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frühlingsbangen
frühlingsbangenfrühlingsbangen
genetzt aus duft und tränen
trägt sich der liebe weh
ich will mich älter wähnen
so ich das leid verstehverzückt find ich mich wieder
als muse deiner lieder
der tau auf deinen wangen
erweckt ein leises bangen
verloren streicht die hand
durch frühlingshaften tand
den hauch von samt und nässe
auf deiner wangen blässeein leichtes ist dein leben
ein jugendliches geben
erfrischend deine sorgen
und unbedarft das morgenin stille eingebettet
starr an die zeit gekettet
vermisse ich den wind
wenn tränen töricht sind
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Samtweich
SamtweichAuf einmal schneit es
rumpelt den Schornstein hinunter
bis tief in die Seele
löst die Schamröte von den Wangen
für einen Augenblick
ist es Weihnachten, die Nase klebt am Fenster.
Ich liebte den Schnee
nicht das Blut an den Zähnen
unter der Zunge, in der Enge der Brust.
Deine Antworten sind immer gleich
heißt es von dir
die mit den gebrochenen Flügeln.
Ich halte auch die andere Wange hin
die mit dem verschleierten Auge.
Weißt du nicht, dass ich immer zu Weihnachten kam
ich war der Weihnachtsmann
mit dem Splitter in der Haut: nur ein Blindgänger
aus deiner trotzigen Zeit.
Der Schnee ist liegengeblieben – er brennt wie Salz
in der Wunde.
Mein scheues Sehnen verweilt bei dir –
und es schneit, schneit so schön in deinem Garten.
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graue Mauern
graue Mauerngraue Mauern
Als das Lächeln erwachte,
die Stimme kräftig schrie,
die zarten Knospen
trieben,
brach man ihm die Hörner...
verwundet, wehrlos, ausgebeutet
trottet es durch's Leben;
dumpf prallen seine beiden
Stümpfe gegen graue Mauern.
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Instant Karma
Instant KarmaKennst du
dieses Prickeln derPatina
verbrennenden Holzes im
Kamin,
wenn
der Staub,
die Körner,
von Jahrzehntender Lagerung,
in einer Scheune,
einem Schober,
einem Unterstand
sich
in Myriaden Irrlichtfunken verwandeln,das Feuer
knisternd jedes
Körnchen
aufbrichtins Licht
Jede Berührung der Flamme
die letzte Berührung ist vor demNichts
So, wie diese Wärme
die das Feueraufbricht,
denke ich mir
die göttliche Leere die
dem Todentsteigt
Es dauert keine Sekunde
und die Welt hat siewieder
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◡ — ◡ — ◡ — (◡)
◡ — ◡ — ◡ — (◡)Es hieß, ein Schmetterling
fand irgendwie dereinst,
ins Souterrain gespült,
sich vor dem Großen Rat
der Kellerasseln und
bekam zu hören, dass
es sowas wie die Sonne,
die überflüssig wär,
nicht gibt, noch jemals gab,
worauf er staunend sah,
dass er ins Freie
kam.
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Städterszenen
StädterszenenEinbahnstraßen sind
Erfindungen der Stadt
Ein Mann, der keinen Brunnen hat,
folgt, wohin das Wasser rinnt
Laternen lauern in der Stadt
Riesige Tiefseetiere
im Dunkel einer Kunstlichtsphäre
auf den, der keinen Namen hat
Irrlichter in der Städternacht,
tief in die blanken Augen eingestrahlt
Ständige Helligkeit bezahlt
von einer dunklen Macht,
die Einbahnstraßen kennt und
Parkverbote;
rote Ampeln, Verkehrstote
Die Kälte, die wie Feuerbrennt
Ampeln sind
Erfindungen der Stadt
Ein Mann, der keine Sterne hat,
folgt wohin das Kunstlichtblinkt
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Aus einem Kindermund
Aus einem KindermundAus einem Kindermund gesprochen,
fallen alle Worte weichen Erdbeerflocken gleich
Schmelzend, sanft, unendlich reichan frecher Fruchtigkeit
Und jede Angst wird abgebrochen
Ein Rosenkleidganz ohne
Dornen
Aus einem Kindermund gelesen,
ist gar das Schärfste nur noch süß gewesen
Hat alle Strenge aufgegeben
In einem Lachen ohneGrund
Aus einem Kindermund
besungen, hat auch der Krieg
bloß wie ein Trauerspiel geklungen
Ist düster zwar, doch nirgends
blutrot, nirgends wund,brandhaft entzündet, ausgefressen;
ist selbst die Liebeunbesessen
Aus einem Kindermund
klingt mir der Tod nicht mehr wie
an die Ewigkeit vergessen
Nur wie ein unwichtiger Grund
die, die man liebt,ganz liebevoll
zu
küssen
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Heimat
HeimatHeimat
Wenn ich doch nur wüsste
wo mein Traum blieb.
