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  1. Adel verpflichtet Wenn Max von Schludrigkeit erwacht, schlief er sehr schlecht meist in der Nacht. Sein blaues Blut beherrscht sein Streben und zwingt den Max als Graf zu leben. Es ruht lädiert in seinen Händen das Ahnenschloss mit feuchten Wänden. Im Traum streift er durch alle Räume, die Konsequenz sind schlechte Träume. Im Rittersaal wächst jetzt das Moos, im Brautgemach ist nichts mehr los, weil jüngst das Bett mit lautem Krach durch morsches Holz zusammenbrach. Und in des Schlosses alter Küche, da gibt es nicht nur Wohlgerüche. Weil dort die Ratten dreist agieren, geht das dem Max sehr an die Nieren. In Mauern, die das Schloss gestalten, da will partout kein Mörtel halten. So bröselt es tagaus, tagein, es ist nicht leicht, ein Graf zu sein. Er erbte auch den Schloss-Geist mit, der jäh verstarb am Pferdetritt. Als Kunibert, der Idiot, war er vom Wahnsinn einst bedroht. Nun spukt er in dem Ahnenschloss und reitet nachts auf jenem Ross, das ihm den Todestritt versetzte, worauf man es zu Tode hetzte. Kein Wunder, wenn dem jungen Grafen mitnichten ein gesundes Schlafen des nächtens ist im Schloss vergönnt, weil auch der Schlossgeist niemals pennt. Sogar das Weib von Kunibert als Geist an Maxens Nerven zerrt. Sie starb erhängt an einer Esche, bekleidet nur mit Unterwäsche. So spukt Sieglinde, die Frigide (sie war zur Lebzeit schizoide), des Nachts dreist durch die Schlosskapelle (einst stand die Esche an der Stelle). Nun ist es an des Maxens Pflichten, das Ahnen-Schloss neu herzurichten. Es raten ihm die Schloss-Gespenster zum Austausch auch der alten Fenster: „Beim Spuken pfeift hindurch der Wind, es sind fast alle Fenster blind. Auch klebt daran der Vogelkot“, mault Kunibert, der Idiot. Wo soll der Graf das Geld besorgen, wer wird die Umbaukosten borgen? Ihm kommt die Volksbank in den Sinn, dort bittet er um ´nen Termin. Der Chef der Bank, ein Vitus Theissen, der rät, das Schloss ganz abzureißen. Die Antwort sei bedauerlich, doch sei der Zustand schauerlich. Er könne ihm, in allen Ehren, die Mittel keineswegs gewähren und fügt noch an, wobei er grinst: „So sparen Sie den Schuldendienst!“ Der Max hört nachts die Geister mahnen, das Schloss mitsamt der Ahnenfahnen nicht einfach sinnlos zu vernichten: „Wer adlig ist, der hat auch Pflichten!“ Und Kunibert, der Idiot, ritt schnurstracks nach dem Abendbrot mit seinem toten Pferd von hinnen, derweil sein Weib spukt auf den Zinnen. Er hat den Bankchef überzeugt, hat nachts sich über ihn gebeugt: „Gibst Du dem Grafen nicht Kredit, so stirbst Du auch am Pferdetritt!“ Dem Bänker klapperten die Zähne, das Pferd streift ihn mit seiner Mähne. Schnell hat er angstvoll zugestimmt, was so des Grafen Sorgen nimmt. Es hat sich wieder mal gezeigt, die Bänker sind doch sehr geneigt, dem Kundenwunsch Tribut zu zollen, weil sie des Nachts gut schlafen wollen. So brachte Kunibert die Wende, das Ganze kam zum guten Ende. Dies hat der Graf mir jüngst berichtet. Wie gut, dass Adel auch verpflichtet! @Copyright Text und Bilder: Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
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