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Anaximandala

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  1. Randlinie
    Randlinie

     

    _____________________________________________________________________

     

    Tanzende Strahlen auf unseren Nasen und Throne auf Stufen.
    Zeit, wir vertrieben dich leicht. Spielend erschlugen wir dich.
    Weißwarme Laken war'n uns wie Paläste, man hörte uns rufen:
    Wir sind die Könige hier. Keiner, der dir und mir glich.
     

    Knoten in Kabeln und Schläuchen und Mägen, und grelle Dioden.
    Schnell brachst du über uns ein: Zeit, du Verräter der Zeit.
    Zwischen den Knoten ein König, und Seufzer gedeihen zu Oden.
    Seufzer gedeihen zu – Schweig! Schweig endlich still, Grausamkeit.
     

    Töne, mal lange, mal kurze, und Linien, die Ränder zerreißen.
    Klemmbretter sinken herab. Knoten entwirren sich froh.
    Einer alleine bleibt König in Laken, in kalten und weißen,
    dehnt er doch endlos die Zeit, dehnt er doch endlos den To-

     

     

     

    _______________

    5. Januar 2020


  2. Quellenangeberei
    Quellenangeberei

    Du meinst wohl, du könntest mit Versen uns blenden,

    uns herzzerreißende Botschaften senden?

    Wenn wohlfeil die Worte im Reime sich winden,

    dann willst du uns nur deinen Bären aufbinden.

     

    Das merk ich sofort und du machst mir nichts vor.

    Macht hoch eure Türen, denn jetzt kommt ein Tor!

    Nein, nein lieber Dichter, so gehts aber nicht,

    jetzt geh ich mal ernsthaft mit dir ins Gericht.

     

    Ich rede nun Tacheles und werde streng,

    bin sonst gerne locker, doch das seh ich eng.

    Denn ohne Zitat geht nunmal kein Gedicht!

    Komm, tu nicht beleidigt und zieh kein Gesicht!

     

    Da hilft auch kein rhythmisches Gestikulieren,

    sollst lieber die Quellen schön sauber zitieren!

    Von Mühen sprichst du, doch ich seh’ dein Versagen

    und könntest ein wenig Kritik gut vertragen!

     

    Was trinkst du beim Dichten, ich kanns nicht verstehn,

    das Wasser vom Hahne, ich habs doch gesehn ( ohne Quellenangabe!).

    Mir fehlen die Worte, ich kann es nicht fassen,

    hast zwischen den Strophen auch Wasser gelassen ( ebenfalls ohne Quellenangabe!).

     

    Zudem passt mir nicht dieser lyrische Ton,

    bei unbelegt bleibender Inspiration.

    Rein wissenschaftlich ist gar nichts belegt,

    weshalb mich kein Wort überzeugt und bewegt.

     

    An Versfüßchen fehlen die Fußnoten auch,

    sag, stehst du beim Dichten denn nur auf dem Schlauch?

    Was sind deine Quellen? Was hat dich bewogen?

    Erstunken ist alles bestimmt und erlogen!

     

    Und hast wohl gedacht, keinem fiele das auf?

    Hältst du uns für blöde? Wie bist du nur drauf?

    Benenne uns Ross und benenne den Reiter,

    sonst kommst du im Leben mit Dichten nicht weiter.

     

    Ein Hirngespinst blühender Phantasie,

    den Faktencheck? - nun, den bestehst du wohl nie!

    Den Ruf guter Dichtkunst soll niemand gefährden!

    - drum muss dein Gedicht dir nun aberkannt werden!


     


  3. Aufmarsch der Galgenvögel
    Aufmarsch der Galgenvögel

    Seht ihr Kommen vom Donner verkündet

    der Himmel ermahnt die sterbliche Brut

    und jenes was uns hier noch verbindet

    wird geschmiedet in schwelender Wut!

     

    Raben überziehen die verlorene Welt

    Schwingen einem Leichentuche gleich

    Ihr Geschrei das durch die Stille gellt

    wie der Kuss des Todes rein und weich!

     

    Nun klirren die Ketten in eisiger Nacht

    vom Blute geschmierter Trauerchoral

    so schreiten Verräter in eiserner Pracht

    ihr wehendes Leiden erschüttert das All!

     

    Marschiert, marschiert ihr Galgenvögel

    des Volkes Zorn steht hart und hehr

    als Holzgerüst auf brennendem Hügel

    setzt ihr euch der Schlinge zur Wehr?

