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  1. Oh Raunacht Ich zünd dir meine Wünsche an, dass das neue Jahr mir Gutes tun kann. Meine Träume trägt der Rauch, hoch hinaus, ins Himmelsblau. Ich wünsche nicht viel, nur Zeit und Mut, Gesundheit, Freiheit – das tut mir gut. Vielleicht ein Funke Liebe von dir, das wär genug, das wünsche ich mir. Ein schöner Brauch, so voller Magie, ich lieg am Boden und hoffe wie nie. Ich sende dir meinen stillen Traum, auf dass er wächst wie ein starker Baum. Und irgendwann, vielleicht bald schon, wend ich mich an dich mit frohem Ton. W.S
  2. Vorweihnachtliches Brauchtum Im Herbst ereilt uns Halloween, wenn Monster durch die Straßen zieh´n, um unerquicklich wie die Zecken den braven Bürger zu erschrecken. Den ganzen lästigen Zinnober gibt es zum Ende vom Oktober. Durchs Fenster glotzen manche Fratzen, erschrecken Menschen wie auch Katzen. Frau Meier auch, gebeugt durchs Alter, erschauderte, weil Enkel Walter, verkleidet als ihr toter Gatte, im Garten dreist zu spuken hatte. Sie will sich in den Garten schleppen und stolpert auf den Kellertreppen. „Was zum…, …verflixt“, mit diesem Spruch ereilt sie jäh des Beines Bruch. Das Treiben der Gespensterbanden hab ich bis heute nicht verstanden. Vielleicht hab ich ja was verpennt, und Brauchtum ist zu different. Gleich im November, zwei Gestalten uns ebenso zum Narren halten. Am 11.11. springt hervor der Hoppeditz mit viel Humor. Er zeigt uns an, im Narrenkleid, den Start der fünften Jahreszeit. Er blödelt laut und ungeniert, was dann St. Martin stark pikiert. Denn der bekannte heil’ge Mann ist just zum selben Datum dran. Er muss -wie jedes Jahr- sich eilen, um seinen Mantel zu zerteilen. Wenn beide auf einander prallen, so wird’s St. Martin nicht gefallen, beim Fackelzug von kleinen Gören mit Inbrunst ein „Helau“ zu hören. Der Bettler wird ´nen Anfall kriegen, wenn um ihn rum Kamelle fliegen. Den Mantel, den will er sich kaschen, statt alte Bonbons zu erhaschen. Doch im Dezember ist’s vor vorbei mit Martinszug und Narretei. Der Nikolaus bringt süße Sachen, die braven Kindern Freude machen. Knecht Ruprecht, der wird unterdessen die bösen Kinder etwas stressen. Drum hat er stets und mit Bedacht die dicke Rute mitgebracht. Für Nikolaus gilt vehement ein Zeitraum, der sich nennt Advent. Man fängt jetzt an, gehetzt zu laufen, um dies‘ und jenes einzukaufen. Der Weihnachtseinkauf manchen schlaucht, es wird gekauft, was keiner braucht. Es will kein Mensch an Tannenspitzen zum Fest ganz ohne Päckchen sitzen. Wenn dann das vierte Kerzchen brennt, ist‘s bald vorbei mit dem Advent. Das Christkindlein, es wird geboren, der Weihnachtsmann steht vor den Toren. Bisher hat sich mir nicht erschlossen, was ist der Sinn des Zeitgenossen, der Weihnachten stets gegenwärtig in rotem Mantel und sehr bärtig. Zumal, so frag‘ ich leicht gequält, ich habe Hunderte gezählt, die rot gekleidet sich versammeln und so auf unsren Straßen gammeln. Dem Christkindlein ist es egal, denn es hat keine andre Wahl. Es liegt halbnackt in einer Krippe und starrt entgeistert auf die Sippe,… …die rundherum das Kind beäugt und so die heil’ge Nacht bezeugt. Dabei sind auch drei Königsgören mit Gold und Weihrauch sowie Möhren. Vorbei ist schnell die Weihnachtszeit, man ist fürs neue Jahr bereit. Der Zirkus kann von vorn beginnen, das alte Jahr es rauscht von hinnen. Und die Moral von der Geschicht‘: „Ganz ohne Brauchtum geht es nicht. Das Jahr verlöre die Struktur, es herrschte nur noch Chaos pur.“ @Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
  3. J.W.Waldeck

    Bis Tote auferstehen

    Bis Tote auferstehen die ihr Kirchen bautet auf heidnische Kraftorte die ihr Mauern brauchtet statt frei erblühter Worte die ihr Ostern stahlet der Göttin Ostara Weihe tauscht lebendige Feierbäume für weihnachtliche Feuerträume die ihr Freitag fälschet und Freyas Lichtleib schändet die ihr Sonntag raubet Sonnenfeier nordischen Glaubens in eure Wüste werde ich säen bis Tote auferstehen! © 2012
  4. Hayk

    Jungfrau Barbara

    Ich war mal Bergmann, fast ein Dutzend Jahre, und im Dezember, ganz genau am Vierten, wenn ich zu meiner Schwester nach Kamp-Lintfort fahre, mach ich den Umweg über Xanten - Birten und schneide zwanzig Zweige dort vom Kirschenbaum, um so den alten Brauch der Knappen treu zu hüten, mir zu erfüllen meinen winterlichen Traum, Sankt Barabara zu dienen unter rosaroten Blüten. Und sollte es mit Apfelblüten auch gelingen, dann werd ich Barbara ein Dankesliedchen singen. Als ehemaliger Bergmann pflege ich den alten Brauch, am 4. Dezember, dem Barbaratag, einen abgeschnitttenen Kirschzweig ins Wasser zu stellen. Wenn er Weihnachten blüht, ist das Glück fürs nächste Jahr sicher gestellt. Wer es zum ersten Mal probiert, sollte folgendes machen: Weil der Kirschzweig einige Tage Frost braucht (woher Frost nehmen bei den frühlingshaften Temperaturen?), legt man ihn für ein, zwei Tage in die Kühltruhe. Danach in einem kühlen Raum stellen. Bevor der Kirschzweig in eine Vase kommt, „badet“ man ihn, in Zeitungspapier eingewickelt, (am besten in der Badewanne) eine Nacht lang in lauwarmen Wasser. Danach stellt man die Kirschzweige in eine Vase und füllt jeden Tag frisches Wasser hinzu. Dann heißt es abwarten und sich zu Weihnachten über den Blütensegen freuen.
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