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  1. Wolfgang

    Der junge Spund

    Der junge Spund er klettert hoch, auf eine Leiter, die Sonne scheint, die Welt ist heiter. Doch eine Stufe will nicht mehr, er fällt herab, verletzt sich sehr, der Schädel dröhnt, sein Arm, er bricht, er flucht und heult, der arme Wicht.
  2. Er blickte heraus, aufs weite Meer, und schwelgte in Gedanken, die alten Träume, die schmerzten ihn sehr, und brachten ihn ins Wanken. „Ach hätt' ich doch“, „Ach würd ich bloß“, so träumte er dahin, er fühlte sich gar hoffnungslos, als fehlte jeder Sinn. Er schaute zurück, auf junge Jahre, und dachte dann daran, wie groß die Pläne damals waren, die Chance war vertan. Dich will ich fragen, denkst du das? Dass keine Hoffnung bleibt? Wenn ja, verzeih', du bist ein Narr, in alle Ewigkeit.
  3. La Chapelle J'entends les cloches au loin, sans écouter la tempête. Et leurs voix crient strident, pour pénétrer dans ma tête. Les chants rugueux des moines sont enterrés par leur or; et il ne reste rien que le sourire de la mort. Derrière des lourdes portes un crâne repose sur l'autel. Il garde le lit des morts, le secret de la chapelle. Et moi, je suis piégé comme un fantôme de tristesse. Seuls trois mots abrégés chantent tranquillement ma jeunesse à l'ombre de la nuit: R·êve! – I·mplore! – P·éris! ____________________________________ Wörtliche Übersetzung: Ich höre die Glocken in der Ferne, ohne dem Sturm zu lauschen. Und ihre Stimmen schreien schrill, um in meinen Kopf zu dringen. Die rauen Gesänge der Mönche werden begraben durch ihr Gold Und nichts bleibt übrig außer dem Lächeln des Todes. Hinter schweren Toren ruht ein Totenschädel auf dem Altar. Er behütet das Bett der Toten, das Geheimnis der Kapelle. Und ich, ich bin gefangen als ein Geist der Traurigkeit. Nur drei gekürzte Worte besingen still meine Jugend im Schatten der Nacht: T·räume! – F·lehe! – S·tirb! ____________________________________ Lyrische Übertragung: Von weither tönt der Schrei der Glocken durch den Orkan und dringt ins Haupt wie Blei in seinem rasenden Wahn. Den letzten Mönchessang verscharrt ihr goldener Schein. Und was einst vif erklang, heischt nun der lachende Hein. Ein Totenkopf bewacht – verborgen hinter dem Tor – die fahle Leichenwacht, schaut trist zum Heiland empor. Ich selbst bin sein Lakai, ein Geist, von Trauer gebeugt. Die Jugend längst vorbei – mein Sturz durch Schatten bezeugt mit einer simplen Sentenz: R·einheit! – I·rrung! – P·utreszenz!
  4. Diese Frage, wie es denn so ist, weil ich älter im Gesicht, „was fühlst du, wie du bist?“ warum verwundert sie mich nicht? Kopfgefühl und Intuition lächeln frech das Gegenüber an, sozusagen als Reaktion „ich bin noch da und nicht hinüber“. Kann dir sagen, was ich fühle, wenn feinsinnig faltenlos ich im Rad der Lebensmühle stelle mein Innerstes dir bloß. Lebensfreude, Freiheit, Liebe, gepaart mit Zukunft und Vergangenheit, nichts bereuen und dass bliebe so manch Augenblick der Zeit. Lust, Vertrauen, verrückte Visionen, so leb´ ich den Moment in mir Lebensglück in Rationen, das versteckt sich hinter meiner Tür.