     

    Rot scheint der Hass den ihr gesät

    aus abertausend Augenpaaren

    und somit: wer das Volk verrät

    dem gibt´s kein "sein"

    dem gibt´s nur noch "waren"!


  4. Rammstein
    Rammstein

     

     

     

    Rammstein

     

     


    Du kennst diese Sonne, du kennst diese Nacht.
    Sie haben dich nie aus dem Tiefschlaf gebracht.
    Du kennst alle Schatten, du kennst jedes Licht,

    du hattest doch reichlich, und nie ein Verzicht.
    Doch gibt es auf Erden nur einen Gesang,
    mit einem so harten doch lieblichen Klang,
    er rüttelt die Welt auf, so sollte es sein
    es schreien die Münder, ich liebe Ramm Stein



    Es pflügt deine Seele, dein Hirn wird ganz weich
    die himmlischen Kräfte, sie finden dich gleich,
    geboren zum Tanzen zum Füllen das Herz,
    lasst fließen die Töne und trocknen dein Schmerz.
    Lasst Leben, das Streben, vergeben der Nacht.
    So fühl ihre Schmerzen, noch ist nichts vollbracht.
    Und steht in den Wolken, die Welt, sie ist klein,
    dann schüttle den Kopf, denn wir haben Ramm Stein.

    ...

    ..

    .

     


  5. Lene revisited
    Lene revisited

    I

     

    Ausgetrunken, Lene

    sinken wir wie Schwäne

    ins Abendlicht

    Ineinander gegossene 

    Triebe

    Wie das Salz von Lust und Träne

    vermischt

    sind wir 

    traurig

    Unsere Leere ist (glaub ich)

    Liebe die ihr Gleichgewicht

    vermisst

     

    II

     

    Wie der zerknüllte Liebesbrief 

    der auf dem Pausenhof tanzt im Wind,—

     

    zartes Geschöpf aus Zerstörung 

     

    Wie das Umschlingende

    geschmolzenen Zuckers und Milch in Kaffee

    Sich langsam auflöst und Eins wird

     

    Gedanken -losgelassen, aufgelöst im Pneuma des Gefühls  

    im Grunde nicht unterscheidbar

     

    Ist unser Kuss vielleicht immer beides: Anfang und Ende

     

    III

     

    Das Dunkel Ist nicht bloß die Abwesenheit von Licht

    Sehnsucht ist nicht 

    das Ungestillte 

    Nichts ist perfekt

    Kein Gleichgewicht balanciert 

    den Zufall

    Schicksal ist auch beliebig

    Unsere Leere ist (glaub ich)

    auch Fülle


  6. Auf zur Schlacht!
    Auf zur Schlacht!

    Folgt mir, meine treuen Mannen,

    Reiten wir zur Schlacht geschwinde,

    Dass wie Segel unsre Fahnen

    Füllen sich mit frischem Winde!

     

    Kampfesschreie sollen hallen,

    Euch in wildem Rausche tragen,

    Wenn sich Mut und Wille ballen,

    Tausend Herzen einem schlagen!

     

    Auf zum Siege, meine Brüder!

    Schmetternd durch die Feindesreihen!

    Auf, dass Barden ihre Lieder

    Unsrem Schlachtenruhme weihen!


  7. Metamorphose
    Metamorphose

     

    Das Wenige weiß ich

    und weiß nichts

    von der Verwandlung

     

    Schmetterlinge im Haar

    Blüten der Zeit

     

    kennst du das Land

    jenseits des Ozeans

     

    dort angekommen

    soll alles anders sein

    und ich ein Mensch

    der Auflösung

    die Hülle abstreifen

    nur eine Stufe

    allen Seins

     


  8. I N F E R N O
    I N F E R N O

    I n f e r n o.

     

    Im fernen Sternen- Nebel des Universums,

    für uns Menschen unsichtbar,

    taumeln riesige Gestalten

    im waberndem Sog der Sonnengefahr.

     

    Schreie gellen von Sonne zu Sonne,

    aus schwarzen Löchern kriechen unheimliche Wesen,

    Blitze zucken von Pol zu Pol!

    Der Satan selbst ist vor Ort gewesen.

     

    Aus allen Vulkanen fließt sein blutroter Brei,

    selbst ein großes Heer von Schiffen

    verglühte im Meer, die Welt bricht entzwei.

