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  1. Teddybär

    Noch wärmt uns die Liebe

    Noch wärmt uns die Liebe Wir wärmen uns am Lagerfeuer der Lust, während der Tod uns über die Schulter schaut und mit Spaten und Spitzhacke das Grab uns schaufelt. Im Deckmantel der Nacht funkeln die Sterne der Liebe in unseren leeren Augen. Das Herz blutet unter den Blicken der Angst, wir könnten vom Ast der Leidenschaft fallen wie vertrocknete Blätter, dem Sturm des Lebens halten wir nicht stand. Wir ketten den Traum der ewigen Liebe an die Worte “Ich liebe Dich”. Der Mond scheint unseren Pakt der Treue zu besiegeln. Die Seele schweigt geduldig im Wellengang der Gefühle. Sie orientiert sich am Glauben an das ewige Leben und blickt weit hinter den Horizont. 🐻 Teddybär, 2025-02-28
  2. Teddybär

    Weib und Kind begraben

    Weib und Kind begraben In den feuchten Augen des Betrachters spiegelt sich das Unfassbare. Weib und Kind begraben in nackter Erde harter Krume. Mit Schaufel und Spaten verscharrt, dem Leben entzogen auf Nimmerwiedersehen. Der erdige Hügel birgt nun sein Ein und Alles, die gemeinsamen Träume ruhen ewig im Schatten eines knorrigen Baumes, hinter dem Haus. Eine sanfte Brise säuselt ihr Klagelied in der Abenddämmerung. Morgen ist nichts mehr wie es einmal war. Die kleine Farm wird er wohl verkaufen und seine Schritte nach Oregon lenken, um nochmals neu anzufangen. Hier ist ein Vergessen gänzlich unmöglich. © Herbert Kaiser
  3. Teddybär

    Seemannsgarn

    Seemannsgarn Er ging mit seinen Gefühlen über Bord, hatte sich lange an den Mast der Sehnsucht geklammert und lauthals lamentiert. Der Schrei nach Liebe fand kein Echo. Dabei wollte er Segel setzen und in den Hafen der Ehe einlaufen. So blieb er der raubeinige einsame Wolf auf offener See, den kein Mond und kein Stern zu trösten vermochte. Der Sturm des Herzens tobte mit den Wellen der Weltmeere um die Wette und eines Tages brachte ihn eine Monsterwelle ins stille salzige Reich der Meerjungfrauen. Man erzählt sich, er habe sich in einen Wal verwandelt und sein Gesang ziehe sich durch alle Meere. © Herbert Kaiser
  4. Teddybär