  5. Die wundersame Reise mit dem fliegenden Teppich Mir träumte vor kurzem von einem fliegenden Teppich. Der Teppich hatte drei Passagiere. Wir flogen über Städte, Landschaften und Ozeane – die äußere Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Wir machten eine Reise ins eigene Selbst, Szenen tauchten auf: Der Teppich war hellrot mit Punkten und bequem, sodass wir drei gut an Bord steigen konnten. Ich hielt mich in der Mitte des Teppichs, lag angenehm ausgestreckt und ließ mich mit meinen beiden Gefährtinnen treiben. Eine klare Absicht hatte niemand. Die Wolkendecke diente als Einladung zur Erinnerung. Der Alltag? Interessierte uns längst nicht mehr. Als wir eine hügelige Landschaft überflogen, kam uns das eigene Leben unendlich klein vor, der Wirklichkeit komplett entrückt. Paläste der Jugend Vera Russwurm, die Sendung „Ohne Maulkorb“…innerlich nächtelang mitdiskutiert! Queen, Supertramp und Erdnussbutterbrote. Der erste Zungenkuss an Bord eines Ausflugsschiffes. Die Nächte im Zelt im Garten mit Barbara, mit der Taschenlampe zum nahen Campingplatz, teenagerhungrig nach Abenteuer, nach Naturerfahrung. Papa der schimpfte, als wir am nächsten Morgen mit nassen Schuhen den Teppichboden betraten. Mama, die „Olga“ machte, wie sie ihren Mittagsschlaf nannte. Die Normandie taucht auf, zwei junge Frauen, nach der Matura. Kichernd tauchen sie ein in die französische Mentalität. Der Teppich macht einen Schwenk, landet in Hastings, mit dem rumpelnden Bus to „the battle of Hastings“. Erheiternde Abende mit englischen Würstchen, rosarot, wie Schweinchen Babe. Die ersten zarten Bande der Liebe geknüpft Das Wesen der jungen Frau erblüht, das Leben ertanzt und freigelassen in den spanischen Weiten der Costa Brava´schen Küste. Yin und Yang vereint, eine geraume Zeit, die wie tiefe Ewigkeit anmutete. Sie, mit dem verschmitzten blonden jungen Mann, der damals, einige partnerschaftsprägende Jahre, ihrer war. Die Motor Cross Maschine heulte auf…Yin und Yang auf einer Serpentinenstraße – romantischer Panoramablick inklusive. Die Reise geht weiter…Lissabon. In der Altstadt einen satten Blick auf Häuserzeilen werfend nach Belem, wo der Sandstein des Kulturzentrums hell in der Abenddämmerung schimmert. Eine Episode, mit einem anderen jungen Mann, Saudade inklusive. Die drei Passagiere mischen sich gekonnt unter die probenden Studenten. Eine begnadete Klavierspielerin spielt die ersten Töne. Die Spieler, allesamt Laien, spielen engagiert, mit vollem Körper- & Stimmeinsatz. Prägend die Probe, in der die Leiter umfiel. Zu viel Job, zu viel vom Einen, zu wenig vom Anderen. Freundschaften verlieren sich, finden sich neu. Der Teppich holpert weiter, durch Beziehungslandschaften, „open house“, die Altbauwohnung als Diskussions- & Lebensraum, Rückzugs- & Musikraum. Der Teppich macht eine längere Verschnaufpause. In der Mitte des Lebens angelangt. Wohin des Weges fragst du dich. Die Pause tut gut, mit Datteln und Minztee…das Wohin ist noch nicht beantwortet, ein leichtes Beben geht durch die Fasern meiner Haut. Sigrid Francesca Beckenbauer Trainerin der Erwachsenenbildung, Theaterpädagogin, Kulturschaffende (52 J., *1968 geboren in Wien)
  6. I c h e r i n n e r e m i c h … F r a g m e n t e e i n e r J u g e n d Ich erinnere mich an Mineralwasserflaschen voller Wein, der Vater (ohne Kennzeichnung) im Kühlschrank, wir noch klein, mehrmals (ohne Verdacht) ein paar Schlucke einfach tranken… Gott sei Dank danach meistens kaum wankten. Ich erinnere mich an marmeladegefüllte italienische Polsterzipfe, täglich von Vater in den Bibione Pineda Bungalow gebracht, schon voller Erwartung auf der Steinterrasse mit Andacht, gleichzeitig der Duft von frischen Schwammerln, Wohlgeruch ganz sacht?! Ich erinnere mich an Osttiroler Skifahrten, ging Barbaras Ski dabei verloren, abends mit dem einzig verbliebenen Nachtwächter danach mit Schnaps vergoren. Ich erinnere mich an das Abschlagen der Forellenköpfe nebst stiller Kärntner Seen, drei kleine Kärntner Kinder, ebendort, genau wie ich, staunend und betrachtend stehen. Ich erinnere mich an Spital am Semmering, im Schlitten mit Gerhard an der Hand, Das Pferd im Stall faszinierte vor allem die kleine Nathalie, die Tante trug schwer, nach „einer Fuhre Mist“ mit ihr am Rücken hinauf ins Land. Ich erinnere mich an Tage voll mit Regen, allein mit Udo Hubers Ö3 Hitparade schmachtend, die Cousine cool mit „In the rivers of Babylon“ kaum achtend, derweil die Eltern den Garten am Neufeldersee schon pachtend. Ich erinnere mich an Schleierbaracken mit vollem Kirschbaum, wo wir spielten, ohne Aufsicht, fernab fast wie im Traum! Ich erinnere mich an Tante Luzie´s holländisches Marzipangebäck, als Kind verzerrt, war es bald schon wieder weg. Der Onkel bei der Wanderung meistens plaudernd mit dabei, fühlte sich beim Schach im Schweizergarten meist ganz frei. Ich erinnere mich an Claudias Absicht, mich mitten im See zu verlassen, niemand konnte es damals von der Familie so recht fassen. Draufgesetzt noch des Nachbarns lüsterner Seeumblick, „oben ohne“ nur zu schauen, ohne Ruhe, träumend von gut f****, Ich erinnere mich an Martins Orgel mit schwarzem Kater obendrauf, wir, Ping pong, die Türen öffnend, gings runter und die Treppen rauf. Ich erinnere mich an Klassenkamerad Armins wildlachende Kasperltouren, wenn auf Ausflug die ganze Klasse gemeinsam gestikulierend fuhren! Ich erinnere mich an bunte Brötchenschiffe an Geburtstagen, doch die Warze auf der Zehe ließ mich Einiges erfragen. Ich erinnere mich an Spörks kleinen Laden nebst der Schule gut gelegen, wir Gymnasiasten fast jeden Nachmittag hinein, Zuckerl und Bonbons, von wegen! ich erinnere mich, ich mich erinnere, mich ich erinnere !
