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Guten Tag Jan Fischer,

 

Dein Text macht extrem betroffen.

 

Ich bin in meiner Kindheit neben einem Bezirkskrankenhaus aufgewachsen;
mein Vater war Pfleger dort.

Wir Kinder haben uns in der "Anstalt", die wie ein Dorf war,

herumgetrieben und einmal sahen wir durch ein Loch im Bretterzaun,

eine Runde Frauen in graubraunen Kattun, die völlig abgestumpft hintereinander im Kreis hergingen.

Dieser Eindruck hat mich nie losgelassen.

 

Der Blick auf Menschen, die in psychische "Randgebiete" gelangen,

ist immer noch ein sehr konservativer und oft zynischer.

So, als könne es eineN selbst nie ereilen - die Statistik spricht vom Gegenteil.

 

In einer Umgebung, wie Du sie oben schilderst,

ist es für einen Menschen nicht möglich,

gesund zu werden.

(Ich bekomme beim Lesen schon Beklemmungen und innere Panik)

 

Ich kenne einige Menschen mit der Diagnose "schizophren" und wollte ihnen immer wieder nahelegen,

sich auf einen eigenen Weg, außerhalb von Haldol usw. , zu machen,

um ein Verständnis für ihre Krankheit zu finden und einen Umgang, der nicht mit soviel Abgeschaltet-Werden zu tun hat. Leider nehmen sie das nicht an -- ihre , oft lange, Krankheitsgeschichte, hat ihnen nahegelegt, dass sie die Tabletten ein Leben lang brauchen werden.
 

Ein junger Mann (24) aus meinem Freundeskreis, nimmt auch diese Medizin.

Er erzählt mir manchmal stundenlang von seinen Halluzinationen -

eine Einordnung dieser Fantasien in seine Lebensgeschichte fehlt ihm -

dabei wäre dies für mein Verständnis wesentlich für die Heilung.

Er leidet sehr darunter, dass er keine Gefühle mehr hat, nicht mehr weinen kann ... -

aber er funktioniert.

 

Danke für Deinen Text ,

 

LG Sternenherz

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Hallo Sternenherz 

Lieben Dank für Deine Impressionen und Gedanken 

Ich finde es mittlerweile sehr schwierig, zwischen "kranken" und "gesunden" Menschen zu differenzieren, tatsächlich hab ich in meinem Leben nur eine Handvoll Menschen getroffen, die wirklich gesund und stabil waren

Ich erwähnte ja den völlig unfähigen Oberarzt, der einen ganz falschen Beruf gewählt hat, das war wirklich ein Menschenfeind

Es war ein dunkles Kapitel in meinem Leben, aber ich bin sehr froh und dankbar dafür, dass ich nun fähig bin, eigenständig zu leben, ich hab mir aus den Trümmern ein Leben gebaut und bin sogar in der Lage anderen zu helfen, etwa bei der Lebenshilfe 

Ich habe erfahren, dass Medikamente unterstützen können, aber "gerettet" hab ich mich ganz alleine, aus eigenem Antrieb und das macht mich stark

Ganz liebe Grüße 

  • Danke 1
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Guten Tag, Jan,

 

ich stimme Dir zu - diese Schwarz-Weiß-Sicht ist nirgends im Leben hilfreich

und in dem Bereich Psychisches Befinden noch weniger als anderswo.

 

Hilfe gibt es - meiner Beobachtung nach - in der Psychiatrie nur oberflächlich.

 

Aber wie auch, soll ein völlig krankes System Menschen,

die an diesem System kranken,

helfen ?
Noch dazu, wenn es solche unfähigen Menschen sind,

wie Du sie in der Person des Arztes beschreibst.

 

Wundervoll, dass Du Dich herausgefunden hast!

Ja, es macht stark, die eigenen Wunden zu heilen -

ich habe - den Göttern Dank - die Psychiatrie nie von innen kennenlernen müssen,

das hätte ich womöglich nicht überlebt.

 

 

Ganz liebe Grüße zurück

 

Sternenherz

  • in Love 1
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