    Tausende Sonnen verschmelzen zu Einer.

     

    Die Erde wurde pulverisiert,

    nein, überleben tut keiner,

    der Teufel bereits nach Fernerem Giert,

    Im endlosen Raum des Universums.

     

    Er sucht schon wieder ein neues Glüh'n,

    er wird wieder ferne Welten finden,

    sie besitzen vernichten und weiter ziehn.

    Nein Liebe Freunde, verzweifelt noch nicht.

     

    Noch ist es fern, das Jüngste Gericht,

    ist der Teufel auch schon nah.

    du siehst es ganz nah, sein Teufelsgesicht,

    doch noch sind -Hönes und die Bayern- da!


  9. PUCCINIS Panettone
    PUCCINIS Panettone

    PUCCINIS PANETTONE (Georg C. Peter)

     

    Seit zig Jahren ist es schon

    in Italien Tradition,

    dass zur Weihnacht und bei Frost

    schickt man Kuchen, mit der Post.

     

    Doch erhielt, ganz opulent,

    einst ein großer Dirigent,

    zum Verzehr, zum süßen Lohne:

    Ohne Absicht - Panettone.

     

    Dass die Freundschaft sich entzweite,

    lag an prinzipiellem Streite,

    welcher focht der Herr Puccini

    mit dem Meister Toscanini.

     

    Als den Freunden und Verwandten

    Herr Puccini, nebst den Tanten,

    sandte Kuchen und Gebäck,

    blieb am End ein großer Schreck.

     

    Denn verwirrt und aus Versehen

    war ein Fehler just geschehen:

    Als der Postgang grad beendet,

    ward ein Päckchen falsch versendet.

     

    Fromm und friedlich, wie ein Lamm,

    schrieb er schnell ein Telegramm:

    gab dem ander‘n zu versteh’n:

    „War versendet aus Verseh’n!“

     

    Und es schrieb, nach kurzer Zeit,

    Toscanini: „Tut mir leid,“

    denn er habe ihn, indessen,

    „aus Versehen aufgegessen.“

     

    HÖRVERSION:

     


  10. DIOGENES (heiteres Gedicht über einen antike Philosophen)
    DIOGENES (heiteres Gedicht über einen antike Philosophen)

    Diogenes

     

    Stets vereint mit der Natur,

    wanderte durch Wald und Flur

    ohne Pflichten, ohne Stress,

    damals der Diogenes.

     

    Statt nach Ordnung und Besitz,

    strebte er nach Geisteswitz,

    säte Spott, verstreute Hohn,

    ging in die Opposition.

     

    Philosoph und Alexander

    kamen einstens zueinander,

    als der Lehrer, voller Wonne,

    lehnte selig an der Tonne.

     

    Sprach der große Makedone:

    „Dir zur Freude und zum Lohne,

    nur durch meinen Königswillen

    will ich einen Wunsch erfüllen“.

     

    "Einen Wunsch wollt ihr gewähren,

    mir, dem Bettler, euer Ehren?

    Nur für mich und meine Tonne?

    Bitte, geh‘ mir aus der Sonne!“

     

     

     

     

    Anmerkung:

    Diogenes von Sinope galt, gemeinsam mit seinem Lehrer

    Antisthenes, als Begründer der “Kyniker” (möglicher Wortstamm: Kyon- der

    Hund), deren Schwerpunkte der ethische Skeptizismus und die

    Bedürfnislosigkeit waren. Sie waren überwiegend als Wanderprediger

    unterwegs. Als höchstes Ziel galt ihnen das Glück des Einzelnen sowie

    die innere Unabhängigkeit.


  11. Das Mühlrad (Glosse)
    Das Mühlrad (Glosse)

    "Hör ich das Mühlrad gehen:
    ich weiß nicht, was ich will,
    ich möcht am liebsten sterben,
    da wär's auf einmal still."

    (Joseph von Eichendorff)



    Das Mühlrad hat mitnichten
    sein Branden eingestellt,
    auch wenn dort durch die Fichten
    der erste Schnee schon fällt.
    Und hier an unsrem lichten,
    vertrauten Cheminee
    kannst du mich wohl verstehen:
    wie wird mir wohl und weh,
    wenn ich geschrieben seh:
    "Hör ich das Mühlrad gehen"!

