, Bach,. Katze und Hund meine Freunde. Die gleiche Sonne damals über den Ruinen der Stadt. Blicke in verrauchte Fensterhöhlen. Überall Trümmer, Staub und Sand. Zerlumpt zog das Leben weiter. Hunger im Magen, Hoffnung im Beutel, schaufelte Äußeres vom Kriege weg, im Glauben an ein profitables Aufwärts. Lange das Brot der frühen Jahre gekaut. Fleisch einst kostbar wie Reliquien. Auf dem Weg zum eigenen Heil stets bedroht vom Schlagabtausch der Mächtigen. Hoffen! Glauben! Lieben! Was wiegen Worte, wenn hinter ihnen keine erlebte Wirklichkeit? Rom, Jerusalem, Mekka - Ziele meiner Wanderung? Der letzte Ort, wo sich des Lebens Rätsel löst, liegt tief in mir. Hin und wieder spür ich dankbar Hilfe von den Unsichtbaren. Sie zu benennen, brächte mich auf meinem Weg keinen Schritt weiter.
  2. Ich gehe seit Jahren den selben Weg, jeden Tag neu, dort entlang, ich geh', weil ich muss, er erfüllt seinen Zweck, doch wird mir Angst und Bang', wenn ich daran denk', wie's früher war, als ich diesen Weg schon ging, da war mir manches noch nicht klar, was schon im Argen hing. Ich werde traurig, könnt' heulen fast, die Erinnerung trifft mein Herz, ich denk' dran wie früher noch alles gepasst, und mich überraschet der Schmerz. Die Dinge, die heute anders sind als damals vor jener Zeit, doch geh' ich auch heut' den selben Weg, mein Ziel, es ist nicht mehr weit.
  3. Die wundersame Reise mit dem fliegenden Teppich Mir träumte vor kurzem von einem fliegenden Teppich. Der Teppich hatte drei Passagiere. Wir flogen über Städte, Landschaften und Ozeane – die äußere Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Wir machten eine Reise ins eigene Selbst, Szenen tauchten auf: Der Teppich war hellrot mit Punkten und bequem, sodass wir drei gut an Bord steigen konnten. Ich hielt mich in der Mitte des Teppichs, lag angenehm ausgestreckt und ließ mich mit meinen beiden Gefährtinnen treiben. Eine klare Absicht hatte niemand. Die Wolkendecke diente als Einladung zur Erinnerung. Der Alltag? Interessierte uns längst nicht mehr. Als wir eine hügelige Landschaft überflogen, kam uns das eigene Leben unendlich klein vor, der Wirklichkeit komplett entrückt. Paläste der Jugend Vera Russwurm, die Sendung „Ohne Maulkorb“…innerlich nächtelang mitdiskutiert! Queen, Supertramp und Erdnussbutterbrote. Der erste Zungenkuss an Bord eines Ausflugsschiffes. Die Nächte im Zelt im Garten mit Barbara, mit der Taschenlampe zum nahen Campingplatz, teenagerhungrig nach Abenteuer, nach Naturerfahrung. Papa der schimpfte, als wir am nächsten Morgen mit nassen Schuhen den Teppichboden betraten. Mama, die „Olga“ machte, wie sie ihren Mittagsschlaf nannte. Die Normandie taucht auf, zwei junge Frauen, nach der Matura. Kichernd tauchen sie ein in die französische Mentalität. Der Teppich macht einen Schwenk, landet in Hastings, mit dem rumpelnden Bus to „the battle of Hastings“. Erheiternde Abende mit englischen Würstchen, rosarot, wie Schweinchen Babe. Die ersten zarten Bande der Liebe geknüpft Das Wesen der jungen Frau erblüht, das Leben ertanzt und freigelassen in den spanischen Weiten der Costa Brava´schen Küste. Yin und Yang vereint, eine geraume Zeit, die wie tiefe Ewigkeit anmutete. Sie, mit dem verschmitzten blonden jungen Mann, der damals, einige partnerschaftsprägende Jahre, ihrer war. Die Motor Cross Maschine heulte auf…Yin und Yang auf einer Serpentinenstraße – romantischer Panoramablick inklusive. Die Reise geht weiter…Lissabon. In der Altstadt einen satten Blick auf Häuserzeilen werfend nach Belem, wo der Sandstein des Kulturzentrums hell in der Abenddämmerung schimmert. Eine Episode, mit einem anderen jungen Mann, Saudade inklusive. Die drei Passagiere mischen sich gekonnt unter die probenden Studenten. Eine begnadete Klavierspielerin spielt die ersten Töne. Die Spieler, allesamt Laien, spielen engagiert, mit vollem Körper- & Stimmeinsatz. Prägend die Probe, in der die Leiter umfiel. Zu viel Job, zu viel vom Einen, zu wenig vom Anderen. Freundschaften verlieren sich, finden sich neu. Der Teppich holpert weiter, durch Beziehungslandschaften, „open house“, die Altbauwohnung als Diskussions- & Lebensraum, Rückzugs- & Musikraum. Der Teppich macht eine längere Verschnaufpause. In der Mitte des Lebens angelangt. Wohin des Weges fragst du dich. Die Pause tut gut, mit Datteln und Minztee…das Wohin ist noch nicht beantwortet, ein leichtes Beben geht durch die Fasern meiner Haut. Sigrid Francesca Beckenbauer Trainerin der Erwachsenenbildung, Theaterpädagogin, Kulturschaffende (52 J., *1968 geboren in Wien)
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