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Befreit

 

Der Tag geht zeitig schon zur Neige

Der düst're Wald zeugt Einsamkeit

Doch durch die weiß bereiften Zweige

Da schimmert fahle Helligkeit.

 

Der Wandrer lenkt den Schritt zum Licht

Erhofft Erlösung dort vom Schmerz

Es öffnen Kiefern ihm die Sicht

Auf einen See und himmelwärts.

 

Erschöpft sinkt er zu Boden nieder

Und spürt die Eiseskälte nicht

Sein Blick kann schweifen, immer wieder

Ein Lächeln glättet sein Gesicht.

 

Vor ihm der zugefror'ne See

Von weißen Bäumen eingesäumt

Das Blau des Dunstes, Eis und Schnee

Ist 's Wirklichkeit, ist 's nur geträumt?

 

Dass sich auch hier nun senkt die Nacht

Das alles sieht der Mann nicht mehr

Der Sterne Funkeln, Himmelspracht

Danach der weißen Flocken Heer.

 

Am nächsten Morgen glitzernd blendet

Das frische Weiß, alles verschneit

Ein Leichentuch, wo sich gewendet

Das Leben in den Tod – befreit.

Platzierung

1.

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20

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Kommentare

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21 Kommentare


Guten Abend maerC,

 

und herzlichen Glückwunsch zu deinem Gedicht, das verdientermaßen als Sieger aus diesem Wettbewerb (gegen starke Konkurrenz) hervorgegangen ist.

Du hast einfach den Bogen raus ...

 

Es war auch mein Favorit ... Auf den Inhalt kann ich auf die Schnelle nicht näher eingehen. Ich empfinde es als tröstlich - am Ende bleibt die Empfindung von Wärme zurück, nicht von Kälte.

 

Gruß 

Cornelius 

  • Danke 1

Hallo maer, es ist dir ein wirklich stimmungsvolles Gedicht mit starken Bildern gelungen Den Tod nicht als Schrecken, sondern als befreienden Zustand, der eine Loslösung vom Leid ermöglicht zu beschreiben, löst bei mir gemischte Gefühle aus. Wohl eine poetische Überhöhung des Endgültigen, derer ich mich auch bedient habe. Doch ein Befremden darüber bleibt in mir.

Das soll der Qualität deines Gedichts aber kein Schaden sein. Gut gelungen!

  • Danke 1

Ich gratuliere herzlich zum wohlverdienten 1. Platz, @maerC !

 

Sehr schön geschrieben!!! Bilder, Sprachmelodie, Wortwahl und Rhythmus fügen sich sehr stimmig zu einem berührenden "Wintergemälde" (man könnte es auch eine "Vanitas" nennen, wenn wir schon beim bildlichen Vergleich sind). Eine rundum runde Sache und wunderbar erzählte Geschichte. 

 

Begeisterte, liebe Grüße,

fee

  • Danke 1

Herzlichen Dank, liebe Mit-Poet(inn)en

 

@Alexander, @Patrick, @Ponorist und @asphaltfee,

 

für eure lobende Kommentierung.

 

An Patrick: Das Besondere und Beunruhigende am Tod ist ja, dass den Lebenden niemand davon berichten kann. Insofern sind wir auf Vermutungen angewiesen und neigen oft dazu, das Sterben im eigenen Sinne zu interpretieren ("... sanft entschlafen", "... Erlösung", "... nach einem erfüllten Leben" usw.).

 

An asphaltfee: Das Leichentuch als Sinnbild der Vergänglichkeit?

 

Beste Grüße

maerC

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