  7. Pandemische Sorgen (I-III) I Nur aufgeregt. Ich bin aufgeregt, vielleicht ein bisschen ängstlich und Sorgen schlummern in mir. Denn mein Land, wird krank und meine Freunde, ignorieren es. II Warum besuchst du eine Schule für soziales, wenn dir deine Mitmenschen egal sind? Weißt du, ich sitze neben Mitmenschen, in diesem kleinen Warteraum, irgendwo am hintersten Eck dieser Welt, die ich noch nie gesehen habe und dennoch will ich sie, mit ihren Familien und Leben schützen sowie ich euch schützen will. Es gehört doch zum Leben dazu, sich solidarisch und aufopfernd zu zeigen, verlernt man das in der Sozialausbildung? Denn man weint erst, wenn es zu spät ist, um das Verlorene zu retten und das Traurigste daran wird sein, dass selbst deine Tränen infektiös geworden sind. Eine Gefahr für unser Gesundheitssystem. Eine Gefahr für meinen Verstand, mein Wohlbefinden. Ich verstehe dich nicht mehr, früher, sagen manche, war vieles besser, in einem Punkt muss ich ihnen zustimmen, früher, hättest du geholfen, anstatt mich fertigzumachen. Ich werde weiterhin warten, in diesem für mich bestimmten Warteraum, ich werde mich abschotten, fernbleiben von diesem Chaos, ich werde beschützen, was mir lieb ist. Keine Sorge Oma, ich bin für dich da. III Eine Pandemie geht um und sie hält unsere Herzen fest, mein Herz fest. Fest in ihrer Hand, mit der Zeit ein wenig sanfter und dennoch bin ich; hin und hergeworfen, zwischen dem Versuch, locker zu bleiben und der Pflicht, ernsthaft die Krankheit zu vertreiben. Ich weiß nicht was ich machen soll, was ich eigentlich will. Wohin soll ich gehen, mit meinem aufgewühlten Herz, wenn ich abgeschottet werde, von Familie und Freunden, alleinegelassen mit meinem Schmerz. Weg mit ihnen! Sonst werden sie auch noch krank, das ist ja der beschissene Scherz, an der ganzen pandemischen Krise, man will von ihnen wegbleiben, um die Geliebten nicht mit ihren Liebsten zu gefährden. Ich weiß schlussendlich nicht einmal, wann ich Überträger bin, denn wenn ich Symptome zeige, dann war ich an tausend anderen Orten zuvor, in Berührung, mit dutzenden Kontakten und Dingen, denen ich begegnet bin. Und deswegen ist diese Pandemie für mein Herz so schlimm, ich kann nicht nachverfolgen, wen ich nicht schon verflucht habe und wen nicht. Gefangen zwischen: Ja und Nein; Zuviel oder zu wenig; Wo fange ich an und wo höre ich auf, zu scherzen, zu helfen, zu reduzieren, zu telefonieren? Wo soll ich nur anfangen, um diese Krise für mich selbst, einmal auszusortieren, denn sowie es jetzt weitergeht, werde ich nur taub für die Ereignisse um mich herum, und für das, was Außerhalb geschieht. Bald, bin ich wirklich nur noch abgeschottet und alleine, und kümmere mich ausschließlich um einen Schatz, den ich behalten kann, auf ewig: Meine Familie.
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