    Du schmiegst dich eng und warm,
    ganz wie ein stilles "Danke",
    verträumt an meinen Arm.
    Ein flüchtiger Gedanke,
    der aus dem Vagen kam,
    lädt ein, hineinzutauchen.
    Als wär's auf einmal still,
    da wir die Stille brauchen,
    hör ich dich leise hauchen:
    "ich weiß nicht, was ich will."

    Der Takt droht zu verklingen,
    nur bis wir uns im Kuss,
    so zart, wie im Durchdringen
    das Mühlrad mit dem Fluss
    ganz ineinanderschlingen,
    so wie wir Stück um Stück
    um jede Regung werben -
    und keiner weicht zurück -
    da stoß ich aus vor Glück:
    "ich möcht am liebsten sterben!"

    Ich wisch die Tränen ab,
    die sich just von mir trennen,
    um deine Brust hinab
    zu rinnen - im Erkennen:
    der Ausblick wär mein Grab.
    Drum hab ich gute Gründe,
    dass ich mein Kodizill
    an deinem Schoß verkünde,
    denn wenn das Mühlrad stünde,
    "da wär's auf einmal still."

     

     

    (Aus dem Fundus)


  12. Hugin und Munin
    Hugin und Munin

    Hugin

    So viel Gutes tust du mir

    du bist schlau und oft verwegen

    oftmals hab ich Angst vor dir

    und fürchte leis, du könntest reden

     

    nicht immer darfst du bei mir fliegen

    dann lasse ich die Türe zu

    dass die Vernunft kann doch noch siegen

    und ich mal schlauer bin, als du

     

    doch manchmal kannst du auch entwischen

    und das Gedachte ist gesagt

    müsst ich meinen Gram auftischen

    wär ich am Ende hochbetagt

     

    und wenn man hofft, dass man vergisst

    dann kommt im hohen Bogen

    egal, wie alt und grau man ist

    dein Bruder angeflogen

     

     

    Munin

    Wenn du kommst zu mir geflogen

    weiß ich, es ist nichts gelogen

    du bringst mir Trauer und auch Glück

    wie's dir beliebt, ins Herz zurück

     

    wenn schwarze Schwingen Träume tragen

    aus fast vergessnen, alten Tagen

    lässt du mich weinen, oder lachen

    doch keinen Fehler nochmal machen

     

    solang du Odin noch erzählst

    wie du mich lachen lässt und quälst 

    hoff ich, dass du kommst nicht um

    ....Rabe der Erinnerung

     

     

     

     

     

    Anmerkung :

    Ein Beiname Odins ist Rabengott.

    Er hat zwei Raben, Hugin und Munin.

    Sie sind Brüder und jeden Morgen läßt er sie durch die Welt fliegen, damit sie ihm abends erzählen können, was sie alles gesehen und gehört haben.

    Hugin wird übersetzt mit "Gedanke" und Munin (hab ich auf dem Hals tätowiert) mit "Erinnerung".

    Odin sagt in der Edda :

    "Hugin und Munin müssen jeden Tag über die Erde fliegen.

    Ich fürchte, dass Hugin nicht nach Hause kehrt;

    Doch sorg ich mehr um Munin".

     

    Edda, Grimnismal (das Lied von Grimnir)

     

    Grimnir ist ein weiterer Beiname Odins und wird mit finsterer Zauberer übersetzt.

     

     

     

     

    Screenshot_20200406-011650_Ecosia.jpg


  13. in vino veritas
    in vino veritas

    stimmt es dass schmetterlinge sich zum ruhen kopfüber
    an zweige oder unter blätter hängen ich klammere mich
    als faultier nebendran vielleicht wachsen mir auch flügel

    ist es richtig dass in eisgereiften reben mehr süße steckt
    als in den augen der hübschen winzerin die barfuß mit
    hochgezogenem rock posierend trauben zu maische tritt

    die traurige wahrheit ist klopft erst mal der tod an die tür
    ist es zu spät um mit amors schwingen zu schlagen und
    die schöne bei kerzenlicht mit eiswein bezirzen zu wollen

     


  14. Mittsommernachtstraum
    Mittsommernachtstraum

    Mittsommernachtstraum

    Die Sonne herrscht in ihrer Tracht,

    in allen ihren Bahnen,

    sie wärmet uns auch in der Nacht,

    im Land von unsren Ahnen.

    Die Nacht ist Tag und Tag ist Pracht,

    wir sind im Glanz verbunden,

    das Feuer, das der Tag entfacht,

    so unvergesslich diese Stunden.