Ich streckte die Hände
danach aus,
sie griffen immer wieder
ins Leere.
Suchte Heimat
wo keine war.
Zur Abendstunde des Herbst
sinke ich in tiefere Farben.
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Nachts
NachtsZur Nacht, als alle Welt noch schlief
Kams, dass wir uns begegnet sind
Als ob mein Herz das deine rief
Und deines wollte, dass ichs find.Fast wars, als hätt es uns gezogen,
Am Ufer jenes See's zu sein.
Zwei Herzen, die der Welt entflogen
Wir trafen uns im Mondenschein.So saßen wir in schönster Stille,
Fast wortlos unterm Sternenmeer,
Dort lauschten wir manch einer Grille,
Genossen diese Stunden sehr.Gemeinsam sah'n wir in die Ferne,
Des Weltalls, unergründlich weit,
Und unterm sanften Licht der Sterne,
Verschwand bald unsre Einsamkeit.Wir, die wir schon so lange suchten,
Nach einem uns verwandten Geist,
Die langsam gar die Welt verfluchten,
Zurückgelassen und verwaist.Wir fanden uns in tiefster Nacht,
Und was heut fast wie Schicksal scheint,
Hat Feuer tief in uns entfacht,
Hat uns, die Suchenden, vereint.
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Weißer Blütenbaum
Weißer BlütenbaumWeißer Blütenbaum
am Hochhaus der Deutschen Bank
erwacht der Wind
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An einen Songwriter
An einen SongwriterJenseits von Stil, von Geschmack und Urteil, erfreute die Syntax
Eigentlich auch im Gedicht großer Beliebtheit sich einst.
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Morgens
MorgensDas Brodeln
im Kamin
entfacht
ein Feuer
in mir
Ich spüre
schmerzlich
mein Verlangen
Jedes Knacken
ein Kuss
jedes Knistern
ein Wort
leis ins Ohr
gehaucht
Lege
meine Arme
um dich
sie greifen
ins Leere
Aufsteigender
Rauch zart wie
ein Streicheln
meiner Haut
Im Anblick
der Flammen
brennt meine
Seele
Tränen rinnen
versengen meine
heißen Wangen
ich vermisse
dich
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auferstehung
auferstehungauferstehung
zur birke geworden stehe ich weißrindig da und warte
dass meine gedankenzweige neue blätter treiben ungewiss
die zukunft von der wohl nur mond und sterne bleiben
noch einmal straffe ich meine haut setze entschlossen
ein lächeln auf und stürze mich in des daseins wilde wogen
am strand stehst du im bunt flatternden frühlingskleid
lass uns die dünen erklimmen denn die osterglocken
der kirche am fjord schicken ihre hoffnungsklänge über
holmsland klit in einer zeit die dem tode scheint geweiht
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tierisch vergnügt
tierisch vergnügtEs blubbert die Katze
rotzfrech maunzt der Fisch,
ein Wurm streckt die Tatze
und hüpft um den Tisch.
Es gackert die Schlange,
es zischelt das Huhn,
der Ochs auf der Stange,
hat nicht viel zu tun.Es zirpen die Löwen,
es gähnen die Grillen,
da bellen die Möwen:
„Wir sollten mehr chillen!“
Es zottelt das Stinktier,
es müffelt der Bär,
dann schuftet das Faultier,
oh welch eine Mär.
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Hinkjamben
HinkjambenErdacht, je nun, als Verse noch ein Witz waren,
Die hingeschludert heute schon gedruckt wären,
Besprochen und gefeiert – wenn auch unnötig
Auf diesem bald und bald auf jenem Fuß
hinkend.
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Die andere
Die andereTäubchen, schnell gib deine Feder
gib sie mir ich fleh dich an,
dass ich zu ihm fliegen kann
schneller als der Wind.Lange wird er nicht mehr warten
lange nicht, ich fühle es
Dann gibt es ein großes Fest
mit der anderen.Schau, die Uhr schlägt Mitternacht,
schau doch und beeile dich
Wird es Tag, so werde ich
schon vergessen sein"Wozu soll ich Federn lassen
sag wozu, er liebt dich nicht,
weil er nicht die Wahrheit spricht.
Heute nicht und nimmer mehr."
