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  1. Chaos war, nur Urflut rauschte bis ein Donnerwort befahl: Fiat Lux - es werde Licht! Und so ward der helle Tag erschaffen; und die Finsternis nannte Gott die dunkle Nacht. Keiner weiß es, doch wir glaubens, was dergleichen noch geschah: Himmel schuf er, Land und Meer, ließ Gewächse sprießen, Bäume wachsen, Sterne leuchten und schuf in bester Schöpferlust auf der Erde und im Wasser Lebewesen aller Art, ganz zuletzt ein Menschenpaar. Adam hieß der Erdenkloß, ihm zur Seite Lilith, schön und wahrlich Gottes Ebenbild. „Schau, mein Weib, die Welt ist schön, nur für uns ist sie entstanden. Lass uns laut dem Schöpfer danken!“ Lilith schüttelt ihren Kopf: „Mann, da fehlt noch dies und das!“ Verwundert fragte Adam: „Was?“ „Hell ist der Himmel am Tage und nachts ist es dunkel; nur Sterne schmücken den Himmel, das Wasser ist nass und die Erde ist trocken, Pflanzen bedecken das Land und im Meere bewegen sich Fische, allüberall ist Bewegung und gerne betrachte ich dich und das andre Getier! Alles das will ich mit Farben beleben; an Farben,mein Lieber, da fehlts im Revier!“ Und Lilith, die niemals Gezähmte, begann bei sich selbst und bestäubte mit Purpur die wallende Mähne und färbte die Löckchen des Dreiecks, das südlich des Nabels die Pforte zum Garten der Lüste bewachte; mit Tupfern des Goldes verzierte sie prächtig die Haare des Hauptes, vergaß dabei nicht, auch das krause Gelöck des mons pubis zu schmücken. Sie sah sich im Spiegel des stillen Gewässers und lobte sich selbst für ihr Werk. So zahlreich die Äpfel und andere Früchte auch wuchsen, verborgen im Laub erfreuten sie selten die Augen und schwer war die Suche nach Nahrung. Vom Dufte der Blüten geleitet, versuchte das rastlose Weib, das Gewächs mit den saftigsten Früchten zu finden. Und Lilith ward fündig: Ihr Zünglein verschwand in den schwellenden, kugligen Früchten, die Lippen spendierten ein wenig vom Purpur des Mundes und färbten Taronjas mit rotgoldnen Tönen und Lilith verlieh den Taronjas den Namen Orange. Zitronen zu färben versuchte sie nun und mit Eifer bemalt sie die Schalen mit leuchtendem Gelb, mit den Resten der Farbe Canarien. Damit man das bunte Gefieder auch sehe, ersann sie ein strahlendes Grün; und weils ihr gefiel, der begnadeten Lilith, bekamen Smaragde und Blätter, die Wiesen, zuletzt auch die Augen des Weibes die Farbe der Hoffnung und siehe: Die Erde erstrahlte in Farben, die Lilith gewählt. Die Veilchen, der Himmel, das Wasser der Meere - von Adams Gefährtin geküsst und mit Bläue veredelt, ergänzten das prächtige Bild und selbst Gott bewunderte staunend die Werke der Frau an der Seite des lehmigen Mannes. Aus Indien borgte sich Lilith den tiefblauen Samt für den Himmel am Abend, für zärtliche Stunden mit später geborenen Frauen das Lila für heimliche Freuden. Behauche, du Schöne, mit Farben die Seelen der Menschen, sie danken es dir ganz gewiss.
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