    Dorthin hat uns dein Licht gebracht –

    es ist uns nie geschwunden.


  15. Hybris
    Hybris

    Der Geist zerbricht im Angesicht der Hybris die durch Lügen spricht,
    Doch heißt es nicht, du seist ein Licht, das gewiss aus dem Trüben bricht?

     

    Statt Licht erscheint der Seelenzwist, und bricht, zerrissen wie er ist,
    Er spricht und ein schwer quälendes Gewicht verbissen ihn zerfrisst.

     

    Wahrhaft groß wird seine Hybris, klar ist bloß, er irrt sich gewiss,
    War machtlos in der Finsternis, fand Anstoß, spürt Kraft, die nicht ist.

     

    Die Hybris, sie lügt beim Sprechen, sie zerfrisst vergnügt, will stechen.
    Ganz gewiss zerpflügt sie Schwächen, sie ermisst und schlägt, will brechen.


  16. Fundsache
    Fundsache

     

     

     

    In die Weite des Stadtwaldes späht sie.
    Das Licht des Zungenkusses in der Brust.
    Dass der Wald verstirbt, versteht sie.
    Doch nicht, warum er sterben muss.

    Es ist doch noch Licht auf den Bäumen;
    Licht in den Küssen unter den Zweigen.

    Liebende, die von der Zukunft träumen;
    sich einander versprechend in

    Gedichten und Reigen

    Und doch senken die Kronen das Haupt,
    als sei die Zeit des Abschiedes reif.
    Fällt schon im Sommer Blatt und Laub.
    Folgt auf ein Lachen schon ein

    Schweigen.

     

    Und während man

    so um die Stämme streift,
    schweigt selbst das Wurzelwerk in seine

    Enden.

    Dort, wo die Sommerstädter

    ihren Wunsch ans Licht verschwenden,
    wächst aber schon ein neuer Wunsch ins Herz;
    wächst wie ein  Schatten auf den Rinden;
    wächst aber von dem Stadttag

    stadtnachtwärts;

    als könne er keine Erfüllung

    finden


    Darin du liegst, zu selbstvergessen und zu wach.
    Halb im Dösen, halb im Träumen.
    Gesunken, für den Schlaf zu schwach,

    erspäht ein Licht dich

    zwischen absterbenden

    Bäumen, das ganz aus ihrem
    Zungenkusse
    kam


     


  17. Entbitterung - Gummibaum
    Entbitterung

    Um nicht gänzlich zu verbittern,
    muss ich unter Menschen gehen,
    ihren Blick den Seelenknittern
    schenken und mich auswärts drehen.

    Ruhig ihren Worten lauschen
    und sie nicht sogleich verlachen,
    eigne spenden, Wärme tauschen
    und mich weich und fühlbar machen.

    Endlich auch das Kind entdecken,
    das ich einst so früh begraben,
    um es in mir aufzuwecken
    und mit ihm die reichsten Gaben…
     


  18. Eine Nacht im Zoo - WF Heiko Thiele
    Eine Nacht im Zoo

     

    Es war einmal in einem Zoo.

    Ob hier? Ob da? Ob anderswo?

    Da schauten sich, wie es so Brauch,

    die Menschen und die Tiere auch

    einander tief in ihre Augen;

    ein Stückchen Spaß herauszusaugen.

     

    Zuweilen warf mit seiner Hand

    der Zoobesucher, wie galant,

    dem Tier ein wenig Nahrung zu.

    Dies ward gesammelt auf im Nu

    und weggefuttert ganz zur Freude

    der drauf erpichten Menschenmeute.

     

    Doch kommt es auch zuweilen vor,

    daß sich ein Kind verhält wie ‘n Tor.

    Ein Bub, wir nennen ihn mal Rainer,

    hielt schlauer sich als sonst wohl keiner.

    Statt Futter ‘n Schlüssel er genommen

    Und rief hiernach noch: „Wohl bekommen‘!“

     

    Doch Limbo, der Schimpanse war,

    der dachte sich: „Na, wunderbar.

    Vielleicht kann ich ihn nutzen sehr?

    Drum gebe ich ihn niemals her.

    Ich tu ihn hier im Sand vergraben,

    daß ihn nicht finden selbst die Raben.“

     

    Als schließlich dann der Abend kam

    und jeder Gast drum Abschied nahm,

    von des Besuches Hochgenuß,

    da machten auch die Pfleger Schluß.