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Heim der Liebe
Heim der LiebeRegen prasselt leise
auf das DachfensterRegentropfen
auf deiner Zungenspitze
vor deinen Händendeinen schwarzgelockten Worten
Dein Blick: nach innen gerichtet
die Stille: Wand
die Stille: auf deinem Mundden Bogen entlang
auf der Decke
Du bewegst dich in deinem
Tempo
bist in Wasser getaucht
schwimmst in diesem
elektrischen Gefühlgelbweissgold
Nichts fühlt sich falsch an
nichts richtig –
in permanenter Weltbist du hier
Du spürst die feine Liebe
wie sie langsam hochsteigt
nicht aufhörtrot auf den Wangen
dich benetzt
bis du schön bist
Du hältst die Wolken
wiegst ihre Lastauf deiner Hand
ihren RegenRegen...
Foto: privat
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Kindheits Blues (Poetry Slam)
Kindheits Blues (Poetry Slam)Wenn deine Seele wieder strauchelt,
weil du dich nicht geborgen fühlst,
sie dir dein Innerstes zerberstet
und du stets grübelst, wer dich liebt
und ob man dich zu schätzen weiß,
auf dieser Erde, irgendwo,
durch einen tiefen Riss im Herzen,
in dem ein Kummer haltlos bebt,
der schreit, wenn du dich nächtens windest
und ängstlich deinen Frieden sehnst,
dann wird es Zeit, dich neu zu finden,
weil du ihn nicht verwinden kannst.
Dir fehlt die Nähe zu dem Kinde,
das einsam war und voller Leid,
geh ihm ein kleines Stück entgegen,
allein ist es nur doppelt schwer.
Selbst wenn du alle Zweifel ausmerzt
und dir dein Zauberschloss erträumst,
nebst einem Himmel heller Wolken
und Menschen, die dir zugetan,
Gespinste deiner Selbst begnadigst
und randvoll bist mit Liebesglück,
er wird dich immerzu verfolgen
und du wirst nackt sein, glaube mir,
denn ich weiß längst, wovon ich spreche,
die finstren Schatten weichen nie,
doch kannst du lernen, sie zu zähmen
und eins sein, friedvoll mit dir selbst.
So näherst du dich jenem Kinde,
das schutzlos war zu seiner Zeit,
streck ihm die Hand einmal entgegen,
gemeinsam ist es doppelt leicht.
Da man es schalt mit harschen Worten,
die es noch nicht einmal verstand,
„du Missgeburt!“, um eins zu nennen,
was ihm sein letztes Hoffen nahm,
ein Kind zu sein, frei jeder Wertung,
das Wesen Mensch, das wichtig ist,
wo Arme schützen statt zu schlagen,
weil jenes sonst daran zerbricht
und du stehst da und ringst um Atem,
Verzweiflung steht dir im Gesicht,
Verletzlichkeit kennt keine Grenzen,
sie weiß nicht, was sie mit dir macht.
Wie oft siehst du das Kind noch weinen,
weil du ihm schmerzlich nahe stehst,
gib ihm ein Stück von deinem Leben
und lach mit ihm, denn das befreit.
Hab keine Angst vor großen Dingen
und scheu dich nicht den Weg zu gehn,
der dir zu steinig schien und brüchig
und selbst wenn du am Abgrund stehst,
greif nach der Welt, dem Universum
und schau ihm lächelnd ins Gesicht,
verlier nie deine Lebensziele,
bewahre was dir wichtig ist,
bequeme dich zu hinterfragen,
um alte Floskeln abzutun,
die dir dein Kindsein nur verwehrten,
um die zu sein, die du heut bist:
Selbst Mutter zweier wahrer Wunder
und halte immer daran fest,
denn dieses kann dir keiner nehmen
und das alleine ist, was zählt!
©Letreo71
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Beim Schachtelwirt
Beim SchachtelwirtGeborgen aus gepflügter Scholle,
erschwungen für geringes Geld,
so liegt vor mir die Wunderknolle,
die Gabe aus der Neuen Welt,
zu Stäbchen liebevoll zerkleinert,
in siedend heißes Öl getaucht,
mit Paradeiserfarce verfeinert
und viel zu zügig aufgebraucht.
Das Neonlicht wird langsam fahler.
Den letzten Appetit besiegt
ein fein gewürzter Rindfleischtaler,
in weißen Brötchenteig geschmiegt.
Zur Neige geht das letzte Achtel
des Mahls. Vom Faden beißt die Maus
nichts ab. Ich schließ die leere Schachtel
und trete in die Nacht hinaus.