    Der Schöpfergeist

    Der Schöpfergeist Bild von Pixabay
  5. Weh mir Weh mir, verwundet ist mein Herz, als hätte hundert Schlachten ich geschlagen. Durchbohrt von Schmerz, blicke ich himmelwärts und sehe Odins Wut in Blitz und Donner sich entladen. Und du, mächtiger Thor, schleuderst den Hammer tief in meine Seele. Bedrückend Sein, Zerrissenheit im Kampf der Welten, wo alle Schläge mir nur gelten im Zeitenlauf von Werden und Vergehen. Noch hält der Blick die blutend rote Sonne am Abendhimmel, noch nässt der Morgentau des Erdlings Zunge, eh sich die Dämmerung als Schatten auf die müden Knochen legt und der Erlöser Tod den Bruderkuss einfordert. © Herbert Kaiser
  6. Fremd bin ich mir geworden Fremd bin ich mir geworden. Ich geh nicht mehr aus und kleide mich notdürftig mit einer Jogginghose und T-Shirt. Dann lunger ich am Küchentisch, blase kleine Wölkchen in die Luft und trinke schwarzen Kaffee. Der anstrengende Alltag eines Rentners, der jedes Zeitgefühl verloren hat und vom Alter angezählt in den Seilen hängt. Jeder Widerstand gegen das Unvermeidliche ist gebrochen, von mir aus könnte ruhig der Himmel über mir einstürzen. Und er tut es auch, an deinem Todestag und an unserem Hochzeitstag. Da verlasse ich das Bett nicht mehr und verschanze mich im Rest von Selbstmitleid. © Herbert Kaiser
  7. Neues aus dem Tierreich Eine Steinlaus kann in Gefangenschaft bei guter Haltung und Pflege bis zu 73 Jahre alt werden. Besagte Steinlaus ernährt sich von Steinen jeglicher Art, wobei herkömmlicher Granit, wenn sie dessen habhaft werden kann, wie bereits vielfach beobachtet wurde, zu ihren Lieblingsspeisen zu gehören scheint. Ein geschlechtsreifes Männchen dieser Gattung ist in der Lage, an einem Vormittag das Dreihundertfache seines eigenen Körpergewichtes an durchschnittlichem Granitgestein zu vertilgen. In freier Wildbahn bekommt ein normaler Bürger gewöhnlich keine Steinlaus zu Gesicht, denn diese possierlichen Tiere sind äußerst scheu und nutzen jeden sich bietenden Winkel geschickt als Deckung, um sich den Blicken neugieriger Menschenkinder zu entziehen. So kann es vorkommen, dass wir Menschen ein Leben lang nicht die Bekanntschaft einer einzigen Steinlaus machen, obwohl wir manchmal sogar ganz in der Nähe ganzer Steinlauskolonien dahin leben. Manches Knarzen im Mauerwerk verrät aber oft die Anwesenheit der munteren Steinlaus, was aber bedeuten kann, dass es schon zu spät ist, das Gebäude retten zu können. Eine Notevakuierung mit anschließender Überlassung der Ruine an die Steinlaus ist dann oft der einzig noch mögliche Ausweg aus dem Dilemma. Bei all dem sollten wir Menschen aber bedenken, dass die Steinlaus vor uns schon den Planeten bewohnte in reicher Zahl und dass somit die Steinlaus ältere Rechte hat, als wir in diesen Lebensräumen zu existieren und ihr Dasein zu bewerkstelligen. Die Tragzeit der Steinläusin beträgt exakt 33 Tage und die durchschnittliche Wurfgröße umfasst in der Regel 2 bis 22 Steinläuslein, welche noch mit geschlossen Augen daher kommen. Das Muttertier verfügt über 24 prall gefüllte Zitzen, sodass ausreichend Zapfstellen für die niedlichen Neuankömmlinge zur Verfügung stehen. Schon nach etwa 10 bis 12 Tagen Säugezeit sehen sich die Steinlauseltern genötigt, die Mäuler ihrer überaus hungrigen Nachkommen zusätzlich zur Milch mit Steinmehl zu stopfen. Auch was das Wachstum betrifft, bricht die Steinlaus sämtliche aus dem Tierreich bekannte Rekorde. So verfünffachen die heranwachsenden Jungtiere ihre eigene Körpergröße binnen der ersten drei Tage, sodass es bald ziemlich eng in der Kinderstube der Steinläuse wird. Der Umstand, dass Steinläuse Nestflüchter sind, kommt hier rettend zur Hilfe. Oft müssen Elterntiere Futter zu auf mehreren Quadratmetern Freiland verstreuten Jungläusen herbeischaffen. Da das Zahnwachstum im Gegensatz zum Körperwachstum der Steinlaus eher schleppend vorangeht, obliegt es den tatkräftigen Steinlauseltern, über mehrere Monate mit ihren stark ausgeprägten Kiefermahlzähnen die Steinnahrung vorzumahlen, bevor sie sie den Jungtieren in ihre weit aufgerissenen Schlünde schieben können. Dieser extreme Stress, dem die stark in Anspruch genommenen Eltersteinläuse in dieser Zeit ausgesetzt sind, führt nicht selten dazu, dass deren Körpergewicht bis die Jungen endlich flügge werden auf gerademal 10 % ihres üblichen Gewichtes herabgesunken ist. Es wurden auch schon Steinlauseltern beobachtet die dieses Martyrium nicht überlebt haben. Gott sei Dank sind nach heutigen Expertenschätzungen die Bestände der Steinlaus wieder gesichert, nachdem es in den Nuller Jahren zunächst den Anschein hatte, die Steinlaus sei, wie viele andere Arten vom Aussterben bedroht. Aber durch unermüdlichen Einsatz der Wildhüter und Naturschützer und durch die Einrichtung von Reservaten, in denen die Steinlaus nicht bejagt werden darf, ist jetzt wieder ein Anstieg der Steinlauszahlen zu verzeichnen. Wir Menschen sollten uns darüber freuen und eine friedliche Koexistenz mit den an sich kaum gefährlichen Tieren anstreben. Es ist zum Beispiel kein einziger Fall bekannt geworden, in dem eine Steinlaus einen Menschen hinterrücks angefallen hätte.
  8. Hera Klit

    Das Ende des Paradieses

    Das Ende des Paradieses Die Wesen auf dieser Welt waren friedliebende Früchteesser, die in Verbänden lebend über unseren Erdball streiften, versunken in ein immerwährendes Glück und in eine tiefe Zufriedenheit mit sich und ihresgleichen und dem Planeten. Es gab keine Krankheiten, denn diese Wesen vermehrten sich nur langsam und in verträglichem Maße mit dem Ökosystem. Krankheiten waren somit als Regularium nicht nötig und die Schöpfung musste sie gar nicht erst erfinden. Nur Früchte aßen sie. Früchte, die von spendenden Pflanzen freiwillig gegeben wurden, mit dem Hintergedanken, die eigene Vermehrung voranzutreiben. Ein System, ausgewogen im Gleichgewicht. Ein Paradies auf Erden. Doch dann trat der erste Fleischfresser auf den Plan. Ein Schurke, dem das Früchteessen zu friedvoll und anstrengend zugleich war. Ein Halunke, der eine fatale Abkürzung suchte und somit Schrecken, Mord und Kannibalismus auf die Erde brachte. Eine Bestie des Teufels. Leider waren die Vegetarier zu friedfertig, denn sie schlossen sich nicht zusammen, um diese Ausgeburt der Hölle totzuschlagen, was womöglich die einzige wirksame Maßnahme zur Errettung des Paradieses gewesen wäre. Nein, sie ließen diesen Höllenhund sein grausames Handwerk weiter treiben und gaben so aus Schwäche dem bis heute andauernden Verfall der guten Sitten Vorschub. Überbevölkerung, Umweltverseuchung, Krankheiten, Epidemien, Kriege, Verwüstungen, Terrorismus, Mord und Totschlag etc. haben genau dort den Ursprung, als der Erste seine Zähne in das unschuldige Fleisch seiner Angehörigen und Mitgeschöpfe schlug, um sich auf dem kurzen Wege an deren Ressourcen zu bereichern. Deshalb kann es für uns Heutige nur einen Rückweg ins Paradies über Vegetarismus und/oder sogar Veganismus geben. Kehret um!
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