    Es wurde alles abgeschlossen

    und Feierabend selbst genossen.

     

    Nur Wärter Franz war hier zuhaus.

    Er machte noch die Lichter aus.

    Zog sich zurück in seine Hütte

    und legte sich in Bettes Mitte.

    Sein Schlüsselbund tat er verwahren

    auf seinem Tisch, wie schon seit Jahren.

     

    So konnte er beruhigt sein,

    denn all die Tiere schliefen fein.

    Paarhufer auf ‘nem Fuder Stroh.

    Woanders andre ebenso.

    Nur aus dem Eulenhaus erschallten

    die Rufe jener Nachtgestalten.

     

    Jedoch noch einer, der war wach

    und dachte über manches nach.

    Er grub besagten Schlüssel aus.

    „Komm aus dem Käfig ich nun raus?

    Kann in die Freiheit ich gelangen?

    Oder hat man mich schnell gefangen?

     

    Woher bekomm ich dann mein Brot?

    Vielleicht schießt man mich gar noch tot?

    Es ist wohl besser, ich bleib hier.

    Trotzdem versuch ich’s mit der Tür.“

    Und er probierte unverdrossen,

    bis er das Schloß hat aufgeschlossen.

     

    Dann eilte Limbo unverzagt

    zum Wärterhäuschen eh es tagt.

    Das Fenster stand zum Glücke auf.

    Nun nahm das Schicksal seinen Lauf.

    So sah er, wo die Schlüssel lagen

    und nahm sie, ohne lang zu fragen.

     

    Denn jenes war sein neuer Plan,

    zu spielen, wie’s manch Kind getan.

    Indes, alleine machts kein Spaß.

    Drum zog er an der langen Nas‘

    des manchmal trägen Elefanten

    weil sie bereits sich lange kannten.

     

    „Komm! Wach schon auf, du graues Tier.

    Ich hab die Schlüssel hier dafür.

    Laß feiern uns ein lustig Spiel.

    Um Spaß zu haben brauchts nicht viel.“

    Das große Tier besah den Affen.

    „Meinst du, das können wir auch schaffen?“

     

    „Wenn du mir hilfst, bevor es Tag,

    daß es wie’s jetzt ist, keine Frag.“

    So machten beide sich auf Tour.

    Bei manchem freilich war’n sie stur.

    Der Tiger, der sie gern zerrissen,

    hat eingesperrt drum bleiben müssen.

     

    Der Löwe indes heilig schwor,

    kein Tier sein Leben heut verlor.

    Und auch der braune Zirkusbär

    beschwor den heut’gen Frieden sehr.

    So trauten sich nach den Gazellen

    auch andere aus ihren Ställen.

     

    Wohl wegen Vollmonds hellem Licht

    bedurfte es der Technik nicht.

    Ein jedes Tier spielt, wie’s verstand.

    Vierbeiner auf der Hinterhand.

    Ein Grunzen, Krähen und Miauen

    und Räder schlugen manchen Pfauen.

     

    Was war das für ein schönes Fest!

    Die Vögel sangen im Geäst.

    Man tanzte fröhlich um im Kreis.

    Manch einem wurde sogar heiß.

    Dann gings hinein in Teiches Fluten.

    Bei Tagesanbruch hieß sich sputen.

     

    Ein jedes in der Tiere Chor

    ging hin zurück, wo es zuvor.

    Doch als nun Limbo prüfend sah,

    da war das Stachelschwein nicht da.

    Er fand es auf dem Spielplatz wieder,

    wie es grad streckte seine Glieder.

     

    „Nun aber schnell in deine Bucht.

    Bevor der Wärter dich noch sucht.“

    „Ich bleibe hier!“ sprach da das Schwein.

    „Du bringst mich nicht mehr dort hinein!“

    „O weh! Es ist doch nicht zu fassen.“

    Doch Limbo mußt es draußen lassen.

     

    Als dann der Wärter das Schwein fand,

    da dachte er: „Ist allerhand.

    Wie kam es aus der Bucht nur fort?

    Nicht abgeschlossen ist der Ort.

    Ich muß in Zukunft mehr aufpassen.

    Kein Tier darf seinen Platz verlassen!“

     

    So war es dann auch seit der Zeit.

    Schimpanse Limbo fand zum Leid

    das Schlüsselbund in keiner Nacht,

    weil es der Wärter stets bewacht.

    Aus war’s mit nächtlichem Besuchen.

    Es blieb, dem Stachelschwein zu fluchen.

     

     

    ( Frei nach einer Geschichte von Julius Lerche )

     

     


  19. Cornelius - Berauschende Klänge
    Berauschende Klänge

    Ein Mensch hört gern Musik allein,

    doch stets muss diese klassisch sein,

    zumindest hundert Jahre alt,

    sonst lässt ihn das Gedudel kalt.

     

    Im Radio tönt, nur leicht verzerrt,

    ein feuriges Klavierkonzert,

    das zweite von Rachmaninoff -

    das ist zum Träumen guter Stoff.

     

    Es klingt, als spielt' der Virtuose

    am Meeresstrand im Sturmgetose.

    Die Partitur bereichert sehr

    die Illusion von Wind und Meer.

     

    Am Ende rauscht der Schlussapplaus,

    erfüllt des Lauschers stilles Haus.

    Das war Genuss von A bis Z.

    Nun legt er sich berauscht ins Bett.

     

    Er träumt, es stehe ein Klavier

    in Wladiwostok nachts am Pier.

    Am Flügel sitzt Rachmaninoff

    im Frack aus schwarzem Seidenstoff.

     

    So kommts, das manch ein Komponist

    der Schneider unsrer Träume ist.

    Doch niemand schneidert solchen Stoff

    zum Träumen wie Rachmaninoff.


  20. Managarm - Walhalla
    Walhalla

    der Nachteil ist an Odins Halle

    dort versammeln sie sich alle

    all die die ich nicht leiden konnte

    mich einst in ihrem Tode sonnte

     

    so viele schlug ich kurz und klein

    und stiess es bis zum Schaft hinein

    mein treues Schwert von allen Klingen

    wusst es das schönste Lied zu singen

     

    doch kamen reitende Walküren

    um so manchen fortzuführen 

    und diese werd ich wiedersehen

    erneut im Kampf den Manne stehen

     

    um mich abends zu besaufen

    mit diesen elenden Scheisshaufen

    es sei denn Odin will mich nicht

    und ich klopf an im Fackellicht

     

     

     

    welch leuchtet mir so knisternd warm

    am Tor von Helheim ...neben Garm

     

     

     

     

     

    Anmerkung :

    Während jeder Schlacht wählt erst die Liebes - und Kriegsgöttin Freya Krieger für sich aus, danach erst Odin.

    Sie werden von reitenden Walküren in Odins Halle Walhalla gebracht.

    Dort werden sie tagsüber kämpfen und abends miteinander zechen, bis zum grossen Endkampf gegen die Riesen.

    Helheim ist das Totenreich der Göttin Hel, wo alle hinkommen, die einen natürlichen Tod gestorben sind (und natürlich die "nichterwählten" Krieger).

    Garm ist der Hund der Totengöttin Hel.

    Er bewacht den Eingang zu ihrem Reich und passt auf, dass niemand mehr zurückkehrt.

     

     

     

     

     

     

     


  21. Seeadler - Mutter
    Mutter

    Du sollst nicht traurig sterben, Mutter
    nach deinem langen Leben
    Es hat, Gott weiß, nur selten Glück
    für dich darin gegeben

     

    Als du mir sangst 'Die wilden Schwäne'
    am Kinderbett, da fühlt ich sie
    in deiner Seele reichlich Tränen

    Geweint jedoch, hast du sie nie

     

    Heut bleibt uns nicht mehr lange Zeit
    für all die Tränen reicht es nicht
    Dein Leid ist auch das unsre Leid
    Wir weinen sie für dich

     

    Ein Teil der Tragik lebt in mir
    und unsren nächsten Erben
    Du sollst nicht traurig sterben, Mutter,
    sonst sterben wir mit dir.

     

    gew.


  22. Maya - Dio
    Maya

    Zuletzt löst Dir den Schleier dieser Eine 

    und löscht behutsam Dein Gesicht 

    summt seltsam Sinn, wie wenn er dabei reimte

    auf eine Melodie aus Licht 

     

    flüstert Dich hin als diese schrecklich weite

    Form aus Taten, Lust und Pein  

    und liest das letzte Wort der letzten Seite 

    nur noch für Dich,

    Dich

    ganz

    all

    ei

    n

    .

     


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